The Howling Das Tier

Das Tier

Inhalt / Kritik

The Howling Das Tier
„Das Tier“ // Deutschland-Start: 30. Juli 1981 (Kino)

In ihrem Job als Nachrichtensprecherin und Reporterin strahlt Karen White (Dee Wallace) jeden Abend Selbstsicherheit aus. Doch ihr wahres Leben sieht schon seit Wochen anders aus, denn sie wird von einem Stalker verfolgt, den die Polizei im Verdacht hat, hinter einer Reihe von Morden zu stehen. Als Karen sich bereit erklärt, den Lockvogel für die ermittelnden Beamten zu spielen, begegnet sie dem Mann (Richard Picardo), der sie zwingt, sich ein Snuff-Video anzusehen, in welchem eine Frau misshandelt wird. Schließlich bricht Karen bewusstlos zusammen, als sie sich zu dem Stalker umdreht und wacht erst später wieder auf, kann sich aber an den eigentlichen Vorfall nicht mehr erinnern, obwohl dieser sie noch Woche später verfolgt, ihr Albträume beschert und es ihr fast unmöglich macht, ihren Job zu machen. Schließlich empfiehlt ihr Therapeut Dr. George Waggner (Patrick Macnee) Karen, für eine Weile in das von ihm geleitete Therapiezentrum außerhalb der Stadt zu fahren, wo sie sich erholen soll. Sowohl Karen als auch ihr Gatte Bill (Christopher Stone), der sie begleitet, werden von den Mitgliedern freundlich aufgenommen. Jedoch hören die Albträume für Karen nicht auf, wobei noch hinzukommt, das vieles in der Einrichtung ihr komisch vorkommt und sie nachts immer wieder seltsame Geräusche, eine Art Wolfsgeheul hört.

Das Tier hinter der Fassade

Eigentlich ist die Romanvorlage zu Joe Dantes Werwolf-Horror aus dem Jahre 1981 alleine vom Ton her sehr viel anders als die Verfilmung. Gary Brandners Geschichte ist bar jeden Humors und versteht sich in der Tradition der Horrorliteratur eines Stephen King. Doch Dante wie auch Drehbuchautor John Sayles, mit dem der Regisseur schon in Piranhas zusammengearbeitet hatte, veränderten die Geschichte dahingehend. Entstanden ist dabei ein Film, der wie viele Werke Dantes eine Brücke schlägt zwischen Horror und Komödie und dabei von dem Biest erzählt, welches in uns allen wohnt, aber auch über die Stellung von Gewalt und Horror in der modernen Popkultur.

Wie viele Genreregisseure, die in den 1980er Jahren im Horrorgenre Erfolge feierten, gehört auch Joe Dante zu der Sorte Filmemacher, die sich ihrer Einflüsse nicht nur sehr bewusst sind, sondern diese in ihren Werken immer wieder feiern oder sich auf diese beziehen. Ausgehend von der gerade für dieses Jahrzehnt relevanten Debatte über den Grad an Gewalt in den Medien und wie potenziell schädlich sich dies auswirkt speziell auf junge Zuschauer, zeigt ein Film wie Das Tier, wie dieses Gewalt unsere Kultur definiert hat und welche Abgründe sich hinter der normalen Fassade der Wirklichkeit verbergen. In diesem Falle offenbaren sie diese für die Reporterin Karen White, gespielt von Dee Wallce, welche nicht nur als Repräsentantin der Medien agiert, sondern es auch von Berufs wegen gewohnt ist, eine normale Fassade der Ruhe und Ordnung zu bewahren, während sie eigentlich von teils grausigen Dingen berichtet. Jedoch kann sie die Distanz zu dem, was sich hinter dieser Fassade befindet, nicht mehr aufrechterhalten, wird immer wieder auf ihr Trauma verwiesen, egal, wie sehr sie sich in die Verdrängung zu flüchten versucht.

In der nach außen hin normalen Welt, die Dante in seinen Filmen darstellt, in Werken wie Piranhas, aber auch dem späteren Erfolg Gremlins – Kleine Monster, schleicht sich das Grauen in das normale Leben der Figuren, oder wurde einfach bislang nicht wahrgenommen, wenn nicht gar verdrängt. Die Grenze, die man noch aus den Horrorfilmen der 30er oder 40er Jahre kennt, auf die Dante an mehr als einer Stelle verweist, vom Reich der Fantasie und dem der Realität, ist entweder aufgehoben oder zumindest verwischt worden. Dantes Inszenierung verlagert den Horror in unsere Welt, verknüpft sie mit aktuellen Diskussionen und fragt, inwiefern diese Gewalt nicht Teil unseres Wesens geworden ist.

Das unbezähmbare Biest

Mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu nähert man sich der Darstellung von Gewalt, wie auch Karen, als ihr der Stalker jenes grausige Snuff-Video zeigt. Eigentlich möchte man sich abwenden, aber dann bemerkt man, dass dies nicht geht und man gefangen genommen wurde von der Macht des Bildes oder dieses Machwerk auf etwas verweist, was tief in uns ist. Gerade das Sub-Genre des Werwolf-Films verhandelt die Idee vom Tier, was in uns alles steckt, und inwiefern wir es kontrollieren können. Der im selben Jahr herausgekommene American Werewolf in London von John Landis zeigt eindrucksvoll und, wie auch Das Tier, mit spektakulären Effekten, wie diese Verwandlung zum Tier vonstattengeht und sich der Kontrolle des Individuums entzieht.

In Bezug auf die Diskussion über Gewalt in den Medien scheint Dante eine humorvolle Parallele zu ziehen, inwiefern eben jene Faszination uns davon abhält, dieser den Rücken zu kehren. Eine Verdrängung des Unbezähmbaren in uns kommt einer Leugnung der menschlichen Natur gleich und der Kultur, in der wir uns bewegen.

Credits

OT: „The Howling“
Land: USA
Jahr: 1981
Regie: Joe Dante
Drehbuch: John Sayles, Terence H. Winkler
Vorlage: Gary Brandner
Musik: Pino Donaggio
Kamera: John Hora
Besetzung: Dee Wallace, Patrick Macnee, Dennis Dugan, Christopher Stone, Belinda Balaski, Richard Picardo

Trailer

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„Das Tier“ ist ein spannender mit vielen humoristischen Verweisen auf die Popkultur der 80er Jahre und das Genre gespickter Horrorfilm. Vielleicht nicht unbedingt eine werkgetreue Verfilmung der Vorlage, so beweist Joe Dante doch sein Können als Geschichtenerzähler, als Meister des Effektkinos, was gerade in diesem Jahrzehnt eine Blütezeit erlebte.
7
von 10