Während um sie herum das Chaos ausbricht, die Menschen sich nach ihrem Tod in untote Besten verwandeln und die Ordnung immer mehr in sich zusammenbricht, gelingt Molly (Brittany Allen) und ihrem derzeitigen Freund Nick (Merwin Mondesir) die Flucht aus Las Vegas in die Wüste, wo sie, zusammen mit einigen von Nicks „Geschäftspartnern“, mit dem Flugzeug weiter nach Mexiko wollen. Ausgerechnet mitten im Nirgendwo haben Molly und Nick eine Panne, doch als wäre dies nicht schon genug, hat sich zudem ein Untoter (Julian Riedinger) an ihre Fersen geheftet. Nachdem Nick dem Zombie zum Opfer fällt, kann Molly mit ein wenig Proviant in die Wüste fliehen, von wo aus sie den Rest der Strecke bis zum Landeplatz zu Fuß zurückliegen will. Allerdings ist dies noch eine ganz schöne Strecke, fast 40 Meilen, und zu allem Überfluss hat auch der Zombie, besudelt von Nicks Blut, wieder die Verfolgung aufgenommen. Mit der Zeit gehen Mollys Vorräte zur Neige und auch ihr untoter Verfolger wird zu einer echten Plage, muss sie sein fast ständiges Schlurfen und Stöhnen ertragen sowie die ständige Bedrohung, die von ihm ausgeht. Während die Sonne tagsüber brennt und es ihr abends furchtbar kalt wird, beginnt Molly ihr Leben zu rekapitulieren und wie sie in diese Situation hineingekommen ist.
Der Kern eines Zombiefilms
Als der US-Amerikaner Colin Minihan (What Keeps You Alive) begann, Spielfilme zu drehen, hatte er bereits sehr viel Erfahrung hinter der Kamera gesammelt, und zwar beim Drehen von über 100 Musikvideos für Künstler wie beispielsweise Papa Roach. Seine Liebe, wie er in vielen Interviews zu seinen Filmen beteuert, gehört dem Genrefilm, speziell dem Horrorfilm, sodass seine Projekte immer wieder in Genrefestivals gezeigt werden. So auch geschehen im Falle von It Stains the Sands Red, Minihans Beitrag zum Sub-Genre des Zombiefilms, der auf Sitges Filmfestival 2016 seine Weltpremiere feiern durfte. In der großen Masse an Beiträgen zu Geschichten über Untote ging It Stains the Sands Red etwas unter, aber zu Unrecht, enthält Minihans Film doch die Quintessenz so vieler dieser Beiträge, kann diese aber treffend auf einen Punkt bringen.
Gerade im Independent-Film tummelt sich eine Vielzahl von leidlich erfolgreichen oder eher miserablen Beiträgen, speziell zum Zombiefilm, welches durch Serien wie The Walking Dead zu erneutem Ruhm gelangte, aber auch in der Folge eine Übersättigung erlitt. Zu durchschaubar sind die Plots geworden und nur noch wenige Produktionen konnten erzählerisch oder formal neue Akzente setzen. Rein optisch reiht sich Minihans Film in diese Tradition ein, was alleine schon das beschränkte Setting wie auch die Betonung des inneren Dramas der Protagonistin demonstrieren, doch in Anlehnung an Vorbilder wie den großen George A. Romero ist dieser Minimalismus eher ein Gewinn als ein Hindernis.
Dieser Aspekt fällt schon dann auf, wenn man sich darauf konzentriert, wie Minihan den Ort der Handlung nutzt. Schon fast existenzialistisch wirkt die Situation, in der sich Brittany Allens Figur befindet, die ihr keinerlei oder nur sehr wenig Raum zum Rückzug bietet und die immer wieder zurückwirft auf die aktuelle Situation wie auch die Entscheidungen, die sie in diese Wüste geführt haben. Wie auch in den Zombiefilmen George Romeros, beispielsweise Die Nacht der lebenden Toten, ist die Bedrohung, die von einem einzelnen Untoten ausgeht, eher gering oder man kann ihr zumindest gut ausweichen, jedoch weist die Unfähigkeit, sich mit diesem „Problem“ auseinanderzusetzen auf die Heldin zurück, die sich gerne als Herrin ihrer Entscheidungen sehen will, aber eigentlich sich auf einem fatalen Pfad der Selbstzerstörung befindet.
Die eigenen Probleme im Rücken
Während sich andere Genrebeiträge auf eine Form des Realismus versteifen, der entweder formal einseitig oder erzählerisch eine Sackgasse darstellt, behandelt das Drehbuch Minihans und Stuart Ortiz’ die Situation fast schon als eine Allegorie. Die Aussage, dass der von ihr „Smalls“ getaufte Zombie sie nie im Leben einholen wird, wird schon bald Lügen gestraft, da das Davonlaufen oder die Distanz gerade das Problem der Protagonistin ist. Mag dies vielleicht nicht unbedingt eine tiefgehende Erkenntnis sein, ist sie durch die Leistungen Allens, die auch eine der ausführenden Produzenten des Films war, sowie Julian Riedingers als ihr untoter Begleiter durchaus glaubhaft. Speziell die Konfrontation mit den inneren Dämonen, deren Ursprung sie alleine zu verantworten hat, zeigt Allen durch ihr sensibles Spiel sowie ihre „Interaktion“ mit dem Zombie.
OT: „It Stains the Sands Red“
Land: USA
Jahr: 2016
Regie: Colin Minihan
Drehbuch: Colin Minihan, Stuart Ortiz
Musik: Blitz/Berlin
Kamera: Clayton Moore
Besetzung: Brittany Allen, Juan Riedinger, Merwin Mondesir, Kristopher Higgins
Sitges 2016
Fantasy Filmfest Nights 2017
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