Der gute Bulle - Nur Tote reden nicht
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Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht

Inhalt / Kritik

Der gute Bulle - Nur Tote reden nicht
„Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht“ // Deutschland-Start: 29. Oktober 2020 (Arte)

Es ist ein schwerer Tag für Polizeirat Fredo Schulz (Armin Rohde): Sein junger Kollege Milan Filipovic (Edin Hasanovic) tritt auf eigenen Wunsch aus dem Polizeidienst aus, um sich noch einmal neu zu orientieren. Doch bevor es so weit ist, gibt es noch einen letzten Fall zu lösen. Am Flughafen wurde die junge Kolumbianerin Paz Flores (Lo Rivera) beim Drogenschmuggel erwischt und soll nun auf der Polizeiwache verhört werden. So weit kommt es dabei jedoch nicht, da ihnen ihr Partner Marlon Prokop (Timo Jacobs) bereits auf den Fersen ist und bei der ersten sich bietenden Gelegenheit brutal zuschlägt. Nun liegt es an Schulz und seinem neuen Partner Radu Lupescu (Sabin Tambrea), die beiden zu schnappen und für Gerechtigkeit zu sorgen …

Was heißt gut, was heißt böse?

Ein bisschen unglücklich ist es ja schon, wenn in einer Zeit, in der weltweit systematischer Rassismus und übertriebene Gewalt in der Polizei die Leute auf die Straßen trieb, ein Film mit dem Titel Der gute Bulle erscheint. Andererseits war der Titel der Krimireihe ohnehin immer nur eine, die man in Anführungszeichen setzen sollte. Denn Fredo Schulz mag sicher vieles sein, ein herausragendes Vorbild sicher nicht. Den Trend der letzten Jahre aufgreifend, den Ermittelnden der Polizei auch ein paar Abgründe auf den Leib zu schreiben, bekamen wir es mit einem kaputten Typen zu tun, der sein Alkoholproblem nur schwer in den Griff bekommt und nicht unbedingt der umgänglichste Mensch im öffentlichen Dienst ist.

Das ist bei Nur Tote reden nicht, der mittlerweile dritte Teil der Reihe, nicht anders. Besagtes Alkoholproblem ist erneut Thema. Nicht nur, dass wir Schulz als gebrochenen Menschen sehen bei seinen Gruppensitzungen mit anderen Alkoholikern. Er sieht sich zudem dem Verdacht ausgesetzt, wieder an der Flasche zu hängen und damit das katastrophale Ergebnis bei seinem Einsatz verschuldet zu haben. Als hätte er nicht auch so schon ein schlechtes Gewissen. Und für den Fall, dass das Publikum trotz der zahlreichen Dialoge zu dem Thema nicht verstanden haben sollte, wie fertig der Mann ist, wird ihm der von Sabin Tambrea (Narziss und Goldmund) verkörperte neue Kollege an die Seite gestellt wird. Denn der will immer alles genau und regelkonform erledigen und dient damit zuallererst als Kontrastmittel.

Mehr Drama als Krimi

Wobei Regisseur und Drehbuchautor Lars Becker (Wahrheit oder Lüge), der seit dem ersten Teil 2017 die Reihe leitet, auch sonst einen starken Fokus auf das Zwischenmenschliche bzw. das Persönliche legt. In Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht haben sie letztendlich fast alle mit irgendwelchen Problemen und Dämonen zu kämpfen. Das betrifft nicht nur die Figuren auf Seiten des Rechts, sondern explizit auch die Gegenseite. Marlon Prokop ist in der Hinsicht noch der eindeutigste Verbrecher. Andere sind hingegen ebenfalls von Nöten getrieben, was die Unterscheidung zwischen gut und böse nicht immer ganz einfach macht.

Als tatsächlicher Krimi ist Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht hingegen weniger ausgefeilt. Becker verrät von Anfang an, wer hinter allem steckt, auch bei den Abläufen verzichtet er auf jedes Geheimnis. Dem Publikum bleibt daher nur abzuwarten, bis Schulz den Wissensvorsprung einholt. Dass das geschieht, ist natürlich obligatorisch. Der Weg dorthin ist jedoch nur mäßig spannend, man hatte nicht wirklich Interesse daran, sich Schritt für Schritt das Ende zu erarbeiten. Die Ermittlung kommt vielmehr sehr plötzlich auf die Lösung. Stattdessen wird anderweitig versucht für Spannung zu sorgen, indem der brutale Überfall eine Gegenreaktion provoziert, bei der zunächst nicht klar ist, wie weit sie gehen wird.

Zu aufdringlich

Das ist als Konzept zwar nicht uninteressant, Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht geht da im Vergleich zur Krimikonkurrenz doch schon eigene Wege. Die konkrete Umsetzung lässt hingegen schon zu wünschen übrig. So werden die Themen zu aufdringlich und repetitiv ins Publikum geprügelt. Auch an anderen Stellen gab man sich wenig Mühe, einen einigermaßen glaubwürdigen Ablauf zu schaffen, verließ sich auf billige Zufälle, um die Geschichte voranzutreiben. Wer eine stärker personenbezogene und tragische Variante des Krimis bevorzugt, kann natürlich reinschauen, zumal Rohde seine Rolle als gescheiterte Existenz wirklich auskostet. Für Feingeister ist das aber eher nichts, da alles zu sehr gewollt ist.

Credits

OT: „Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht“
Land: Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Lars Becker
Drehbuch: Lars Becker
Musik: Hinrich Dageför, Stefan Wulff
Kamera: Simon Guy Fässler
Besetzung: Armin Rohde, Sabin Tambrea, Johann von Bülow, Carlo Ljubek, Anica Dobra, Lo Rivera, Timo Jacobs

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Ein letzter Einsatz, dann sollte alles anders kommen: „Der gute Bulle: Nur Tote reden nicht“ ist zwar ein Krimi, jedoch einer, der viel stärker Wert auf persönliche Abgründe und Tragödien legt als auf den Fall an sich. Wer diese Art Film mag, bekommt einiges geboten. Allerdings ist der Film schon sehr plakativ, dafür mangelt es an Spannung.
5
von 10