Im Jahre 1838 befindet sich China in einem einträchtigen Handel mit dem britischen Empire, der nicht nur viele Kaufleute und Seefahrer auf beiden Seiten sehr reich gemacht hat, sondern zudem dem Kaiserreich einiges an Steuern einbringt. Jedoch betrübt Kaiser Daoguang (Min Su) schon seit längerem der Handel mit Opium, einem der begehrtesten und kostbarsten Handelsgüter, welches viele Chinesen in die Abhängigkeit getrieben hat. Bereits seine Vorgänger hatten erfolglos versucht, den Handel zu unterbinden, stießen aber auf Widerstand in den eigenen Reihen, denn die Opiumsucht hatte auch die kaiserlichen Beamten und Minister fest im Griff. So erteilt der Kaiser dem Beamten Lin Zexu (Bao Guoan) den Auftrag, das umzusetzen, woran vergangene Kaiser gescheitert sind, sodass schon bald im Hafen Kantons mehrere Ladungen Opium konfisziert werden und die britischen Händler unter Hausarrest gestellt werden. Die öffentliche Vernichtung des Opiums sowie die strenge Vorgehensweise gegen die Händler machen Eindruck in der Bevölkerung. Jedoch bleiben die Vorkommnisse nicht ohne Wirkung, denn der britische Unterhändler Captain Charles Elliott (Simon Williams) hat vor dessen Vernichtung das Opium im Namen der englischen Krone gekauft, sodass es nun so aussieht, als hätten das Kaiserreich Eigentum der britischen Königin vernichtet.
Der Anfang vom Ende
Die Opiumkriege gehören zu den wohl einschneidendsten Ereignissen der chinesischen Geschichte und dürften in mancherlei Hinsicht das Fundament gelegt haben für das Ende des Kaiserreiches, welches dann Anfang des 20. Jahrhunderts folgen sollte. Die Verfilmung der Ereignisse unter der Regie des für seine Historiendramen berühmten Xie Jin galt für lange Zeit als eine der teuersten Produktionen der chinesischen Filmindustrie und sollte 1997 herauskommen, also in dem Jahr, als China vom Vereinigten Königreich die Staatshoheit über Hongkong zurückerlangte. So versteht sich Der Opiumkrieg vor allem als ein Narrativ über die Ereignisse und deren Zusammenhänge, die zu den Kriegen geführt haben, als eine filmische Geschichtsstunde, die besonders durch ihre Bilder zu beeindrucken weiß.
Wie in seinen anderen Geschichtsfilmen konzentriert sich Xie Jins Inszenierung sowie das Drehbuch, an welchem unter anderem die bekannte chinesische Schauspielerin und Regisseurin Ann Hui mitwirkte, auf einige zentrale Akteure auf beiden Seiten. Neben den historischen Persönlichkeiten wie Kaiser Daoguang oder Captain Charles Elliott sind es auch die kleinen Händler und Beamte, deren Leben und wirtschaftlicher Erfolg eng an den Handel mit den Briten geknüpft ist, die immer wieder für interessante Nebenschauplätze sorgen und die Verbindung des Politischen mit dem Privaten hervorheben. Nicht selten verläuft sich der Film hier in allzu melodramatischen Gefilden, die sich nicht unbedingt gut mit der um historische Genauigkeit bemühten Haupthandlung verträgt. Andere Charaktere wie Lin Zexu werden teils zu Nebencharakteren gemacht, was schade ist, bedenkt man ihre zentrale Rolle für die Ereignisse.
Der westliche Einfluss
Trotz der Tatsache, dass Der Opiumkrieg in China gemacht und produziert wurde, fällt immer wieder positiv auf, dass die Darstellung der Ereignisse und der Figuren, insbesondere der britischen, nicht die Ideologie oder Ansichten der Macher widerspiegelt. Stattdessen zeigt Xie Jins Film die Konfrontation zweier Weltanschauungen, die schon ihrer gemeinsamen Geschichte wegen auf einem solchen Kurs waren und nun durch einen entsprechenden Anlass sich der Konflikt entzündet. Das Opium, der Handel wie auch die Abhängigkeit stehen für eine Idee der Reinheit und den zunehmenden westlichen Einfluss, den das Kaiserreich fürchtet und den es einzudämmen gilt, wohingegen besonders die wirtschaftliche Expansion, wenn nötig auch mit militärischen Mitteln, ganz klar die Motivation der britischen Charaktere darstellt.
Mit eindrucksvollen Szenen, Kostümen wie auch Kulissen betont Xie Jin die Unausweichlichkeit dieses Konfliktes, der sich immer mehr zuspitzt. Insbesondere die Vernichtung des Opiums im Hafen Kantons sowie der Angriff auf die Hafenstadt später im Film gehören zu den vielen dramatischen Höhepunkten dieser Inszenierung, bei denen nicht zuletzt der Detailgrad auffällt, wie beispielsweise die Überlegenheit der britischen Kanonen im Vergleich zu den chinesischen, was einen entscheidenden taktischen Vorteil lieferte.
OT: „Yāpiàn Zhànzhēng“
IT: „The Opium War“
Land: China
Jahr: 1997
Regie: Jin Xie
Drehbuch: Ann Hui, Sujin Zhu, Ni Zhen, Fuxian Zong
Musik: Huang Han Qi, Fuzai Jin
Kamera: Yong Hou
Besetzung: Guoan Bao, Min Su, Shao Xin, Rob Freeman, Emma Griffiths Malin, Jiang Hua, Simon Williams, Philip Jackson
Berlinale 1998
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