Der Seerosenteich
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Der Seerosenteich

Inhalt / Kritik

Der Seerosenteich
„Der Seerosenteich“ // Deutschland-Start: 26. Februar 2021 (DVD)

Nach dem Suizid ihrer Eltern wächst Isabelle Corthen (Natalia Wörner) im Haus des wohlhabenden Tuchhändlers Carl Trakenberg (Dietrich Hollinderbäumer) auf. Sie freundet sich mit dessen Tochter Vivien (Anja Kling) an und verliebt sich als Jugendliche in Jon (Tim Bergmann), dessen Familie mit den Trakenbergs befreundet ist. Als sich schließlich für Isabelle die Frage stellt, was sie mit ihrem Leben nach der Schule anfangen will, trifft sie bei einem Abendessen im Hause auf die Modeschöpferin Puppe Mandel (Hannelore Elsner), mit der Carl seit vielen Jahren eine Affäre hat. Sie ist sehr angetan von der selbstbewussten und bisweilen kapriziösen Art Mandels, sodass diese beschließt, eine Lehre als Schneiderin bei ihr zu beginnen. Während Jon schon bald sein Studium der Medizin beginnt, verlangt Isabelle die Arbeit bei Frau Mandel vieles ab, denn nicht nur die Launenhaftigkeit, sondern auch die teils ätzende oder gar ungerechte Kritik der Designerin machen ihr zu schaffen und lässt sie an sich zweifeln. Zudem hat sie immer weniger Zeit für Jon, der sich auch noch um seine schwerkranke Mutter kümmern muss. Der andere Teil der Handlung spielt im Jahre 2002 und in New York, als Isabelle, mittlerweile eine sehr wohlhabende Modeikone das Bild „Der Seerosenteich“ des Malers Claude Monet ersteigert. Das Bild weckt in ihr die Erinnerung an die Zeit in Hamburg, als sie noch bei den Trakenbergs wohnte und mit Jon zusammen war.

Ein Schlüssel zur einem anderen Leben

In seiner Verfilmung des gleichnamigen Romans von Christian Pfannenschmidt erzählt der vor allem wegen seiner Arbeiten fürs deutsche Fernsehen bekannte Johannes Fabrick (Kleine Ziege, sturer Bock) eine Geschichte über vertane Chance sowie den Bruch mit einem Leben. Neben diesen spielen vor allem noch Aspekte wie der Modebetrieb und der Kontrast zwischen Kunst und wirtschaftlichen Interessen eine Rolle in diesem TV-Zweiteiler, der an Schauplätzen wie New York City und Paris gedreht wurde. Der Seerosenteich weiß vor allem durch seine Ausstattung und seine Schauspieler zu überzeugen, auch wenn es erzählerisch teilweise redundant, oberflächlich und auf Ende bezogen eher inkonsequent zugeht.

Bei seinen zahlreichen Gemälden, die inspiriert waren von seinem prächtigen Garten, ging es Claude Monet nicht nur um das Festhalten eines Momentes, sondern vor allem um die Schönheit dieser „Reflexlandschaften“, wie er sie selber nannte. Undurchdringlich und abstrakt ist das Werk, welches Isabelle in seinen Bann zieht, sie alles um sich herum vergessen lässt und als Schlüssel zu einer Vergangenheit dient, an die sie schon lange nicht mehr so intensiv gedacht hat. Der Teich kommt in mehreren Erinnerungen vor und wird sowohl im Roman als auch im Film als eine Art Vorausdeutung genutzt für einen Bruch zwischen zwei Figuren oder aber für deren innige Verbundenheit. Speziell im Spiel von Natalia Wörner, Anja Kling und Tim Bergmann zeigt sich die Wirkung der Erinnerung, des Erkennens in dem jeweils anderen und was einen mit ihm oder ihr verbindet, oder gar trennt.

Konsequent ist das auch die Trennung der beiden Erzählebenen, von denen eine die Geschichte Isabelles Gang zur Modedesignerin zeigt und die andere sie im Jahre 2002 zeigt, an der Branche angekommen aber sichtlich vereinsamt. Immer wieder ergeben sich Verweise und Vorausdeutungen, ähnlich den Spiegelungen auf der Wasseroberfläche, was besonders in den reichen Dialogszenen zum Ausdruck kommt und sich schon bald nicht nur als Liebesgeschichte, sondern auch als Chronik einer Familie erweist.

Leben und Kunst

Interessant wird Der Seerosenteich wenn es um die Wahl zwischen zwei Leben geht, zum einen dem Familienleben und dem Traum einer Karriere in der Modebranche. Besonders in der Begegnung mit Puppe Mandel, toll gespielt von der unvergessenen Hannelore Elsner, deutet sich ein Typ Frau an, der so gänzlich konträr ist zu dem eher traditionellen Bild, welches Isabelle teils noch vermittelt bekommt und gegen das sie sich wehrt. Das Verfolgen eines Traumes und die schmerzlichen Kompromisse wie auch die teils demütigenden Erfahrungen auf dem Wege sind gut gespielt, wenn auch etwas berechenbar in ihrer Folge. In diesem Zusammenhang sei vor allem der Kontrast zwischen dem künstlerischen Anspruch der Modeschöpferin zu den wirtschaftlichen Interessen der Investoren, zu denen die Trakenbergs gehören, erwähnt, was die Beziehungen der Figuren immer wieder auf die Probe stellt.

So mag auch die Entscheidung, die Geschichte als Zweiteiler im Fernsehen auszustrahlen wirtschaftlich sinnvoll sein, doch künstlerisch ist sie kaum zu verantworten. Nicht nur berechenbar, sondern auch oft redundant wirkt der Film, aufgebläht auf eine Länge von insgesamt drei Stunden und enttäuscht mit seinem aufgesetzt wirkenden Ende.

Credits

OT: „Der Seerosenteich“
Land: Deutschland
Jahr: 2003
Regie: Johannes Fabrick
Drehbuch: Johannes Fabrick, Gabriela Sperl
Vorlage: Christian Pfannenschmidt
Musik: Annette Focks
Kamera: Holly Fink, Robert Neumüller
Besetzung: Natalia Wörner, Tim Bergmann, Anja Kling, Hannelore Elsner, Dietrich Hollinderbäumer, Kai Scheve, Antje Hagen

Bilder

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Der Seerosenteich ist ein in Teilen ganz unterhaltsamer TV-Zweiteiler, der nicht durchweg überzeugen kann. Schauspielerisch gut, enttäuschen die Mängel des Drehbuchs wie auch der Vorlage, sodass Johannes Fabricks Film leider nur Durchschnitt bleibt.
5
von 10