Der plötzliche Tod des Uhrenherstellers Ludwig Sutter ist für die drei Kinder Anna (Eugenie Anselin), Michel (Wolf Danny Homann) und René (Konstantin Marsch) nicht nur eine persönliche Tragödie. Auch beruflich wird dadurch alles durcheinandergeworfen. Während Anna, die selbst Uhrmachermeisterin ist, testamentarisch vom Unternehmen ausgeschlossen wird, erben ihre beiden Halbbrüder alles. Viel zu machen ist da nicht, außer Michel und René stimmen gemeinsam einer Änderung zu. Doch dann wird René erschlagen aufgefunden, Anna wird zur Tatverdächtigen Nummer eins. Nun liegt es an Thomas Borchert (Christian Kohlund) und Dominique Kuster (Ina Paule Klink), ihrer Mandantin da wieder rauszuhelfen …
Mord im Dreierpack
Aller guten Dinge sind drei? Nach einer mehrmonatigen Pause starteten im Februar hintereinander drei neue Teile der fortlaufenden ARD-Reihe Der Zürich-Krimi rund um Thomas Borchert, den „Anwalt ohne Lizenz“, der sich stur und eigensinnig über alles und jeden hinwegsetzt, selbst eigene Mandanten, um an die Wahrheit zu kommen. Nach dem atmosphärischen, inhaltlich weniger geglückten Borchert und der eisige Tod und dem mit Verschwörungsthriller-Motiven arbeitenden Borchert und der Mord im Taxi steht mit Borchert und die Zeit zu sterben nun schon der dritte Film an. Der ist den anderen von der Machart her sehr ähnlich, qualitativ aber leider deutlich darunter angesiedelt.
Das Szenario von Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben fängt dabei natürlich schon klassisch und bewährt an: Das vermögende Familienoberhaupt stirbt, danach kommt es zu einem Hauen und Stechen, im übertragenen wie wörtlichen Sinn. Als dem dann nach nur wenigen Minuten gleich eine zweite Figur zum Opfer fällt, fangen die Spekulationen an. War es wirklich die Schwester, die von ihrem Vater enttäuscht sich zu einer Verzweiflungstat hinreißen ließ? War es jemand aus der Firma, der die weitere Ausrichtung beeinflussen wollte? Oder war es doch jemand von außen, der durch ein bisschen Mord die eigenen wirtschaftlichen Möglichkeiten aufbessern wollte?
Unglaubwürdig und hölzern
Eigentlich bringt Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben damit alles, was es für einen traditionellen Whodunnit-Krimi braucht. Nur überzeugt das Ergebnis nicht so recht. Wolf Jakoby, der zu den meisten Teilen der Reihe das Drehbuch geschrieben hat, verpasst es, aus dem Stoff wirklich spannende und zugleich plausible Möglichkeiten abzuleiten. In dem Wettstreit zwischen Erbdrama, Wirtschaftsspionage und Überlebenskampf wird verschiedenes ausprobiert, unter Zuhilfenahme von Klischees und kaltschnäuzigen Übertreibungen. Interessant ist aber nichts davon, glaubwürdig ebenfalls nicht. Obwohl munter von einer Theorie zur nächsten gesprungen wird, stellt sich rasch Langeweile ein. Erfahrene Spürnasen wissen zudem eigentlich von Beginn an, wer wirklich hinter allem steckt.
Doch es ist nicht nur der Kriminalfall an sich, der etwas dürftig ist, sondern auch die Umsetzung. Genauer lassen die schauspielerischen Leistungen mitunter einiges zu wünschen übrig. Man hat hier praktisch nie das Gefühl, Teil des realen Lebens und unter realen Menschen zu sein. Alles ist überzogen, hölzern, es fehlt die notwendige Natürlichkeit – wobei manchmal nicht ganz ersichtlich ist, wo die Fehler der konstruierten Dialoge aufhören und die schwache Interpretation beginnt. Klar muss in diesem Genre nicht alles komplett realistisch sein. Es macht auf seine Weise auch schon Spaß, wie der dauernd grummelnde Christian Kohlund sich auf groteske Weise über alle Regeln hinwegsetzt, privat wie beruflich übergriffig ist, ohne sich auch nur irgendwie darum zu scheren. Der Rest wirkt jedoch blass und verloren in der Geschichte. Wer ein großer Fan der Titelfigur ist, kann sich natürlich nach wie vor von Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben unterhalten lassen. Angesichts der zu zahlreichen Konkurrenz an TV-Krimis ist dieser hier aber Zeitverschwendung.
OT: „Der Zürich-Krimi: Borchert und die Zeit zu sterben“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Roland Suso Richter
Drehbuch: Wolf Jakoby
Musik: Michael Klaukien
Kamera: Andrés Marder
Besetzung: Christian Kohlund, Ina Paule Klink, Pierre Kiwitt, Eugenie Anselin, Wolf Danny Homann, Tilo Nest, Florian Anderer
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