Als 1912 das Luxus-Passagierschiff „Titanic“ in See sticht, sollte Geschichte geschrieben werden. Schließlich handelte es sich um das größte Schiff der Welt, welches in vielfacher Hinsicht neue Maßstäbe setzen sollte. Doch es kam anders, als es noch während der Jungfernfahrt mit einem Eisberg kollidiert und versinkt – mit zahlreichen Schätzen. Eben diese will im Jahr 1996 Brock Lovett (Bill Paxton) bergen und stößt dabei auf die Zeichnungen einer jungen Frau, die in einem Safe verwahrt wurden. Aus dieser Frau ist die inzwischen 100-jährige Rose Dawson Calvert (Gloria Stuart) geworden, welche anlässlich des Fundes ihre Geschichte erzählt und ihre Erinnerungen teilt. Damals hieß sie noch Rose DeWitt Bukater (Kate Winslet) und war mit ihrem Verlobten Cal Hockley (Billy Zane) und ihrer Mutter (Frances Fisher) an Bord gegangen. Doch es war am Ende Jack Dawson (Leonardo DiCaprio), dem sie zufällig begegnete, der für immer ihr Leben verändern sollte …
Eine Katastrophe mit Tradition
Von den vielen Unglücken und Katastrophen, welche die Menschheitsgeschichte mitgemacht hat, gibt es kaum eine, die derart stark emotionalisiert wird wie der Untergang der Titanic. Das liegt nicht nur an der sehr hohen Zahl der Opfer, die der Unfall damals forderte: Von über 2200 Menschen an Bord starben rund 1500. Die Geschichte des Luxusdampfers ist auch die menschlicher Überheblichkeit. Das Schiff galt als unsinkbar, weshalb man es mit den Sicherheitsbedingungen nicht so genau nahm. Am Ende gab es viel zu wenige Rettungsboote, um die Passagiere und die Besatzung retten zu können. Die modernste Technik, welche man stolz in das imposante Schiff verbaut hatte, waren nicht genug, um am Ende gegen die Kräfte der Natur bestehen zu können.
Es dauerte dann auch nicht lang, bis Filmemacher das Potenzial in dem Ereignis erkannten. Schon 29 Tage später folgte mit dem Kurzfilm Was die Titanic sie lehrte eine erste fiktionalisierte Fassung der Katastrophe, zahlreiche weitere Werke folgten, darunter Die letzte Nacht der Titanic aus dem Jahr 1958. Als James Cameron 1997 mit seiner Version des Vorfalls an den Start ging, war deshalb durchaus Skepsis angesagt. Dass der Stoff große Faszination auf das Publikum ausübt, das war zwar unbestritten, sonst wäre er nicht so oft verfilmt worden. Gleichzeitig hatte es aber schon so viele Filme gegeben, dass man sich schon fragen durfte, warum es jetzt unbedingt noch eine Fassung brauchte. Hinzu kam: Titanic war sündhaft teuer, zudem mit Schauspielern und Schauspielerinnen besetzt, die zwar namhaft waren, aber nicht unbedingt zu etablierten Kassenmagneten gezählt wurden.
Große Gefühle inmitten des Unglücks
Am Ende wurde Titanic bekanntlich ein Triumph, ein Phänomen, das reihenweise Kinorekorde versenkte. Dabei war James Cameron, der zuvor durch seine Actionfilme wie Terminator und Aliens – Die Rückkehr aufgefallen war, bei seiner Interpretation einen eher unerwarteten Weg gegangen. Anstatt sich auf den Katastrophenpart zu konzentrieren, wie man es bei seiner Filmografie hätte vermuten können, besteht ein Großteil des über drei Stunden langen Films darin, wie sich zwei Zufallsbegegnungen ineinander verlieben – trotz großer Widerstände. Sowas zieht natürlich immer. Cameron, der nicht nur Regie führte, sondern auch das Drehbuch schrieb, vertraute dann auch darauf, dass das Publikum hier bereitwillig mitfiebert und mitschmachtet, wenn zwei offensichtlich füreinander bestimmte junge Leute sich kriegen.
