Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit The Witch and the Ottoman
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Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit

Kritik

Hexenjagd Ein Kampf um Liebe und Freiheit
„Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit“ // Deutschland-Start: 14. Januar 2021 (DVD)

Im Jahr 1739 lebt ein Großteil der Menschen in Armut. Als dann auch noch die Ernte ausfällt und eine Hungersnot droht, ist die Verzweiflung groß. Wie sollen sie jetzt nur überleben? Eine Schuldige ist schnell gefunden: Catharina (Xenia Assenza). Die hat zuvor die Avancen des adeligen Ferdinand (Franz Dinda) zurückgewiesen und soll dafür als Hexe auf dem Scheiterhaufen brennen. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis sie ihre Taten zugibt, nachdem sie zuvor gefoltert wurde. Der Kriegsgefangene Osmane Tahir (Erkan Acar), der vom örtlichen Priester Johann (Alexander Schubert) einer Zwangstaufe unterzogen wurde, will dem aber nicht tatenlos zusehen. Tatsächlich gelingt es ihm, die junge Frau zu befreien und mit ihr zu fliehen. Doch der Weg zur Freiheit ist weit und der machthungrige Fürst Wilhelm (Gedeon Burkhard) ihnen bereits dicht auf den Fersen …

Und Hexen gibt es doch!

Auch wenn die Zeit der Hexenverfolgung nun schon einige Jahrhunderte zurückliegt, in Filmen und Serien ist das Thema so aktuell wie eh und je. Meistens geht es in den Geschichten um junge Frauen, die zum Sündenbock gemacht werden sollen – siehe etwa The Cleansing – Die Säuberung oder Luna Nera. Dass die gar nicht schuld sind an den jeweiligen Unglücken interessiert nicht weiter. Es reicht einfach, möglichst laut und hysterisch zu schreien, der Rest erledigt sich dann meistens von selbst, was gewisse Parallelen zur heutigen Zeit nahelegt. Anstatt aber diese Frauen zu reinen Opfern zu machen, vielleicht auch zur Damsel in Distress, dürfen sie sich bei diesen Titeln zur Wehr setzen oder anderweitig ihr Schicksal in die Hand nehmen.

In Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit gilt das auch, wenngleich weniger stark. Wo bei den obigen Kollegen hilfreiche Männer zwar durchaus auftauchen, aber nicht im Mittelpunkt stehen, da ist der deutsche Film von Anfang an als eine Art Liebesgeschichte konzipiert. Das kann man nun als Rückschritt betrachten, als altmodisch auch. Das Bild des Mannes, der die wehrlose Frau beschützen muss, ist dann doch eher das Relikt vergangener, einfacher Zeiten, in der alle ihren festen Platz haben. Die Männer sind für die Action da, die Frauen als optischer Faktor. Eine Art Preis, den es zu gewinnen gilt.

Zumindest ist der Held dieses Mal kein strahlender Ritter oder verwegener Abenteurer, sondern so wie die vermeintliche Hexe ein Außenseiter. Tatsächlich ist seine Geschichte sogar die spannendere. Eigentlich ein Kriegsgefangener wird er dazu gezwungen, seine Identität abzulegen, inklusive seines Namens und seiner Religion. Ganz vollzogen ist diese Zwangsintegration jedoch nicht. Vielmehr hadert er damit, zwischen den Fronten zu wandeln und nirgends hinzugehören. Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit ist damit mehr als nur historische Action, erzählt stattdessen von jemandem, der sich die eigene Souveränität zurückholen will.

Ein bisschen holprig

Dennoch sollte man sich inhaltlich nicht zu viel erwarten. Obwohl recht lange an dem Drehbuch gearbeitet wurde und immerhin drei Männer an diesem saßen, das hier ist weder besonders tiefsinnig noch originell. Später nimmt das Ganze dann zwar noch eine unerwartete Wendung. So richtig stimmig ist das aber nicht, zumal das mit einem unglücklichen Wechsel der Tonalität einhergeht. Auch an anderen Stellen wird ein mangelndes Feingefühl deutlich, etwa bei den Slow-Motion-Einlagen, die derart aufdringlich sind, dass man für einen Moment darüber nachgrübelt, ob das nicht vielleicht als Parodie gemeint war. Da hätte es inszenatorisch auf jeden Fall andere Lösungen geben müssen.

Dafür hat der Film andere Stärken. Lobenswert ist beispielsweise, dass hier mal nicht dieser aufdringliche Grauschleier zum Einsatz kommt, der zuletzt so inflationär verwendet wurde, um eine düstere Stimmung zu erzeugen. Hier gibt es tatsächlich mal so etwas wie Farben und eine Natur. Für eine deutsche Produktion, der mit Sicherheit nicht wirklich viel Geld zur Verfügung stand, lässt sich die Optik insgesamt sehen. Zudem ist das Ensemble sympathisch, das Quartett aus Xenia Assenza, Erkan Acar, Alexander Schubert und Franz Dinda hat sich in verschiedenen Konstellationen ja schon vorher bewährt (Ronny & Klaid, Faking Bullshit). Insgesamt funktionierte das bei den Komödien zwar besser, aber auch der gemeinsame Ausflug ins Dramatisch-Historische geht in Ordnung.

Credits

OT: „The Witch and the Ottoman“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Sebastian Mattukat
Drehbuch: Sebastian Mattukat, Erkan Acar, Alexander Schubert
Musik: Andrew Reich
Kamera: Julian Landweer
Besetzung: Xenia Assenza, Erkan Acar, Gedeon Burkhard, Alexander Schubert, Franz Dinda

Bilder

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„Hexenjagd – Ein Kampf um Liebe und Freiheit“ erzählt von einer Frau, die als Hexe hingerichtet werden soll, dann aber von einem osmanischen Kriegsgefangenen befreit wird. Das hat einige positive Ansätze, auch wenn man sich über manches streiten kann, sowohl inhaltlich wie inszenatorisch. Insgesamt geht das Historiendrama aber in Ordnung.
5
von 10