Warum Israel Pourquoi Israël
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Warum Israel

Kritik

Warum Israel Pourquoi Israël
„Warum Israel“ // Deutschland-Start: 15. Januar 2021 (DVD)

Als 1948 der Staat Israel gegründet wurde, war dies das Ergebnis einer Vielzahl politischer, wirtschaftlicher wie auch diverser anderer Entwicklungen, die zur Folge die Verlesung der israelischen Unabhängigkeitserklärung hatte. Die Jahre nach diesem Ereignis waren alles andere als ruhig, geprägt von weiteren Konflikten, aber auch einem Findungsprozess dieses neuen Landes, seiner Bevölkerung sowie seiner Identität. Gerade dieser letzte Aspekt sollte noch viele Jahre in Anspruch nehmen, im Zentrum vieler Diskussionen wie auch Streitigkeiten stehen, speziell mit dem Anstieg der Population, immer heftiger ausgetragen werden. Dennoch ist es ein spannender Prozess, der sich abzeichnete, sich in dem Bau neuer Städte widerspiegelte, der Kibbuz-Bewegung wie auch der existenziellen Grundlage der sozialen Schichten, von denen viele nicht nur ein neues, friedliches Leben in Freiheit haben wollten, sondern zudem, getreu dem Anspruch das „gelobte Land“ gefunden zu haben, in vielerlei Hinsicht ein Exempel sein, was Frieden, Gleichheit und vor allem Freiheit anbelangte.

Viele Jahre hatte sich der französische Journalist Claude Lanzmann mit dem Thema Israel befasst, konnte aber keine zufriedenstellende Form finden, um seine Ergebnisse und Erlebnisse festzuhalten. Der langjährige Weggefährte Jean-Paul Sartres und Simone de Beauvoirs wollte keinesfalls die Frage stellen, warum es einen Staat wie Israel bedürfe, sondern vielmehr eine Antwort liefern, sodass es schließlich dazu kam, dass er sich entschloss, statt eines journalistischen Textes oder eines Buches eine Dokumentation zu drehen. Die Herangehensweise, die Lanzmann von seiner Arbeit als Journalist übernahm, legte den Grundstein für seine weiteren Arbeiten, speziell der Dokumentation über die Shoah, welche ihm internationale Anerkennung einbrachte. In Warum Israel verbindet er vor allem Impressionen wie auch Interviews mit normalen Bürgern, Professoren, Arbeitern, Familien wie auch Politikern zu einer großen Erzählung über Israel, dessen Identität und dessen Bevölkerung, den Streit um diese Aspekte sowie die sich teils widersprechenden Haltungen.

Ein freies Land

In über drei Stunden liefert Lanzmann umfassend und immer wieder interessant nicht nur Antworten auf die Frage, warum es diesen Staat eigentlich geben muss, sondern welche Visionen, individueller, ideologischer wie auch politischer Art mit dieser noch jungen Nation verbunden sind. Dabei fällt vor allem die Vielfalt der Gesprächspartner auf, die in Warum Israel vorkommen und zwischen denen der Film jeweils wechselt, wenn beispielsweise eine Reihe junger Paare ihre Sichtweise auf die politische Ausrichtung Israels kundtun und dies via Schnitt gegenübergestellt wird mit einem Gespräch von Hafenarbeitern und ihrer Sicht auf Kommunismus, Sozialismus und Demokratie. Bisweilen wiederholt sich der eine oder andere Punkt durchaus, es entstehen Widersprüche und teils auch innerhalb einer Gruppe Meinungsverschiedenheiten, doch sind die Teile dieser großen Erzählung, welche den Kern von Lanzmanns Dokumentation ausmacht und Aufschluss über den anstrengenden, aber immer wieder spannenden Findungsprozess dieses Israels zeigen.

Doch es sind nicht nur ideologische Fragen, die Lanzmann und seine zahlreichen Gesprächspartner umtreiben, sondern auch solche des alltäglichen Zusammenlebens wie auch der Wunsch, eben jenes „gelobte Land“ endlich gefunden zu haben. Angefangen bei seiner Ankunft in Israel begleitet Lanzmanns Teams beispielsweise einen jungen Mann, der mit sehr wenig Geld, aber eben genau dieser Sehnsucht, in Freiheit leben zu können, in diesen neuen Staat gekommen ist und nun Fragen des täglichen Lebens wie Wohnung und Arbeit für sich wie auch seine Familie klären muss. Stets betont Lanzmann die Beispielhaftigkeit der Personen, mit denen er sich unterhält, also inwiefern ihre Geschichte, ihre Vergangenheit und ihr Hoffen auf eine Zukunft exemplarisch ist für so viele, die nach Israel kommen oder bereits gekommen sind. Hier zeigt sich ein Teil der Antwort, die Lanzmann auf die Frage gibt, doch es ist nur ein Aspekt von vielen.

Credits

OT: „Pourquoi Israël“
Land: Italien, Frankreich
Jahr: 1973
Regie: Claude Lanzmann
Musik: Bernard Aubouy
Kamera: William Lubtchansky, Colin Mounier

Bilder

Trailer

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„Warum Israel“ ist ein informativer Film über den Findungsprozess Israels zu einer Identität als Nation. Über seine Gesprächspartner und anderes Material fokussiert sich Claude Lanzmann auf eine Vielzahl von Aspekten, vom alltäglichen Leben bis hin zu ideologischen Fragen, sodass am Ende eine umfassende Antwort darauf steht, warum es Israel gibt und wie die Zukunft dieses Landes und seiner Bevölkerung aussehen könnte.