Im dritten Monat schwanger ist Daphné (Camélia Jordana), als sie Maxime (Niels Schneider) empfängt. Eigentlich wollte der ja zu seinem Cousin François (Vincent Macaigne), dem Freund von Daphné. Aber der musste aus beruflichen Gründen zurück nach Paris. Und so verbringen die beiden eben ohne ihn Zeit in dem Haus auf dem Land. Warum auch nicht? Es ist schön ruhig, das Wetter spielt mit. Und langweilig wird es ihnen auch nicht, haben sie sich doch jede Menge zu erzählen. Vor allem das Thema Liebe stellt sich als sehr ergiebig heraus, haben sie und ihr Umfeld doch viele, nicht immer ganz einfache Erfahrungen damit gesammelt …
Überall Liebe
Kein Land verbinden wir wohl stärker mit dem Thema der Liebe als Frankreich, Heimat unzähliger Künstler und Künstlerinnen des Herzens. Das liegt auch daran, dass der filmische Import unserer Nachbarn darauf einen großen Schwerpunkt liegt. Die charmante romantische Komödie ist bei uns geradezu zu einem Symbol für das filmische Schaffen der Grande Nation geworden. Insofern geht man natürlich mit gewissen Erwartungen an einen Film wie Leichter gesagt als getan heran, das schon im Titel zahlreiche amouröse Verwicklungen ankündigt. Die gibt es dann auch, aber etwas anders als erwartet.
So legt der Einstieg eigentlich nahe, dass der Film von einer sich anbahnenden Affäre zwischen Daphné und Maxime erzählt, schließlich handelt es sich um zwei junge attraktive Menschen, die in einem abgelegenen Haus Zeit miteinander verbringen. Stattdessen ist diese Begegnung aber nur der Rahmen, innerhalb dessen die unterschiedlichsten Liebesgeschichten erzählt werden, in deren Mittelpunkt die zwei sowie ihr jeweiliges Umfeld stehen. Letzteres ist durchaus etwas größer. Und alles andere als zielstrebig: Während die diversen Figuren durchs Leben stolpern, geht das oft irgendwie schief, sie geraten vom Weg ab, verlaufen sich, wissen nicht mehr weiter.
Ein nachdenkliches Chaos
Das ist nicht nur für sie verwirrend. Dem Publikum geht es da ganz ähnlich. Die verschiedenen Zeitebenen und der Verzicht auf durchgehende Protagonisten und Protagonistinnen führen dazu, dass man hier schon etwas aufmerksamer sein muss, als es bei den oft eher berieselnd wirkenden Liebesgeschichten der Fall ist. Später versucht sich Leichter gesagt als getan zudem auch an einem etwas philosophischeren Zugang zu dem Thema, was es aber nicht unbedingt gebraucht hätte. Der Film lebt vielmehr von den Figuren und dem dahinter stehenden Ensemble. Niels Schneider (Back Home) überzeugt mal wieder als ruhiger Melancholiker, Vincent Macaigne (Die Familienfeier) ist eher der komische Trampel.
Überhaupt: Regisseur und Drehbuchautor Emmanuel Mouret (Der Preis der Versuchung) spart nicht mit diversen Macken und Mängeln bei der Figurenzeichnung. Wenn bei ihnen immer mal wieder das Leben nicht ganz so funktioniert wie erhofft, dann haben sie durchaus ihren Anteil daran. Das macht sie gleichzeitig wieder sympathisch, gerade als Kontrast zu den oft unsagbar glatten Romantic Comedies aus den USA mit ihrem Hang zu Idealisierungen. Bei Leichter gesagt als getan dürfen die Leute noch Fehler haben und sie auch machen. Sie dürfen sich auf der Suche nach dem Glück, sei es für sich oder andere, sogar richtig bescheuert verhalten wie bei einer herrlich seltsamen Lüge im weiteren Verlauf.
Das ist dann weniger für ein Publikum gedacht, dass bei richtig großen Gefühlen mal wieder hemmungslos schmachten möchte. Es wird auch sehr viel mehr gesprochen als gehandelt. Die Tragikomödie vom Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2021 ist daher für Zuschauer und Zuschauerinnen gedacht, die es etwas zurückhaltender, dafür kauziger mögen, ohne dass es gleich wieder im Klamauk endet. Anstatt aus den vielen Verwicklungen, Betrügereien und (Selbst-)Lügen reine Unterhaltung machen zu wollen, zeigt sich der Film von einer nachdenklichen, zugleich zerbrechlichen Seite, poetisch und doch menschlich.
OT: „Les choses qu’on dit, les choses qu’on fait“
AT: „Love Affair(s)“
Land: Frankreich
Jahr: 2020
Regie: Emmanuel Mouret
Drehbuch: Emmanuel Mouret
Kamera: Laurent Desmet
Besetzung: Camélia Jordana, Niels Schneider, Vincent Macaigne, Émilie Dequenne, Jenna Thiam, Guillaume Gouix
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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César | 2021 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Emmanuel Mouret | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Camélia Jordana | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller | Niels Schneider | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Émilie Dequenne | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Vincent Macaigne | Nominierung | ||
Beste Nachwuchsdarstellerin | Julia Piaton | Nominierung | ||
Beste Kamera | Laurent Desmet | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Martial Salomon | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | Emmanuel Mouret | Nominierung | ||
Bester Ton | Maxime Gavaudan, François Mereu, Jean-Paul Hurier | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | David Faivre | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Hélène Davoudian | Nominierung | ||
César des lycéens | Nominierung | |||
Prix Lumières | 2021 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Emmanuel Mouret | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Camélia Jordana | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Emmanuel Mouret | Nominierung | ||
Beste Kamera | Laurent Desmet | Nominierung |
Französische Filmtage Tübingen-Stuttgart 2020
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2020
Französische Filmwoche Berlin 2021
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