Als bekannt wird, dass der britische Geheimagent John Strangways und seine Sekretärin auf Jamaika spurlos verschwunden sind, fackelt M (Bernard Lee), der Chef des Geheimdienstes MI6, nicht lange. James Bond (Sean Connery) wird dazu auserkoren, vor Ort nach dem Rechten zu sehen und herauszufinden, was es mit der Geschichte auf sich hat. Quarrel (John Kitzmiller), ein lokaler Bootsmann, bringt ihn daraufhin mit Felix Leiter (Jack Lord) zusammen, der im Auftrag des CIA ebenfalls nach Strangways sucht. Die Spur führt sie bald auf die Insel Crab Key und zu dem geheimnisvollen Dr. No (Joseph Wiseman), der dort zugange sein soll. Dabei warten nicht nur dort große Gefahren auf den Spion mit der Lizenz zum Töten, denn seine Gegner wollen um jeden Preis verhindern, dass er die Wahrheit erfährt …
Der Anfang der Agentenreihe
Als im Oktober 1962 James Bond jagt Dr. No Premiere feierte, hätte wohl keiner geahnt, was man hiermit lostreten würde. Zwar waren die Romane von Ian Fleming um den britischen Geheimagenten schon bekannter, weshalb man gewisse kommerzielle Erwartungen an die Adaption hegte. Auch dass dem Debüt noch weitere Filme folgen sollten, war bereits ausgemacht. Doch statt einiger weniger Adaptionen wurde daraus eine Reihe mit weit über 20 Teilen, welche in den folgenden Jahrzehnten erschienen, mit den unterschiedlichsten Schauspielern. Irgendwann ließ man die literarischen Vorlagen gleich ganz hinter sich, die Spionagethriller hatten sich als etwas Eigenes etabliert, das zwar im Laufe der Zeit diversen Wandlungen unterworfen war, dabei aber auch viele Bestandteile als Markenzeichen behielt.
Schon die so berühmte Vorstellung „Bond, James Bond“ fand hier eine erste Anwendung. Internationale Kulissen und leicht bekleidete Damen, welche dem Helden zu Füßen liegen, durften auch nicht fehlen. Vor allem aber der Held selbst wurde zu einem unverkennbaren Bestandteil: 007 ist ein großer, sehr maskuliner Kerl, Typ Macho, der selbst in den unmöglichsten Situationen nicht aus der Ruhe zu kriegen ist. Mit Mut, aber auch Einfallsreichtum und Charme erledigt er seine Feinde, wobei durchaus auch schon mal Waffen oder Fäuste zum Einsatz kommen dürfen. Ein Mann, der so cool ist, dass es nahezu unmöglich ist, nicht irgendwie auf ihn neidisch zu sein.
Die Figuren als bloße Kulisse
Die anderen Figuren verblassen daneben unweigerlich. Während der zu dem Zeitpunkt noch unbekannte Schotte Sean Connery (Sein Leben in meiner Gewalt, The Untouchables – Die Unbestechlichen) die meisten nicht nur körperlich überragt, sondern auch durch seine Intensität an den Rand drängt, bleibt vom Rest kaum jemand in Erinnerung. Ursula Andress darf sich zumindest der Ehre erfreuen, das erste Bond-Girl überhaupt gewesen zu sein, auch wenn sie im englischen Original weder sprechen noch singen durfte – das übernahmen Synchronsprecherinnen. Joseph Wiseman wiederum wurde als mysteriöser Dr. No zum Prototyp des verrückten Wissenschaftlers, dessen Lebensinhalt darin besteht, die Weltherrschaft, unermesslichen Reichtum oder gleich beides zu erringen.
Der Inhalt von James Bond jagt Dr. No ist dabei nicht wirklich etwas Besonderes. Die Geschichte um Dr. No und dessen großen Erfindungen sind schon recht albern, die Erscheinung mit den Handprothesen grotesk – wenngleich die Romanvorlage noch komischer war. Eines ist heute auch wenig vermittelbar, etwa die Inszenierung der Kämpfe und der unbeirrte Sexismus, wenn Frauen auf ihre körperlichen Reize reduziert werden. Nicht dass die Männer viel komplexer würden. Der Film begradigt seinen Helden, von den nachdenklicheren Momenten der Bücher blieb nicht mehr viel übrig. Die Leute drumherum hat man ohnehin im Anschluss an den Film sofort wieder vergessen. Sie erfüllen zwar einen Zweck in der Handlung, Charaktere sind sie jedoch nicht.
Spaßiger Auftakt
Dennoch überwiegt beim Einstieg insgesamt das Positive. Der Film macht Spaß, mischt Action mit Humor, der an manchen Stellen schon fast ins Parodistische geht. Hinzu kommen die reizvollen Kulissen von Jamaika, die zusammen mit der beschwingten Musik für etwas Urlaubsgefühl sorgen. Als Kontrast zu den brutalen Vorkommnissen, wenn immer wieder Menschen ihr Leben lassen müssen, funktioniert das ganz gut, gerade auch beim Einstieg, der die Mörder bei der Arbeit zeigt. Große Spannung kommt dabei jedoch noch nicht so wirklich auf, da manche Gefahren wie der sagenumwobene Drache eher drollig als bedrohlich sind, es auch zu wenig Szenen gibt, in denen man den Eindruck hat, dass tatsächlich mal etwas auf dem Spiel steht. Eine wirkliche Jagd, so wie im Titel angedeutet, ist das hier nicht.
OT: „Dr. No“
Land: UK, USA
Jahr: 1962
Regie: Terence Young
Drehbuch: Richard Maibaum, Johanna Harwood, Berkely Mather
Vorlage: Ian Fleming
Musik: Monty Norman
Kamera: Ted Moore
Besetzung: Sean Connery, Ursula Andress, Joseph Wiseman, Jack Lord, Anthony Dawson, Zena Marshall, John Kitzmiller, Eunice Gayson, Bernard Lee
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Golden Globes | 1964 | Beste Nachwuchsdarstellerin | Ursula Andress | Sieg |
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