Mit Menschen hat es Jim (Tom Berenger) eher weniger. Stattdessen zieht er sich lieber in die verschneite Einöde zurück, um dort Rehe zu schießen. Dann hat er etwas, auf das er sich konzentrieren kann. Etwas, das ihn seine vielen Probleme vergessen lässt, die von traumatischen Kriegserfahrungen über seinen Hang zum Alkohol bis zu seiner Entfremdung von seiner Familie reichen. Doch dieses Jahr will das alles nicht so recht klappen. Erst sieht es danach aus, als würde er es nicht schaffen, überhaupt eines der Tiere zu erlegen. Und als ihm doch ein tödlicher Schuss gelingt, muss er zu seinem Entsetzen feststellen, dass es sich bei dem vermeintlichen Reh in Wahrheit um eine Frau handelt, die eine Tasche mit jeder Menge Geld dabei hatte. Und eben dieses Geld wollen die Gangster nun zurück, die mit ihr zuvor ein Casino ausgeraubt haben …
Überlebenskampf in eisiger Kälte
Eine abgelegene Gegend in eisiger Kälte: Das ist ein gleichermaßen schönes wie menschenfeindliches Setting. Kein Wunder also, dass Filmschaffende immer mal wieder dieses nutzen, um von existenziellen Überlebenskämpfen ihrer Figuren zu erzählen. Dabei kann es die Natur an sich sein, die zum Feind wird, wie etwa in Arctic oder 6 Below – Verschollen im Schnee. Und wenn das noch nicht reicht, dann wird dem Protagonisten oder Protagonistin noch irgendein Killer hinterhergeschickt. Red Dot hat es kürzlich vorgemacht, dass das eine eigentlich ganz gewinnbringende Kombination ist, selbst wenn das Ergebnis am Ende nicht so wirklich überzeugte.
Das gilt dann leider auch für Hunted – Blutiges Geld. Die grundsätzliche Idee ist dabei so schlecht nicht. Zwar wurde die Konstellation, dass ein Ex-Soldat sich gegen miese Verbrecher zur Wehr setzt, in den letzten Jahren wirklich zu Tode geritten. Der B-Movie-Bereich quillt inzwischen über vor solchen Filmen. Dass unser Held aber eigentlich keiner ist und aufgrund einer peinlichen Verwechslung einen der Bösen erschießt, das ist schon mal eine interessante Variante. Zumal Jim jetzt auch nicht unbedingt als das testosterongeschwängerte Alphatier durchgeht. Er versucht vielmehr zunächst etwas panisch seine Tat zu vertuschen, weshalb der Thriller weniger den üblichen Actionreißern ähnelt als vielmehr diesen Filmen, in denen jemand versucht, ein Verbrechern oder eine andere Missetat zu begraben, nur um davon doch verfolgt zu werden.
Eine Jagd mit langer Vorlaufzeit
Allgemein ist Hunted – Blutiges Geld weniger für ein Publikum geeignet, das sich spannende Actionszenen erhofft. Bis es überhaupt einmal mit der Jagd losgeht, die im Titel angekündigt wird, ist der halbe Film bereits vorbei. Und auch später geht es eher gemütlich zu. Zwar gibt es natürlich schon die eine oder andere brenzlige Situation mit Todesfolge, welcher Gangster gibt schon freiwillig seine Beute auf? Die eigentlichen Kämpfe sind aber recht unspektakulär und schnell vorbei. Stattdessen sehen wir Jim, wie er etwas ziellos durch den Schnee stapft, zwischendurch auch schon mal eine Höhle erkundet. Das ist schön anzusehen: John Barr, der hier Regie führte, am Drehbuch mitschrieb und die Kamera bediente, hat da schon einige reizvolle Aufnahmen mitgebracht. Aufregend ist das hingegen weniger.
Das liegt auch daran, dass Barr zumindest versucht, den tragischen Aspekt stärker zu betonen, als es in solchen Filmen üblich ist. So nimmt er sich anfangs ausführlich Zeit, um seinen Protagonisten einzuführen und seine diversen Krisen zumindest anzudeuten. Statt eines selbstbewussten Gorillagebarens steht da der Besuch einer Selbsthilfegruppe an. Und auch später, wenn es längst ans Eingemachte geht, erinnert Hunted – Blutiges Geld daran, wie kaputt sein Protagonist doch ist. Das ist zwar einerseits durchaus löblich. Eine interessante Figur wird aus Jim dennoch nicht, da hätte schon mehr passieren müssen als das routinierte Aufsagen diverser Klischees.
Von allem nicht genug
Bei der Gegenseite sieht es genretypisch noch deutlich schlimmer aus. Wir erfahren zwar, dass das Quintett ein Casino ausgeraubt hat. Von einigen wenigen Beschimpfungen abgesehen folgt aber nichts, das Rückschlüsse auf die Figuren erlauben würde. Natürlich braucht es das bei einem solchen Film nicht. Aber wenn weder die Charakterisierung noch die Actionszenen viel hermachen, nicht einmal ein Gefühl der Bedrohung entsteht, dann wird es schwierig. Eine Katastrophe ist Hunted – Blutiges Geld damit nicht. Das verhindern allein schon die besagten sehenswerten Aufnahmen, aber auch der Auftritt von Veteran Tom Berenger als unfreiwilliger, grimmiger Gangsterjäger. Beides reicht aber kaum aus, um bis zum Abspann wirklich zu fesseln.
OT: „Blood and Money“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: John Barr
Drehbuch: John Barr, Mike McGrale, Alan Petherick
Musik: Zak McNeil
Kamera: John Barr
Besetzung: Tom Berenger
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