Im Grunde ist Titanic deshalb da nicht mehr als eines der zumindest früher so beliebten Kostümdramen, in denen die wahre Liebe über die falsche Liebe triumphiert. Und damit auch ja niemand verpasst, was richtig und was falsch ist, scheute Cameron nicht vor den übelsten Schwarzweiß-Zeichnungen zurück. Dass Billy Zane völlig in seiner Rolle als Antagonist aufgeht, täuscht nicht wirklich darüber hinweg, dass seine Figur eine reine Karikatur ist. Bei Rose und Jack gab sich der Geschichtenerzähler noch weniger Mühe. Die bieten nicht einmal für ein Klischee genügend Inhalt. Die zaghaften Versuche einer Kritik des Hierarchiedenkens, wenn ein armer Junge und ein Mädchen aus gutem Hause sich verlieben, braucht man deshalb nicht sonderlich ernst nehmen. Dafür ist das letztendlich einfach zu oberflächlich, setzt auf Schauwerte und ein attraktives Ensemble, das mit genügend Einsatz das in der Hinsicht doch dürftige Drehbuch vergessen lässt.
Opulente Aufnahmen
Doch der Film hat eben mehr zu bieten als schwülstige Liebesschwüre aus der Konserve. Denn rein visuell hat sich der hohe Einsatz allemal gelohnt: Die Titanic ist mit einem atemberaubenden Aufwand rekonstruiert worden. Wenn wir an der Seite von Rose und Jack durch das riesige Schiff streifen, den goldenen Glanz der ersten Klasse bewundern, dann sind die Augen eine ganze Weile allein damit beschäftigt. Das Drama lässt mit seinen opulenten Bildern eine vergangene Welt wiederauferstehen, zeigt einen Prunk und eine Lebenslust, der allein schon wegen des vorweggenommenen fatalen Endes eine Tragik innewohnt. Ein Traum, von dem wir genau wissen, dass er einer ist. Und natürlich ist auch das letzte Drittel, wenn das Schiff dann doch einmal sinkt, optisch beeindruckend. Ob eine derartige Fokussierung auf zwei Personen von 2200 dabei jedoch wirklich angemessen ist, darüber kann man geteilter Ansicht sein. Da wird schon der Eindruck vermittelt, dass die größte Katastrophe die ist, dass eine junge Liebe ihr vorzeitiges Ende nahm.
OT: „Titanic“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: James Cameron
Drehbuch: James Cameron
Musik: James Horner
Kamera: Russell Carpenter
Besetzung: Leonardo DiCaprio, Kate Winslet, Billy Zane, Kathy Bates, Frances Fisher, Bernard Hill, Jonathan Hyde, Danny Nucci, David Warner, Bill Paxton
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1998 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | James Cameron | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin | Kate Winslet | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Gloria Stuart | Nominierung | ||
Beste Kamera | Russell Carpenter | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Peter Lamont, Michael Ford | Sieg | ||
Beste Kostüme | Deborah Lynn Scott | Sieg | ||
Bestes Make-up | Tina Earnshaw, Greg Cannom, Simon Thompson | Nominierung | ||
Bester Ton | Gary Rydstrom, Tom Johnson, Gary Summers, Mark Ulano | Sieg | ||
Bester Tonschnitt | Tom Bellfort, Christopher Boyes | Sieg | ||
Bester Schnitt | Conrad Buff IV, James Cameron, Richard A. Harris | Sieg | ||
Beste Spezialeffekte | Robert Legato, Mark A. Lasoff, Thomas L. Fisher, Michael Kanfer | Sieg | ||
Beste Musik | James Horner | Sieg | ||
Bestes Lied | James Horner, Will Jennings | Sieg | ||
BAFTA Awards | 1998 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | James Cameron | Nominierung | ||
Beste Musik | James Horner | Nominierung | ||
Beste Kamera | Russell Carpenter | Nominierung | ||
Bestes Szenenbild | Peter Lamont | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Deborah Lynn Scott | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Conrad Buff IV, James Cameron, Richard A. Harris | Nominierung | ||
Bester Ton | Gary Rydstrom, Tom Johnson, Gary Summers, Mark Ulano | Nominierung | ||
Beste Spezialeffekte | Robert Legato, Mark A. Lasoff, Thomas L. Fisher, Michael Kanfer | Nominierung | ||
Bestes Make-up/Haare | Tina Earnshaw, Simon Thompson, Kay Georgiou | Nominierung | ||
César | 1998 | Bester fremdsprachiger Film | Nominierung | |
Europäischer Filmpreis | 1998 | Beste Darstellerin | Kate Winslet | Sieg |
Outstanding European Achievement in World Cinema | Kate Winslet | Nominierung | ||
Golden Globes | 1998 | Bester Film – Drama | Sieg | |
Beste Regie | James Cameron | Sieg | ||
Bestes Drehbuch | James Cameron | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin – Drama | Kate Winslet | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller – Drama | Leonardo DiCaprio | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Gloria Stuart | Nominierung | ||
Beste Musik | James Horner | Sieg | ||
Bestes Lied | James Horner, Will Jennings | Sieg |
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