Red Sparrow
© 20th Century Fox

Red Sparrow

Kritik

Red Sparrow DVD
„Red Sparrow“ // Deutschland-Start: 1. März 2018 (Kino) // 19. Juli 2018 (DVD/Blu-ray)

Die junge Russin Dominika Egorova (Jennifer Lawrence) ist eine talentierte und erfolgreiche Primaballerina, die eine große Karriere vor sich hatte – bis zu jenem Tag, als sie einen schweren Unfall hatte, der das Ende ihrer Tanzlaufbahn bedeutete. Um auch weiterhin die lebensnotwendige ärztliche Betreuung ihrer Mutter bezahlen zu können, lässt sie sich auf einen Vorschlag ihres Onkels Ivan Egorov (Matthias Schoenaerts) ein, dem Vizedirektor des russischen Auslandsgeheimdiensts SWR, einen Oligarchen zu verführen, um so an Informationen heranzukommen. Und das ist nur der Anfang, kurze Zeit später ist sie Teil des Sparrow-Programms, welches sie zu einer Agentin ausbildet. Ihr erster Auftrag: den CIA-Agenten Nathaniel Nash (Joel Edgerton) überwachen, der mit einem Maulwurf zusammenarbeiten soll, von dem niemand sagen kann, wer er ist …

Die Sehnsucht nach dem alten Feind

Seit dem Ende des Kalten Krieges sind Spionagethriller ein wenig aus der Mode gekommen. Anlässe und Themen gäbe es natürlich noch genug, die Arbeit der Geheimdienste ist nicht unbedingt weniger geworden. Doch neben einer allmählichen Verschiebung in den Cyberraum, was für ein optisches Medium wie den Film nicht sehr dankbar ist, gibt es heute das Problem, dass die Einteilung in gut und böse schwieriger geworden ist. In einer globalisierten Welt, in der die meisten Länder irgendwie miteinander kooperieren müssen, ist eine zu einseitige Darstellung des „Feindes“ nicht mehr vertretbar, will man böses Blut und wirtschaftlichen Schaden vermeiden.

Insofern ist Red Sparrow trotz seines aktuellen Settings fast schon nostalgisch, wenn hier die Welt noch recht klar einzuordnen ist. Zwar gibt es schon die eine ohne andere Ambivalenz, nicht zuletzt bei Dominika selbst. Im Grunde gräbt die Adaption eines Romans von Jason Matthews aber alte Klischees aus, wenn nahezu alle Bösen bei den Russen zu finden sind. Dass sich für eine solche Geschichte dann nicht unbedingt ein russisches Ensemble finden lässt, ist klar. Vielleicht war es aber auch die aus kommerziellen Gründen verfolgte pure Starpower, weshalb hier lauter bekannte Schauspieler und Schauspielerinnen aus dem Westen auftreten. Neben der US-Amerikanerin Lawrence (Silver Linings) und dem Belgier Schoenaerts (Verbündete Feinde) dürfen unter anderem die britischen Legenden Charlotte Rampling und Jeremy Irons so tun, als wären sie Russen.

Alle böse … vielleicht

Aber um Glaubwürdigkeit und Authentizität geht es in Red Sparrow ohnehin nicht. Vor allem die Szenen während der Sparrow-Ausbildung sind so absurd, dass man nicht ganz sicher ist, ob der Film nicht vielleicht doch als Parodie geplant war. Dem entgegen stehen aber die zahlreichen brutalen Momente, auch an Sex wird nicht gespart. So richtig zum Lachen ist einem daher nicht zumute, wenn es hier bald heißt: jeder mit jedem oder auch jeder gegen jeden. Dass man in einem Spionageumfeld ein gewisses Misstrauen mitbringt bei der Begegnung mit anderen Menschen ist klar. Bei den Abenteuern von Dominika wird das aber noch auf die Spitze getrieben, wenn bei jeder sich bietenden Gelegenheit jemand verraten wird. Manchmal auch gefoltert oder gleich getötet.

Das kann zuweilen schon ein bisschen zu sehr Selbstzweck sein. Anstatt eine wirkliche Geschichte zu erzählen, nutzte man lieber die 140 Minuten, um möglichst viele Nervenkitzel-Momente zu kreieren. Und das geht nun mal, so das Kalkül, am besten über Sex und Gewalt. Der Inhalt ist da zweitrangig. Erst in der zweiten Hälfte kristallisiert sich die Suche nach dem Maulwurf als eine Art roter Faden heraus. Aber selbst dann gleicht das mehr einem Wollknäuel, wenn etwas umständlich um Wendungen gekämpft wird. Das Motto: Je verworrener die Ereignisse sind, umso größer wird am Ende schon der Unterhaltungswert beim Publikum sein.

Der ist auch tatsächlich vorhanden. Zum einen tragen die schönen Bilder dazu bei, verbunden mit einer düsteren Atmosphäre. Außerdem ist bewundernswert, wie ernst das Ensemble seine Arbeit nimmt und alles in die Figuren steckt, so dünn diese auch geschrieben sein mögen. Ob diese betonte Ernsthaftigkeit Red Sparrow unbedingt gut tut, darüber kann man sich streiten, gerade bei den inhaltlich fragwürdigen Momenten. Und auch die Länge ist schon sehr großzügig bemessen dafür, dass die Geschichte lange nicht vom Fleck kommt. Aber wer einen Spionagethriller nach (fast) alter Schule sehen möchte, der findet hier einen zumindest soliden neuzeitlichen Vertreter.

Credits

OT: „Red Sparrow“
Land: USA
Jahr: 2018
Regie: Francis Lawrence
Drehbuch: Justin Haythe
Vorlage: Jason Matthews
Musik: James Newton Howard
Kamera: Jo Willems
Besetzung: Jennifer Lawrence, Joel Edgerton, Matthias Schoenaerts, Charlotte Rampling, Mary-Louise Parker, Jeremy Irons

Bilder

Trailer

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In „Red Sparrow“ wird eine russische Primaballerina zu einer Agentin, auf der Suche nach einem Maulwurf, der für die USA arbeitet. Der Film ähnelt dabei den Spionagethrillern aus der Zeit des Kalten Krieges, nur mit mehr Folter und Sex. Das Ergebnis ist durchaus unterhaltsam und atmosphärisch, wenn auch zu lang für den eher dünnen, teils unsinnigen Inhalt.
6
von 10