So langsam geht es voran mit der Detektei von Anne Marie Fuchs (Lina Wendel) und Youssef el Kilali (Karim Chérif), ein Büro haben sie schon mal. Und dazu noch einen Auftrag: Nicola Bachmann (Picco von Groote), Tochter des Düsseldorfer Polizeirats Rainer Bachmann (Peter Trabner), beauftragt die beiden, ihre Mutter wiederzufinden. Denn die wurde kurze Zeit vorher von jemandem entführt, der dabei auch Nicolas zur Hilfe eilenden Ehemann erschossen hat. Während die beiden sich auf die Suche nach dem Täter machen, zum Missfallen des Kommissars Ralf Eisner (Robert Dölle), hat Fuchs noch ein ganz anderes Problem. Ihr wegen Mord inhaftierter Sohn Florian (Florian Bartholomäi) ist zusammen mit dem Mithäftling Bernd Stübner (Ronald Kukulies) aus dem Gefängnis geflohen und treibt sich jetzt irgendwo da draußen rum …
Ermittlungen außerhalb des Systems
Inzwischen ist die Figur des Privatdetektivs im Krimigenre leider etwas aus der Mode gekommen. Während man sich vor Serien und Filmen kaum retten kann, in denen Polizisten oder Polizistinnen Verbrechen aufklären, gibt es heute nur noch wenige Beispiele dafür, wie dies auch außerhalb des staatlichen Apparates geschehen kann. Dabei haben diese durchaus einige Vorteile wie zum Beispiel seltsame Undercover-Aktionen, für die in streng reglementierten Ermittlungen kein Raum ist. Einer der unterhaltsamsten Momente in Die Füchsin: Treibjagd ist dann auch, wenn Fuchs und Youssef sich unter falschem Vorwand bei einem Polizisten einschmeicheln und dabei gleich mehrfach mit Klischees gespielt wird.
Ohnehin sind die Höhepunkte des inzwischen sechsten Falls der ARD-Krimireihe Die Füchsin diese, wenn die beiden Hauptfiguren gemeinsam unterwegs sind und über ihre Arbeit diskutieren. Dabei wird so oft auf einen möglichst großen Kontrast gesetzt. Während Fuchs als ehemalige Stasi-Mitarbeiterin routiniert ist, sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt, da ist Youssef der quirlige und spontane Typ, der in einem fast schon fahrlässig naiven Optimismus an die Arbeit geht und im Zweifel andere einfach vollschwallt. Das Ergebnis sind immer wieder humorvolle Momente, ohne deshalb gleich à la Marie Brand und die Leichen im Keller ins Alberne abzudriften. Dafür sind die Geschichten, welche den Krimi immer wieder in die Nähe eines Dramas bringen, hier auch viel zu ernst.
Umständlich, aber spannend
Gerade Fuchs ist hier, bei aller zur Schau gestellten Kälte, eine doch tragische Figur. Da wäre zum einen ihre Vergangenheit als Spionin, welche sie auch mehr als dreißig Jahre später noch verfolgt und deren Erinnerungen sie nicht entkommen kann. Außerdem greift Die Füchsin: Treibjagd wieder den Strang um ihren Sohn auf, der seit dem dritten Film dabei ist und die Folgen eines schmerzhaften Lebens mit sich trägt. In der Hinsicht ist es sicherlich von Vorteil, die Vorgänger oder zumindest deren Geschichten zu kennen. Notwendig ist das zwar nicht, um der Handlung hier folgen zu können. Der Tragweite von Florians Schicksal wird man sich ohne aber weniger bewusst. Etwas kurz kommt hingegen die ebenfalls traurige Geschichte um Nicola Bachmann, die gleich zu Beginn ihren Mann verloren hat. Die Schwenker zu Simone Papst (Jasmin Schwiers), der Ehefrau von Youssef, sind gleichermaßen Nebenschauplätze, die der mangelnden Zeit wegen nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen.
Als Krimi ist Die Füchsin: Treibjagd leiden ebenso von einer schwankenden Qualität. Die Geschichte an sich ist einerseits nichts Besonderes. Der Fall ist recht umständlich aufgebaut, wenn alle Figuren irgendwie zusammengeführt werden müssen, auf Teufel komm raus. Dafür geht es beim Finale heiß her, wenn diese verschiedensten Stränge letztendlich doch zusammengeführt werden und auf einmal alle mitmischen, mit offenem Ergebnis. Für diese finalen Szenen lohnt sich das Einschalten, die Dynamik des Duos ist ohnehin immer ein gutes Argument. Da darf man gespannt sein, wie es in dem eine Woche später startenden Folgefall Romeo muss sterben weitergehen wird.
OT: „Die Füchsin: Treibjagd“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Marc Rensing
Drehbuch: Ralf Kinder
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Sebastian Bäumler
Besetzung: Lina Wendel, Karim Chérif, Jasmin Schwiers, Robert Dölle, Sara Fazilat, Florian Bartholomäi, Picco von Groote, Peter Trabner, Ronald Kukulies, Christian Hockenbrink
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