Schlimmer kann der Tag eigentlich nicht kommen für Cardillo (Emile Hirsch). Als wäre es nicht schon nervig genug, dass der Polizist zusammen mit seiner Kollegin Jess Peña (Stephanie Cayo) Lute evakuieren soll, während der Hurricane auf Puerto Rico zurast, muss er sich auch noch um Griffin (Will Catlett) kümmern, der in einem Supermarkt für Ärger gesorgt hat. Als die beiden ihn zu seinem Wohnkomplex begleiten, wo er noch schnell sein Haustier füttern will, stellen sie fest, dass dort noch drei weitere Leute fortgeschafft werden müssen: Troy Barrett (Kate Bosworth), deren Vater Ray (Mel Gibson) und Bergkamp (Jorge Luis Ramos). Doch während noch heftig gestritten wird, wer nun warum nicht mit will, taucht noch ein Verbrecher auf, der sich Johannes der Täufer (David Zayas) nennt und in der Anlage einen wertvollen Schatz vermutet …
Die doppelte Bedrohung
Eines kann man Cory Miller sicher nicht vorwerfen: Er habe nichts zu erzählen. Der bislang nur an Kurzfilmen beteiligte Drehbuchautor fährt für sein erstes Langfilm-Skript zumindest bemerkenswert viele thematische Elemente auf, die dann irgendwie zusammengeworfen werden. Am interessanten ist dabei noch die Kopplung zweier unterschiedlicher, in Kombination sehr unangenehmer Bedrohungen. Auf der einen Seite rast der Hurricane heran, der alles zu zerstören droht und für eine gewisse Dringlichkeit sorgt. Hinzu kommen die Gangster, die bei der Eroberung des Schatzes keinerlei Hemmungen oder Zurückhaltung zeigen. Sie wollen, was sie wollen, wer ihnen in die Quere kommt, der stirbt halt. Da muss dann auch gar nicht groß diskutiert werden.
Das ist eigentlich keine schlechte Kombo, um bei einem Thriller schön viel Spannung zu erzeugen. Es ist überall dunkel und stürmisch, Hilfe kann man nirgends holen, dazu stellt ein Wohnkomplex ein Labyrinth da, in dem sich die Figuren hoffnungslos verlaufen bis verstecken können. Dann und wann nutzt Force of Nature diese Anordnung auch, um ein kleines Katz-und-Maus-Spiel damit zu veranstalten, wenn in dem ganzen Haus auf einmal irgendwelche Leute herumwuseln, während draußen die Welt untergeht. Trauma Center hatte kürzlich etwas ähnlich versucht, war aber an der Aufgabe gescheitert, das Setting auf nennenswerte Weise zu gebrauchen. Sonderlich kunstvoll ist die Inszenierung hier zwar auch nicht, aber es reicht.
Alles geht … oder auch nicht
Dafür werden inhaltlich die unglaublichsten Geschütze aufgefahren. Dass B-Movies gerne mal irgendwelche komplett aufgesetzten Vorgeschichten oder Nebenhandlungen einbauen, um die Illusion von Tiefgang zu erzeugen, das ist jetzt kein Geheimnis. Im Vergleich zu Force of Nature ist das aber alles bescheiden. Hier gibt es einen desillusionierten, zynischen Cop mit tragischer Vergangenheit. Einen alten Cop, der alle über den Haufen knallen will. Einen Schwarzen, der alle Cops hasst und deshalb ein etwas spezielles Haustier daheim hat. Einen anderen alten Mann, der Geheimnisse hat. Dann natürlich die Gangster, die es in einem derartigen Pulverfass nicht gebraucht hätte. Ach ja, eine Liebesgeschichte wird auch noch eingebaut, damit ja keine Minute ungenutzt bleibt.
Dass das ein bisschen Overkill ist, dürfte offensichtlich sein. Hin und wieder drängt sich dabei auch der Eindruck auf, dass Force of Nature irgendwie eine schwarze Komödie hätte sein sollen, weil das alles so übertrieben ist. Leider wird das in diese Richtung gehende Potenzial aber nicht wirklich genutzt. Anstatt aus diesem wild und willkürlich zusammengeworfenen Haufen einen schön verrückten Film zu machen, nimmt sich das hier – vergleichbar zum ähnlich überfrachteten The Doorman – Tödlicher Empfang – alles viel zu ernst. Lediglich Mel Gibson scheint an seiner Figur wirklich Spaß zu haben und macht aus dem alten Cop eine Proleten-Cop-Karikatur. Der Rest des erstaunlich prominenten Ensembles scheint hingegen ebenso unschlüssig zu sein wie der Film, was mit dem Ganzen anzufangen ist.
Das macht Force of Nature zu einem insgesamt recht frustrierenden Film. Einerseits ist das hier nicht ganz so sehr Wegwerfware, wie man es in diesem Segment oft vorfindet. Zumindest stehen die Chancen besser, dass man sich im Anschluss an einzelne Teile erinnert. Gleichzeitig wird der Actionfilm nie so gut, wie er hätte sein können, nicht so unterhaltsam und witzig, nicht so spannend. Tatsächlich besteht die größte Spannung darin, was das denn für ein komisches Haustier sein soll, von dem Griffin anfangs nebulös spricht. Doch auch dieses wird am Ende so schnell wieder zur Seite geräumt, dass es sich kaum gelohnt hat, es überhaupt auf das Publikum loszulassen.
OT: „Force of Nature“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Michael Polish
Drehbuch: Cory Miller
Musik: Kubilay Uner
Kamera: Vincent Richard
Besetzung: Emile Hirsch, Kate Bosworth, Stephanie Cayo, Mel Gibson, Will Catlett, David Zayas, Jorge Luis Ramos
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