Veteran
© Tomas Skoda

Veteran

Kritik

Veteran
„Veteran“ // Deutschland-Start: 29. Januar 2021 (Arte)

20 Jahre lang verdiente sich Martin (Milan Ondrik) bei der französischen Fremdenlegion. Doch das ist nun vorbei, es ist Zeit für ihn, ein neues und normales Leben zu beginnen. So zumindest war der Plan. So einfach wie erhofft ist das aber nicht: Als er in seine tschechische Heimatstadt zurückkehrt, muss er feststellen, dass sich in der Zwischenzeit viel verändert hat. Seine Schwester Johana (Eva Bandor), bei der er erst einmal wohnen will, ist unglücklich verheiratet. Die Mutter, mit der er sich einst überworfen hat, vor einiger Zeit gestorben. Aber Martin ist fest entschlossen, alles wieder in Ordnung zu bringen. Sein Ziel: ein eigenes Café eröffnen! Kompliziert wird es aber, als er Sara (Marie Poulova) begegnet, der Tochter des stellvertretenden Bürgermeisters Kadlec (Pavel Kriz), und Gefühle für sie entwickelt …

Zurück in der Heimat

Das Motiv des verlorenen Sohnes (oder auch Tochter), der wieder in seine Heimat zurückkehrt, ist ein in Filmen immer wieder gern verwendetes. Die Anlässe können dabei sehr unterschiedlich sein. Hoch im Kurs stehen irgendwelche Todesfälle in der Familie (Manchester by the Sea), welche die Rückkehr erzwingen. Manchmal sind es persönliche Krisen, wie es Young Adult vorgemacht hat, als eine Autorin vor den Scherben ihres eigenen Lebens steht. Oder es handelt sich um jemanden, der gezielt einen Neuanfang sucht. Lorelei war kürzlich so ein Fall, ein Drama über einen Mann, der nach einer längeren Haftstrafe erst einmal wieder auf die Beine kommen muss.

Die Geschichte um Martin geht dabei in die letztere Richtung. Zwar war der Tscheche in keinem Gefängnis, sondern „nur“ als Fremdenlegionär in der Weltgeschichte unterwegs. Gemeinsam ist den beiden Männern aber, dass ihnen eine Perspektive für die Zukunft fehlt. Etwas Lebenstaugliches haben sie nie gelernt, die Kenntnisse von Martin beschränken sich darauf, wie man möglichst effektiv andere Leute verprügeln kann. Das ist in manchen Situationen zwar auch praktisch. So kann er seiner Schwester zur Seite stehen, die von ihrem Mann misshandelt wird. Auch Sebastian (Vincent Navratil) eilt er zu Beginn von Veteran zu Hilfe, als der von einigen Männern zusammengeschlagen wird – wodurch er dessen Familie, darunter eben Sara kennenlernt.

Ansonsten sieht es aber düster aus. Überlebenstechniken in der Wüste sind in der Stadt eher selten gefragt. Es sind aber nicht allein die fehlenden Fertigkeiten und seine mangelnde Bildung, die ihn zu einem schwer zu vermittelnden Fall machen. Marek Epstein, der das zugrundeliegende Theaterstück wie auch das Drehbuch geschrieben hat, zeichnet das Bild eines Mannes, der nie wirklich zwischenmenschliche Kompetenz erworben hat. Das eint zwar ihn und Kadlecs Familie, die auf ihre Weise ebenfalls weltfremd ist. Doch während diese sich zumindest in der Gesellschaft zu bewegen weiß, da handelt Veteran von einem Mann, der immer wieder Grenzen überschreitet, mal bewusst, mal weniger, teils mit brutaler Gewalt.

Zwischen Licht und Schatten

Dabei sind weniger die Momente beeindruckend, in denen Martin mal wieder die Fäuste fliegen lässt. An den Stellen lässt sich der von Jan Hrebejk (The Teacher) inszenierte TV-Film einfach zu unnötig vielen Klischees hinreißen. Illegale Kämpfe, auf die Wetten abgeschlossen werden, sind nun wirklich kein besonders spannender Einfall. Besser gelungen sind die zum Teil verstörenden Szenen mit Sara, in denen deutlich wird, dass er den Umgang mit Menschen nicht beherrscht – vor allem, da ihm gleichzeitig das Bewusstsein dafür fehlt, was eigentlich falsch läuft. Interessanter wäre es gewesen, in diese Richtung noch mehr zu zeigen, anstatt auf die üblichen Konflikte mit der Familie zu setzen. Denn für die ist Martin gut genug, um Rowdys zu verprügeln, nicht aber als potenzieller Schwiegersohn.

Dadurch liegen bei Veteran Licht und Schatten zum Teil nah beieinander. Belanglose, langweilige Szenen wechseln sich mit sehenswerten ab, etwa über die Auswirkungen von Martins Kriegsneurosen oder auch Kommentare über naive Entwicklungshilfe. Zudem macht Hauptdarsteller Milan Ondrik eine gute Figur als gestählter, gleichzeitig kaputter Ex-Kämpfer, der stur seinen Weg verfolgt. Insgesamt wäre bei dem Thema aber doch mehr drin gewesen. Die Charaktere sind nicht so wirklich ausgearbeitet, vieles bleibt an der Oberfläche. Obwohl das Drama zweifelsfrei seine Momente hat, so ganz reicht das nicht.

Credits

OT: „Veterán“
Land: Tschechische Republik
Jahr: 2020
Regie: Jan Hrebejk
Drehbuch: Marek Epstein
Vorlage: Marek Epstein
Musik: Martin Evzen Kyspersky
Kamera: Martin Sec
Besetzung: Milan Ondrik, Marie Poulova, Pavel Kriz, Alena Antalova, Vincent Navratil, Eva Bandor, Jan Kolarik, John Bok, Matous Rajmont

Bilder

Kaufen/Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „Veteran“ kehrt ein Mann von der französischen Fremdenlegion zurück in seine Heimat in Tschechien, tut sich aber schwer mit dem normalen Leben. Das auf einem Theaterstück basierende Drama hat eine Reihe interessanter bis beeindruckender Szenen rund um einen Menschen, der nie Teil der Gesellschaft war. Allerdings werden schon viele Klischees verwendet, manche Punkte hätten zudem vertieft werden können.
6
von 10