Eigentlich ist Melvin Udall (Jack Nicholson) durchaus ein Mann, der geschickt mit Worten umgehen kann, schließlich ist er ein erfolgreicher Schriftsteller. Dennoch hat er für die Menschen, denen er begegnet, kein nettes Wort übrig. Vielmehr beschimpft der schwer neurotische Menschenfeind so ziemlich jeden, dem er begegnet. Die einzige Ausnahme ist Carol Connelly (Helen Hunt), die in seinem Stammlokal bedient und eine der wenigen ist, die bei seinen regelmäßigen Unverschämtheiten noch nicht das Handtuch geworfen hat. Der streng gleichmäßige Alltag wird dabei eines Tages auf den Kopf gestellt: Sein Nachbar, der offen schwul lebende Künstler Simon (Greg Kinnear), wird bei einem Unfall brutal zusammengeschlagen und liegt nun im Krankenhaus. Dessen Agent Frank Sachs (Cuba Gooding Jr.) nötigt Melvin daraufhin, sich um den Hund Simons zu kümmern, was eine Reihe von Veränderungen nach sich zieht …
Die Läuterung eines Menschenfeinds
Das Prinzip ist ebenso alt und bewährt: Ein grummeliger Eigenbrötler mit Hang zur Selbstsucht – meist männlich, meist älter – trifft auf jemanden, der ihm vor Augen führt, wie schön das Leben ist, wie schön eine Gemeinschaft sein kann und dass er doch viel glücklicher wäre, wenn er sich anderen gegenüber öffnet. Die Blaupause dafür ist die oftmals adaptierte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens, in dem ein knausriger Unternehmer durch den Besuch von drei Geistern ein besserer Mensch ist. Im Filmbereich nahmen Titel wie St. Vincent oder Ein Mann namens Ove das Motiv gerne auf. Dort waren es neu zugezogene Nachbarn, die nach einer holprigen ersten Begegnung dafür sorgen, dass die alten Muffel das eigene Herz wiederentdecken.
Bei Besser geht’s nicht ging das grundsätzlich in eine ganz ähnliche Richtung. Ein Unterschied ist, dass es hier aber gleich mehrere Faktoren gibt, die zu einem Umdenken führen. Nicht nur, dass Melvin sich ausgerechnet um den kleinen Hund kümmern muss, den er zuvor im Müllschacht verschwinden lassen wollte. Er hat auch noch dessen schwules Herrchen an der Backe. Vor allem aber erzählt Regisseur und Co-Autor James L. Brooks eine Liebesgeschichte, wenn zwei grundverschiedene Menschen, die eher zufällig aufeinanderstoßen, in dem jeweils anderen ihre Einsamkeit überwinden. Denn auch wenn beide das nicht zugeben – Melvin aus Prinzip, Carol wegen ihrer vielen Sorgen –, der Film zeigt mehrere Menschen, die feststecken und die sich danach sehnen, endlich wieder Glück zu erfahren.
Auf den üblichen Pfaden
Das ist dann auch einer der Kritikpunkte, die sich der Film immer wieder gefallen lassen musste: Besser geht’s nicht will dieses Glück, will es unbedingt, damit sich das Publikum im Anschluss so richtig wohl fühlt. Das ist klar alles vorhersehbar. Die Komödie folgt da schon recht brav den bewährten Pfaden, selbst dann, wenn das Ergebnis nicht wirklich glaubwürdig ist. Da musste schon ein bisschen etwas zurechtgebogen werden, damit das alles irgendwie passt, Melvin auf einmal Mitgefühl entwickelt und alle sich am Ende in die Arme fallen können. Gerade beim Endspurt wird es schon recht sentimental.
Das fällt auch deshalb auf, weil der Film gerade zu Beginn sich an den diversen Gemeinheiten und Unverschämtheiten von Melvin erfreut. Dabei spielt es keine Rolle, ob er sich nun über Frauen lustig macht, abfällige Schwulenkommentare äußert oder den besagten Versuch unternimmt, den kleinen Kläffer loszuwerden: Er hasst sie alle gleichermaßen. Für das Publikum wiederum ist das ein großer Spaß, da Jack Nicholson (Die Hexen von Eastwick, Shining) die Widerwärtigkeit seiner Rolle auskostet bis zum Gehtnichtmehr. Man wartet nur darauf, welche Gemeinheit er sich als nächstes ausdenkt und mit einem breiten Grinsen auf seine Opfer einprügelt.
Viel Dynamik, großer Spaß
Allgemein sind es der Humor und das bestens aufgelegte Ensemble, welche Besser geht’s nicht trotz seines Hangs zur Formelhaftigkeit zu einem solchen Vergnügen machen. Man sieht einfach gern zu, wie sich die drei gegenseitig beharken oder zeitweilige Allianzen schließen. Die Dynamik innerhalb des Trios ist die große Stärke des Films. Obwohl die Laufzeit von knapp 140 Minuten für eine Komödie schon recht exzessiv ist, kommt der Film durch die ständigen Bewegungen ohne nennenswerte Längen aus. Auch der Mix aus humorvollen und gefühlvollen Momenten funktioniert und zeigt, dass mit dem richtigen Ensemble und den passenden Dialogen selbst eine wenig originelle Formel noch frisch wirken kann.
OT: „As Good as It Gets“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: James L. Brooks
Drehbuch: James L. Brooks, Mark Andrus
Musik: Hans Zimmer
Kamera: John Bailey
Besetzung: Jack Nicholson, Helen Hunt, Greg Kinnear, Cuba Gooding Jr., Jesse James
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1998 | Bester Film | Nominierung | |
Bester Hauptdarsteller | Jack Nicholson | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin | Helen Hunt | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Greg Kinnear | Nominierung | ||
Bestes Original-Drehbuch | James L. Brooks, Mark Andrus | Nominierung | ||
Beste Musik | Hans Zimmer | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Richard Marks | Nominierung | ||
Golden Globes | 1998 | Bester Film – Komödie oder Musical | Sieg | |
Beste Regie | James L. Brooks | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical | Jack Nicholson | Sieg | ||
Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical | Helen Hunt | Sieg | ||
Bester Nebendarsteller | Greg Kinnear | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | James L. Brooks, Mark Andrus | Nominierung |
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