Es ist grau und einsam in dem kleinen Ort Katenbüll in Nordfriesland. Sörensen (Bjarne Mädel), neuer Kriminalhauptkommissar, ist gerade erst angekommen, erhofft sich von seiner Versetzung aus der Großstadt Hamburg Ruhe und die Möglichkeit neue Kraft zu tanken, auf andere Gedanken zu kommen, um letztendlich auch seine Angststörung wieder in den Griff zu kriegen. Die Hoffnung auf einen ruhigeren Arbeitsalltag währt allerdings nicht lange, denn bereits nach der Ankunft in dem beschaulichen Ort muss sich Sörensen mit seinen beiden neuen Kollegen der dortigen Polizeiwache, Jennifer Holstenbeck (Katrin Wichmann) und Malte Schuster (Leo Meier) um den im eigenen Pferdestall ermordeten Bürgermeister Hinrichs kümmern. Die Suche nach dem Täter entwickelt sich allerdings schwieriger als befürchtet, offenbart ungeahnte Verstrickungen und ein schreckliches dunkles Geheimnis, dass Katenbüll unter seiner nebelverhangenen Trostlosigkeit zu verschleiern versucht.
Ein Fall für alle Medien
Was 2014 unter der Idee von Sven Stricker als Krimihörspiel begann und auch da bereits von Bjarne Mädel eingesprochen wurde, erschien wenig später als Roman und wurde nun im Anschluss auch verfilmt. Bjarne Mädel, der mit dem Stoff bereits bestens vertraut war, wagte sich mit der Geschichte um den angstgeplagten Kriminalhauptkommissar Sörensen sozusagen und im übertragenen Sinne auf unbekannte Deiche und nahm für den Film das erste Mal auf dem Regiestuhl Platz. Der Hamburger Schauspieler, der dem Publikum sicher noch mit den beiden unterhaltsamen wie abendfüllenden Fernsehreihen Mord mit Aussicht und Der Tatortreiniger in lebhafter Erinnerung geblieben ist, gibt bei dieser Gelegenheit dabei nicht nur sein Regiedebüt, sondern übernimmt auch abermals die Rolle des mit sich hadernden, dennoch schlagfertigen und gleichzeitig herzensguten Sörensen.
Zusammen mit seinem Kameramann Kristian Leschner schickt er seine Hauptfigur in eine graue, verregnete und wenig einladende Umgebung, die zum Einen die labile psychische Verfassung, mit der sich Sörensen immer wieder konfrontiert sieht, hervorragend einfängt, zum Anderen die Geheimniskrämerei, das Misstrauen und die Gefahr noch düsterer und beklemmender wirken lässt. Gerade der Einstieg von Sörensen hat Angst gestaltet sich mit seiner lauten Geräuschkulisse, den mehrfach zu hellen Lichtern, den fast verschwommen wirkenden Bildern so abrupt, wie überfordernd und versetzt sein Publikum in direkt in Sörensens Lage. Treibt dem ein oder anderen damit vielleicht sogar jetzt schon die ersten Schweißperlen auf die Stirn und wird auch im Verlauf auch mehrfach für kalt nasse Hände sorgen.
Solider Krimi
Aber, trotz der atmosphärischen Bildsprache, die hier gern vielfach deutlicher die Handlung hätte untermalen können, schafft es der Film insgesamt nicht, über einen dann doch so klassischen Kriminalfall nach typischer Whodunnit Vorlage hinauszukommen. Wo Sörensen eine ganze Palette an Charaktereigenschaften mitbringt, in Situationen regelrecht verloren, abwesend und unemotional wirkt, nur um kurz darauf auch bissig und treffsicher innerhalb der Dialoge hervorzustechen, so bleiben die Nebencharaktere, obgleich der durchaus starken Besetzung, zu blass und Stereotyp. Eine etwas längere Laufzeit und weniger offene Nebenhandlungen hätte womöglich hinsichtlich der detaillierteren Charakterausarbeitung, wie auch dem, gefühlt oft zu schnellem, Erzähltempo Abhilfe schaffen können. Denn: das was am Ende in dem verregneten Nest ans Licht kommt, ist thematisch so erschütternd wie gewissenlos, besitzt aber bedauerlicherweise kaum die Durchschlagskraft, die man sich angesichts der fröstelnden Atmosphäre gern gewünscht hätte.
Obgleich man wohl etwas mehr hätte herausholen können, so bietet Sörensen hat Angst solide Unterhaltung, die durchaus noch zwei weitere Romane für eine mögliche Verfilmung bereithält.
OT: „Sörensen hat Angst“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Bjarne Mädel
Drehbuch: Sven Stricker
Vorlage: Sven Stricker
Musik: Volker Bertelmann
Kamera: Kristian Leschner
Besetzung: Bjarne Mädel, Katrin Wichmann, Leo Meier, Matthias Brandt, Peter Kurth, Anne Ratte-Polle, Claude Heinrich
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