Die Welt in allen Farben Iroduku Iroduku: The World in Colors
© Leonine

Die Welt in allen Farben – Iroduku

Inhalt / Kritik

Die Welt in allen Farben Iroduku
„Die Welt in allen Farben – Iroduku“ // Deutschland-Start: 18. Februar 2021 (DVD/Blu-ray)

Nach einem schweren Schicksalsschlag hat die 17-jährige Hitomi Tsukishiro nicht nur jegliche Lebensfreude verloren, sondern kann auch keine Farben mehr sehen. Wo die anderen durch eine Welt aus Gelb und Orange, Grün und Blau laufen, da gibt es für sie nur Grau. Ihre Großmutter Kohaku, die wie alle anderen in ihrer Familie über magische Fähigkeiten verfügt, zaubert sie daraufhin 60 Jahre zurück in die Vergangenheit. Dort trifft Hitomi auf die junge Kohaku, die zu dem Zeitpunkt noch nicht allzu versiert in Magie ist, sowie ihre Freunde und Freundinnen. Diese überzeugen sie auch dazu, ihrem Club beizutreten, der der Kunst und Fotografie gewidmet ist. Aufgrund ihrer Farbenblindheit tut sich Hitomi damit zunächst schwer, findet aber mithilfe der anderen langsam wieder zu sich …

Eine Reise durch die Zeit

Das überaus beliebte Motiv der Zeitreise ist üblicherweise eher im Science-Fiction-Genre daheim, wenn clevere Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen mithilfe einer bahnbrechenden Technik der Vergangenheit oder der Zukunft einen Besuch abstatten können. Dann und wann gibt es aber auch magische Gründe, weshalb sich die Figuren auf einmal in einer anderen Zeit wiederfinden. In der französischen Komödienreihe Die Besucher waren es magische Tränke, welche die Zeit aufhoben, in Das Portal – Die Reise durch die Zeit stolperte ein Jugendlicher während eines Schulausflugs versehentlich durch ein Tor ins Mittelalter, wo er gegen eine böse Armee kämpfen musste.

In Die Welt in allen Farben – Iroduku geht es deutlich weniger martialisch zu. So richtig freiwillig ist die Zeitreise hier aber auch nicht. Vielmehr ist es die Großmutter, die als Ausdruck einer wohlmeinenden Übergriffigkeit ihre Enkelin zurück in die Vergangenheit schickt. Wobei Vergangenheit in dem Fall unsere Gegenwart bedeutet, Hitomis eigentliche Zeit spielt im Jahr 2078. Üblicherweise geht eine solche Zeitreise mit ziemlichen Anpassungsschwierigkeiten einher. Paradebeispiel hierfür ist natürlich Zurück in die Zukunft, in der ein Schüler aus den 1980ern in die 1950er reist und sich erst einmal an die dortigen Gepflogenheiten gewöhnen muss. Bei der Animeserie ist das jedoch kein Thema. Tatsächlich ist der Faktor Zeit so schwach ausgearbeitet, dass man ihn praktisch auch ganz hätte weglassen können.

Farbenblindheit als schöne Metapher

Stattdessen ist die von Toshiya Shinohara (Lupin III – Crisis in Tokyo) inszenierte Serie in erster Linie ein Drama um eine Jugendliche, die lernen muss, ihre persönliche Lebenskrise hinter sich zu lassen. Das geschieht in Die Welt in allen Farben – Iroduku, wie so oft, durch die Begegnung mit den richtigen Menschen. Da wären einerseits die Mitglieder in dem Fotografieclub, die sie mit offenen Armen aufnehmen und ihr wieder Halt geben. Und dann ist da noch Yuito, der ihr als Love Interest wieder das Gefühl geben darf, geliebt zu werden, und dessen Bilder die einzigen Momente sind, in der sie Farben sehen kann. Warum das so ist, weiß sie natürlich nicht, sorgt aber für ein nachvollziehbares Interesse ihrerseits das herauszufinden.

Das Bild der verschwundenen Farben ist dabei eine schöne Metapher für die verschwundene Lebensfreude der Jugendlichen. Erst wenn Hitomi es schafft, wieder Glück zu empfinden und sich das Leben nicht selbst verbaut, wird sie wieder die Welt in all ihren bunten Facetten sehen können. Das erlaubt es dem Animationsstudio P.A. Works (Maquia – Eine unsterbliche Liebesgeschichte), selbst viel mit der Optik zu spielen. Gerade die traumartigen Szenen in Die Welt in allen Farben – Iroduku, in denen sich die farbige Welt wieder Zugang verschafft, sind sehenswert geworden. Sie trösten auch darüber hinweg, dass die Designs der Figuren nichts Besonderes sind. Da wurde dann doch mehr in die Effekte und die unterschiedlichen Stile investiert als in das austauschbare Aussehen der Charaktere.

Trotz inhaltlicher Mängel sehenswert

Auch inhaltlich wäre da doch an manchen Stellen mehr möglich gewesen. Ob es nun die eher vernachlässigten anderen Mitglieder des Clubs sind, der besagte Aspekt der Zeitreise oder auch die Willkürlichkeit der Magie: Viele zentrale Elemente werden etwas lieblos beiseitegeschoben. Die Welt in allen Farben – Iroduku wirkt nie so richtig durchdacht. Wem es hingegen vor allem auf den emotionalen Aspekt ankommt, der bekommt in den 13 Folgen schon einiges geboten. Wie Hitomi nach und nach Anschluss in der Gruppe findet und wieder aufblüht, das ist schon ganz rührend, auch wenn zum Schluss der Weg zum Kitsch nicht mehr weit ist. Allgemein macht es Spaß, den jungen Menschen dabei zuzusehen, wie sie gemeinsam versuchen, die Welt in ihren Bildern festzuhalten. Und es macht Lust drauf, selbst wieder rauszugehen, alles zu erkunden und die Schönheit in dem zu suchen, was uns umgibt – unabhängig davon, in welcher Zeit wir uns gerade befinden.

Credits

OT: „Irozuku Sekai no Ashita kara“
IT: „Iroduku: The World in Colors“
Land: Japan
Jahr: 2018
Regie: Toshiya Shinohara
Drehbuch: Yūko Kakihara
Musik: Yoshiaki Dewa
Animation: P.A. Works

Bilder

Trailer

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In „Die Welt in allen Farben – Iroduku“ wird eine unglückliche Jugendliche von ihrer Großmutter zurück in die Vergangenheit gezaubert, wo sie ihre Lebensfreude wiederfinden soll. Das Bild der verschwundenen Farben ist als Metapher schön, erlaubt auch einige visuell reizvolle Szenen. Inhaltlich ist die Animeserie dabei etwas dünn und nicht immer ganz durchdacht, ist aber trotz allem sehenswert – vor allem für ein Publikum auf der Suche nach emotionalen Geschichten.
7
von 10