Motherland Fort Salem Amazon Prime Video
Annie Jacob, Ashley Nicole Williams, Jessica Sutton und Taylor Hickson (v.l.n.r.) in der Serie "Motherland: Fort Salem" (© Freeform/David Bukach)

Taylor Hickson [Interview]

In der auf Amazon Prime laufenden Serie Motherland: Fort Salem spielt Taylor Hickson die Rolle der Raelle, eine junge Frau, die wegen ihrer Kräfte als Heilerin in die US-Armee beordert wird, eine Sondereinheit, die sich auf die Ausbildung von Hexen spezialisiert hat. In dieser alternativen Version der USA geht es um den Kampf gegen eine geheimnisvolle und gefährliche Terrororganisation, wobei Themen wie Ausgrenzung und Konformismus behandelt werden. Im Interview sprechen wir mit der Schauspielerin über ihre Figur in der Serie, die Dreharbeiten und den Traum vom Fliegen.

In Motherland: Fort Salem geht es vor allem, aber nicht nur um Hexerei und um magische Kräfte. Gib es eigentlich eine Fähigkeit, die dein Charakter oder eine der anderen Figuren der Serie beherrscht, die du auch gerne beherrschen würdest?

Ich glaube, wenn ich die Wahl hätte, würde ich gerne fliegen können, so wie es Raelle in der Serie ein paar Mal erlebt, denn es ist seit meiner Kindheit ein Traum von mir zu fliegen. Das wünschte ich mir so sehr, dass ich immer mein Fenster offen ließ, weil ich dachte, dann käme vielleicht irgendwann einmal Peter Pan zu mir und würde mit mir in eine magische Welt fliegen. Ansonsten kann ich mir auch vorstellen, eine Seherin zu sein, wie wir sie in der Serie sehen, also jemand, der über eine starke Intuition, was Menschen und Situationen angeht, verfügt.

War dies auch der Grund, warum du dich auf dieses Projekt und diese Figuren eingelassen hast?

Ja, aber vor allem, weil Motherland: Fort Salem vielleicht nicht eine neue Geschichte erzählt, dies aber in einer Art und Weise macht, die ich so noch nie gesehen habe. Es ist die Kombination dieser übernatürlichen Elemente mit einer heutigen, sehr relevanten Thematik, die mich anzog und auch heute noch fasziniert, denn es geht im Kern um die Kraft, die man in sich trägt und der man sich vielleicht im vollen Ausmaß noch nicht einmal bewusst ist.

Es bewegt mich immer wieder auf Twitter oder anderen sozialen Medien zu sehen, wie sich Menschen über die Themen, die Figuren oder die Geschichte der Serie austauschen, wie es sie bewegt und berührt. Wenn es darum geht, was wir mit der Serie erreichen wollten, kann es in meinen Augen nichts Schöneres geben, als jemanden, der schreibt, er oder sie habe das, was in ihm oder ihr steckt erkannt.

Wenn man deiner Präsenz in sozialen Medien folgt, beispielsweise auf Instagram, bemerkt man schnell, dass du dich besonders für gesellschaftlich-politische Belange interessierst wie die Black Lives Matter-Bewegung oder die Sexismus-Debatte. Inwiefern bedient Motherland: Fort Salem diese Themen?

Die Serie behandelt die Art und Weise, wie wir Diskriminierung in der Gesellschaft wahrnehmen, macht dies aber anders als wir es von anderen Formaten gewohnt sind, was ich sehr mag und schätze. In der Welt von Motherland: Fort Salem werden Aspekte wie sexuelle Orientierung und Geschlecht anders wahrgenommen als in der Welt, in der wir uns bewegen, denn es wird nicht als ein Etikett angesehen oder als ein Problem. Die sexuelle Orientierung von Figuren wie Raelle spielt keine Rolle in dem Sinne, dass sie als problematisch empfunden wird und ich glaube, dieser Herangehensweise an diese komplexen Themen schätzt unser Publikum sehr.

Dafür aber geht es in der Serie immer wieder um den Kontrast und letztlich auch den Kampf von Menschen gegen die Hexen. Über diese Abstraktion gelingt es, dass sich der Zuschauer fragt, inwiefern dieser Konflikt zwischen den „Normalen“ und den „Anderen“ nicht auch in unserer Welt vorliegt und in welchen Formen. Ich bin der Meinung, dass diese Herangehensweise hilft, den eigentlichen Kern dieser Kategorisierung und Diskriminierung nachzuvollziehen und zu verstehen, wie unsinnig diese Unterscheidung eigentlich ist. Wir sehen immer wieder, wie jemand verurteilt und mit einem Etikett versehen wird wegen Äußerlichkeiten oder Sexualität und eine Serie wie Motherland: Fort Salem hinterfragt den Ursprung dieser Vorgänge auf eine sehr schöne und intelligente Weise.

In Bezug auf meine Figur in der Serie geht es nicht darum, wie oder wen du liebst, sondern darum, wie du dich fühlst, wenn du mit dieser einen Person zusammen bist. Es geht um die Liebe und die Leidenschaft, die man fühlt und der man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte als allen anderen Faktoren. Die Serie kam an einem Punkt in meinem Leben und meiner Karriere, an dem ich viel über solche Dinge nachdachte.

Der Akt zu fliegen, den du schon erwähntest, hat viel mit einem Akt der Befreiung gemein, was man auch an der Reaktion Raelles in diesen Szenen sieht. Wie war es diese Szenen zu drehen? Hat das genauso viel Freude gemacht?

