Der Fall ist eigentlich klar: Als Marie Brand (Mariele Millowitsch) und Jürgen Simmel (Hinnerk Schönemann) am Tatort eintreffen, ist die Frau schon tot. Jemand muss sie die Treppe hinuntergestoßen haben. Aber wer? Zunächst fällt der Verdacht auf ihren Ex-Freund Florian Leffers (David Miesmer), der schon länger die Tote gestalkt hat. Aber auch Nelly Herforth (Christin Nichols), die Schwester der Verstorbenen, rückt aufgrund vorangegangener Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Und was hat es mit dem befreundeten Zahnarzt-Ehepaar Heike (Anne Ratte-Polle) und Erik Böttcher (Moritz Führmann) auf sich, die sich ebenfalls verdächtig verhalten?
Alles wie immer
Zurzeit ist Hinnerk Schönemann als Polizist wirklich im Dauereinsatz. Nicht nur, dass seine Reihe Nord bei Nordwest gerade mit drei neuen Filmen innerhalb von drei Wochen an den Start ging, meldet sich auch Marie Brand zum Dienst zurück. Und dort ist der Schauspieler ja auch schon seit 2008 dabei. Während aber die nordischen Krimis derzeit nicht so wirklich wissen, in welche Richtung sie sich bewegen wollen, in Conny und Maik die Leichtigkeit völlig abhandengekommen ist, da zeigt sich Marie Brand und die Leichen im Keller ganz traditionell. Der mittlerweile 28. Teil der Erfolgsreihe will sich erst gar nicht an irgendwelchen Experimenten verheben.
Für Neulinge ist die stark humorvolle Ausrichtung von Marie Brand und die Leichen im Keller erst einmal gewöhnungsbedürftig. Vor allem Schönemann ist sich in der Rolle des Gehilfen Simmel wirklich für keinen blöden Spruch zu schade. Immer wieder kommentiert er die Aussagen der anderen, gerne schon mal auf völlig unpassende Weise. Selbst eine Referenz an die französische Blödellegende Louis de Funès findet darin noch Platz. Das sorgt für starke Kontraste zu dem eigentlich ernsten Geschehen, lenkt manchmal auch davon ab, dass da schon ernste Themen angesprochen werden. Witzig sind diese Einschübe zuweilen aber durchaus, gerade wenn sie aus dem heiteren Himmel kommen und nicht nur die Anwesenden ihre Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit haben.
Zwischen Reibereien und Rätseln
Damit einher geht das spezielle Verhältnis zwischen Brand und Simmel, das gleichzeitig vertraut und distanziert ist. Zwei Leute, die sich schon ewig kennen und eng zusammenarbeiten, sich dabei aber nicht wirklich nahe stehen. Das zeigt sich besonders in einem Nebenstrang, der sich um Zahnschmerzen und einen Auffahrunfall dreht und regelmäßig zu kleineren Reibereien führt. Zur Figurenzeichnung dient das dann aber weniger. Drehbuchautor Stefan Rogall (Deutscher) ist an den Stellen eher auf den Unterhaltungsfaktor aus, was dank des eingespielten Teams gut funktioniert. Wem dieser Aspekt und die konstant komische Note nicht gefällt oder gleichgültig gegenübersteht, der hat entsprechend weniger Spaß an dem Krimi.
Wobei er auch so seine Qualitäten hat. Wie im klassischen Whodunnit kommen auf eine Leiche eine ganze Menge Tatverdächtige, die alle irgendwo ein Motiv für das Ableben hatten. Gelungen ist dabei, dass diese Figuren zwar alle zusammengehören und gemeinsame Sache machen, dabei aber nicht sicher sind, was die jeweils anderen alles getan haben. Das bedeutet viel Misstrauen untereinander, was sich auf das Publikum überträgt. Hier darf man bis zum Ende darüber nachgrübeln, wer es denn nun wirklich war. Ganz überzeugend ist die Auflösung jedoch nicht. Marie Brand und die Leichen im Keller wollte unbedingt eine Variante, auf die man nicht unbedingt kommt. Das wird aber durch eine geringere Glaubwürdigkeit erkauft. Als reiner Krimi ist der Film daher nur bedingt zu empfehlen, in Verbindung mit dem spielfreudigen, gut gelaunten Ensemble aber passt es.
OT: „Marie Brand und die Leichen im Keller“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Michael Zens
Drehbuch: Stefan Rogall
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Enzo Brandner
Besetzung: Mariele Millowitsch, Hinnerk Schönemann, Anne Ratte-Polle, Moritz Führmann, Christin Nichols, David Miesmer, Laina Schwarz
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