Amityville II Der Besessene

Amityville II – Der Besessene

Inhalt/Kritik

Amityville II Der Besessene
„Amityville II: Der Besessene“ // Deutschland-Start: 10. Februar 1984 (Kino) // 28. August 2020 (DVD)

Für die italoamerikanische Familie Montelli erfüllt sich ein großer Traum, als sie in der kleinen Stadt Amityville in ein großzügiges Haus ziehen kann, mit einem großen Garten und einem See in der Nähe. Besonders Dolores Montelli (Rutanya Alda) hofft, dass mit dem Umzug aus ihrer kleinen Wohnung endlich etwas mehr Frieden in die Familie kommt, denn gerade ihr Mann Anthony (Burt Young) ist für sein aufbrausendes Temperament bekannt und hat bei mehr als einer Gelegenheit seine Kinder wie auch sie wegen teils banaler Angelegenheiten gezüchtigt. Seine Wut richtet sich in letzte Zeit insbesondere gegen Sonny (Jack Magner), den ältesten Sohn der Familie, der Anthonys Meinung nach, sich nicht an seine Anweisungen hält, rebellisch ist und ihm hinter seinem Rücken widerspricht. Doch schon beim ersten gemeinsamen Abendessen kommt es zu einem merkwürdigen Vorkommnis, denn als Dolores zum Tischgebet ansetzt, zersplittert einer der Spiegel im Esszimmer, was sogleich eine erhitzte Diskussion am Tisch auslöst, da Anthony einen Streich seiner Kinder vermutet. In den nächsten Tagen häufen sich die merkwürdigen Ereignisse: Türen fallen von alleine zu, man kann seltsame Geräusche hören und vor allem Sonny zieht sich immer mehr vom Rest der Familie zurück. Schließlich holt Dolores mit Pater Adamsky (James Olsen) den Pfarrer Amityvilles in ihr Haus, damit er dieses segnet, was, so ihre Hoffnung, den seltsamen Ereignissen endlich ein Ende setzt.

Ein Eindringling im Haus

Drei Jahre nach Amityville Horror, der sich vor allem aus kommerzieller Sicht als ein Erfolg entpuppte, war es nur eine Frage der Zeit, bis man eine Fortsetzung erwarten durfte. Entgegen den Wünschen von George Lutz, dessen Familie nach wenige Tagen das echte Haus in Amityville fluchtartig verließ, nahm man als Grundlage für Amityville II – Der Besessene das Buch des Parapsychologen Hans Holzer, welches sich mit den Morden an der Familie Defeo, den vorherigen Eigentümern des Hauses, befasst. Herausgekommen ist dabei ein erzählerisch wie auch formal unausgegorener Horrorfilm, der sich nicht nur bei einigen Vorbildern, insbesondere William Friedkins Der Exorzist, bedient und mit Effekthascherei kaschiert, dass er nur wenig mit der Grundlage anzufangen weiß.

Ähnlich wie schon die Familie Lutz im ersten Teil der Reihe, verbinden auch die Montellis mit dem Umzug in das Haus die Vorstellung eines harmonischen Zusammenlebens, einer Art Erfüllung des Amerikanischen Traumes. Jedoch bekommt diese Vorstellung schon nach wenigen Minuten den ersten Dämpfer, wenn man Zeuge wird, wie der Patriarch seine Kinder recht brüsk zur Ordnung ruft und darauf besteht, mit „Sir“ angesprochen zu werden, wenn man ihm antwortet. Der aus dem Rocky-Filmen bekannte Burt Young spielt in einer für ihn ungewohnten Rolle eine brutalen und aufbrausenden Menschen, der schon beim Verdacht auf Widerstand gegen seine Befehle Schläge verteilt oder anderweitig handgreiflich wird. Zusammen mit der unheimlichen Atmosphäre im Haus an sich, welche die Inszenierung mittels diverser Nahaufnahmen beispielsweise unterstreicht, ergibt sich früh eine Atmosphäre der Gewalt und Anspannung, welche die schon existierenden Tendenzen in der Familie noch verstärkt.

Darüber hinaus implizieren die Kamerafahrten sowie das Finden eines weiteren, bislang unbekannten Raumes im Keller die Idee des Eindringlings. Im Verlaufe der Handlung, verstärkt in der ersten Hälfte, spielt die Geschichte erzählerisch wie formal mit diesem Konzept der Familie als Eindringling in dieses Haus, wirkt diese doch wie ein Fremdkörper, welcher die Ordnung aufhebt oder empfindlich stört. Daneben, mit gewissen Anleihen an Der Exorzist, soll auch die teils offene Rebellion gegen die Eltern thematisiert werden, bei der die Kinder nicht nur verbal, sondern auch in sexueller Hinsicht gegen den Moralkodex und die Ordnung der Eltern rebellieren.

Teufelsfantasien

Im Grunde bedient Amityville II – Der Besessene vor allem die Themen seines Vorgängers, setzt sich nur formal ab, vor allem durch die Effekte und das Make-up, was man besonders bei der Verwandlung Sonnys bemerkt. Ließ Amityville Horror den Ursprung der mysteriösen Ereignisse im Dunkeln und machte bestenfalls Andeutungen auf mögliche Deutungen, scheint all dies, mit wenigen Ausnahmen, vom Tisch zu sein, wenn man sich das wenig subtile und rein auf Äußerlichkeiten spezialisierte Sequel ansieht. Nicht nur sind die Parallelen zu anderen und durchaus besseren Werken des Genres unübersehbar, sie machen auch mehr als deutlich, nicht nur wie dreist hier geklaut wird, sondern auch wie unausgegoren diese Fortsetzung ist, das mit seiner faszinierenden True-Crime-Vorlage nicht viel anzufangen weiß.

So bleibt am Ende nur der Eindruck eines weiteren billigen Budenzaubers, der zudem noch darunter leidet, dass an mehr als einer Stelle vom Studio eingegriffen wurde, gerade was die sexuellen Untertöne angeht. Ob allerdings Damianis intendierte Fassung so viel besser gewesen wäre, bleibt eher fragwürdig.

Credits

OT: „Amityville II: The Possession“
Land: USA
Jahr: 1982
Regie: Damiano Damiani
Drehbuch: Tommy Lee Wallace, Dardano Sacchetti
Musik: Lalo Schifrin
Kamera: Franco Di Giacomo
Besetzung: James Olson, Burt Young, Rutanya Alda, Jack Magner, Diana Franklin, Moses Gunn

Trailer

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„Amityville II: Der Besessene“ ist ein größtenteils auf billige Effekte abzielender Horrorfilm, der zudem noch von vielen anderen, besseren Genrebeiträgen klaut. Nur an wenigen Stellen blitzt auf, was hier möglich gewesen wäre und man aus der durchaus interessanten Vorlage hätte herausholen können, wenn seitens der Autoren und des Studios etwas mehr Mut da gewesen wäre. So ist „Amityville II: Der Besessene“ ein vergessenswerter Film.
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von 10