Das hat wirklich sehr viel Spaß gemacht (lacht)

Ich hatte eine fantastisches Stunt-double in Janet Kiddler, die in der Art, wie sie sich bewegt, mir sehr ähnelt, sodass es wahrscheinlich sehr schwierig ist zu unterscheiden, in welcher Einstellung sie oder ich zu sehen sind, aber ich habe viele der Stunts selbst gemacht und bin dankbar dafür, dass man mir diese Möglichkeit bot.

Bei der ersten Szene, in der Raelle fliegt, haben wir einen Teil im Studio und den anderen Teil im Wald, dem Handlungsort, gedreht. Der eigentliche Stunt fand dann im Studio statt und ich befand mich auf einer Art Wippe während ich von Maschinen Wind in die Harre geblasen bekam, um die Illusion zu erzeugen, ich würde in der Luft schweben. In Verbindung mit Slow Motion sieht es in etwa so aus, als sei man unter Wasser, sieht man es auf einem Monitor. Diese Erfahrung war neu für mich und sehr interessant.

Das hört sich so an, als sie dies auch deine Lieblingsszene in der Serie gewesen, oder gibt es da andere Favoriten?

Da gibt es so viele tolle Szenen, aber diese sind auf jeden Fall mit dabei. Es gibt glaube ich in der siebten Folge eine Sequenz, in der Raelle von einem Baum springen muss, nur um, bevor sie auf dem Boden aufkommt, zu fliegen. In diesem Moment erinnert sie sich an ihren Abend mit Scylla, ihrer großen Liebe, und die Verbindung dieser beiden Elemente machte das zu etwas Besonderem. Diese, wie auch viele andere Momente während der Dreharbeiten, verbanden die technischen Herausforderungen, also die Stunts, mit denen des Schauspiels, was eine neue Erfahrung für mich war.

Übrigens ist die siebte Episode insgesamt einer meiner Favoriten in der ersten Staffel, was auch an Shannon Kohli, der Regisseurin lag, die mir und Amalia Holm, welche Scyla spielt, die Gelegenheit gab, die Gefühle, die unsere Figuren füreinander haben, zu spielen und zu erforschen, besonders in dieser Zeit der Trennung voneinander. Das hat sehr viel Spaß gemacht, besonders mit Amalia als Partnerin in diesen Szenen.

Dann hat ich, besonders in der letzten Folge der ersten Staffel, die Entwicklung einer Figur wie Abigail, gespielt von Ashley Nicole Williams, begeistert.

Interessant ist auch, dass deine Figur, wie eigentlich alle, einen sehr facettenreichen Hintergrund hat, den man immer wieder erahnt und der sich zeigt. Abgesehen von der Arbeit am Drehbuch, kannst du was zur Vorbereitung auf diese Rolle sagen?

Auch wenn die Figuren unterschiedlich erscheinen, haben ihre Geschichten doch viele Gemeinsamkeiten. Ich wuchs nicht gerade in der besten Umgebung auf, hatte aber ein sehr behütetes Elternhaus, in dem es immer was zu essen gab und ich mit meinen drei Brüdern im Garten spielen konnte. Ich lernte von meinen Eltern, wie es ist, andere zu beschützen und warum dies wichtig ist, nicht unähnlich der Figur, die ich Motherland: Fort Salem spiele. Ich verstehe Ralle vollkommen, wenn der Verlust von etwas, das ihr so viel gab, sie zutiefst verletzt.

Raelles Feuer, ihre Motivation und ihr Temperament sind Aspekte, die mich mit ihr verbinden und von denen ich weiß, dass ich sie einmal so oder so ähnlich als ich jünger war hatte. Diese ewige Sinnsuche und die Frage, ob man anderen vertrauen kann, verbinden mich mit dieser Figur.

In deiner Karriere hast du in einem Superheldenfilm und in einem Horrorfilm mitgespielt, also eine breite Vielfalt von Charakteren und Geschichten gespielt. Gibt es ein Genre, welches du gerne einmal ausprobieren würdest, oder eine bestimmte Rolle, die du gerne einmal spielen würdest?

In dramatischen Geschichten oder solchem mit einem übernatürlichen Aspekt habe ich bislang meine beste Arbeit abgeliefert und ich mag diese Projekte ungemein wegen ihrer Herausforderungen, die sie mir als Schauspielerin geben. Aber ich würde sehr gerne einmal in einer romantischen Komödie mitspielen, auch wenn ich von meinem Äußeren her für die Produktionsfirmen für solche Geschichten eher weniger infrage komme. Das finde ich per se nicht schlimm, sehe es auch in gewisser Hinsicht als eine Auszeichnung, nicht in dieses Hollywood-Klischee zu fallen, aber ich würde wirklich gerne einmal ein diesem Genre eine Rolle haben. Dabei würde das Budget keine Rolle spielen, solange ich die Geschichte und die Rolle mag.

Vielen Dank für das nette Gespräch.

Zur Person
Die kanadische Schauspielerin Taylor Hickson ist den meisten Zuschauern durch ihr Rollen in Filmen wie Deadpool oder Ghostland ein Begriff. Darüber hinaus ist Hickson Sängerin, die auf ihrem eigenen YouTube-Kanal ihre Musik veröffentlicht und Vorbilder wie Taylor Swift oder The Beatles angibt. Für ihre Rolle in dem Drama Hunting Pignut wurde Hickson auf dem Whistler Film Festival als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet.



(Anzeige)