Der Staatsanwalt
Das aktuelle Team bei "Der Staatsanwalt": Max Fischer (Max Hemmersdorfer), Bernd Reuter (Rainer Hunold) und Kerstin Klar (Fiona Coors) (© ZDF/Andrea Enderlein)

Max Hemmersdorfer [Interview]

In der beliebten Krimiserie Der Staatsanwalt spielt Max Hemmersdorfer den Kriminalkommissar Max Fischer, der in Zusammenarbeit mit Oberstaatsanwalt Bernd Reuther Mordfälle aufklärt. Zum Auftakt der 16. Staffel am 5. Februar 2021 im ZDF haben wir uns mit dem Schauspieler unterhalten und ihn in unserem Interview zu seiner Figur, dem Erfolgsgeheimnis von Krimis und seinem eigenen Werdegang befragt.

Es ist jetzt Ihre zweite Staffel bei der Serie Der Staatsanwalt. Wenn Sie auf die Anfänge zurückblicken: Was hat Sie damals an der Figur des Oberkommissars Max Fischer gereizt?
Zunächst einmal fand ich es grundsätzlich interessant, eine durchgehende Rolle zu spielen. Über längere Zeit an einer Figur arbeiten zu können, finde ich immer reizvoll, weil du dadurch genauer darüber nachdenken kannst, wer dieser Mensch ist oder sein könnte. Außerdem finde ich den Beruf des Polizisten spannend, weshalb mich diese Kombination gereizt hat.

Nachdem Sie jetzt schon eine Zeit lang über die Figur nachdenken konnten, wie würden Sie diese einem Außenstehenden beschreiben?
Oberkommissar Max Fischer kommt aus gut bürgerlichem Hause, hat sich dort aber nie wohl gefühlt. Er wollte seinen eigenen Weg gehen und ist bei der Polizei gelandet. Er geht keinem Konflikt aus dem Weg, ist gerne mal konfrontativ und provokant. Im Grunde seines Wesens aber ist er Pazifist.

Und wie viel von dieser Figur steckt auch in Ihnen?
Der Pazifist steckt auch in mir. Außerdem treffen wir uns glaube ich im Humor hier und da. Ansonsten haben wir aber wenig gemeinsam. Ich bin niemand, der sich so aufs Abenteuer stürzt. Davor habe ich viel zu viel Schiss. (lacht)

In Deutschland gibt es nicht gerade wenig Krimiserien und -reihen. Was macht Der Staatsanwalt für Sie besonders?
In den meisten Krimiserien folgt man der Arbeit des Kommissars oder der Kommissarin. Hier folgt man hingegen einem Staatsanwalt bzw. seiner Zusammenarbeit mit zwei Kriminalkommissaren. Das finde ich interessant, weil der Staatsanwalt jemand ist, der nicht direkt in die Ermittlungen eingreift, aber doch wichtige Entscheidungen trifft. Bernd Reuther ist jemand, der sehr institutionell ist und analytisch vorgeht, dabei aber auch das Zwischenmenschliche nicht vergisst. Ich glaube, dass sich viele Zuschauer mit diesem Bild der deutschen Institution, die Neutralität und Verlässlichkeit ausstrahlt, identifizieren können. Ich denke, dass das auch einer der Gründe ist, warum die Serie so beliebt ist. Es gibt Der Staatsanwalt ja schon seit 2005 und in der nächsten Staffel wird die 100. Folge gedreht.

Warum gibt es in Deutschland überhaupt so viele Krimiserien und -reihen? Das ist ja schon auffällig, wenn man es mit dem Ausland vergleicht. Warum ist der Krimi bei uns so beliebt?
Auch hier kann ich an die vorherige Antwort anschließen: Ich glaube, dass das große Interesse der Deutschen an Krimiserien von ihrem großen Vertrauen in ihre Institutionen abhängt. Es gibt eine gewisse Verlässlichkeit, die glaube ich identitätsstiftend ist für uns Deutsche. Wenn die Leute am Wochenende um 20.15 Uhr fernsehen, dann sind sie es gewöhnt zu wissen, was sie erwartet. Egal, wie schlimm der Mord ist oder ihr Tag war, sie wissen genau, dass da im Fernsehen jetzt jemand in 60 oder 90 Minuten alles aufklärt – zumindest im kriminalistischen Sinne“.

Schauen Sie denn auch selbst Krimis?
Absolut, ich liebe Krimis. Wobei ich eher ein Fan der skandinavischen Formate bin. Zudem nutze ich die Streamingdienste gerne, um mich auch mal international ein bisschen umzuschauen. Du bekommst ja dadurch mit, was im europäischen Ausland an Krimiserien läuft. Ich kuck dann hier und da mal rein, und es ist schon spannend, wie unterschiedlich das Genre interpretiert wird.

Was unterscheidet denn deren Krimis von unseren?
Wenn ich mir beispielsweise die skandinavischen Krimis anschaue, dann ist da etwas, das ich mir auch für die deutschen Krimis wünschen würde: weniger Text, dafür mehr den Figuren beim Leben zuschauen. Das passiert in Skandinavien mehr als bei uns.

Eine Sache, die bei fast allen Krimis aber gleich ist: Es gibt jemanden, der ein Verbrechen aufklären will. Welche Eigenschaften braucht es als guter Ermittler?
Man muss Menschen lesen können. Es ist ganz zentral, das Verhalten anderer interpretieren zu können. Außerdem darf man keine Angst davor haben, unangenehm zu sein. Keiner freut sich, wenn er dich sieht. Das habe ich beim Drehen gelernt: Wenn meine Figur irgendwo auftaucht, ist niemand glücklich.

Seit dem 5. Februar 2021 im ZDF: Zum Auftakt der 16. Staffel von „Der Staatsanwalt“ gilt es, den Mord an einem Landwirt aufzuklären

Als Kind schon, da war das immer aufregend, Polizisten zu sehen. Viele träumen als Kind ja davon, einmal zur Polizei zu gehen. Wie war das bei Ihnen?
Ich habe tatsächlich als Jugendlicher mit dem Gedanken gespielt, zur Kriminalpolizei zu gehen. Damals lebte neben uns ein ganz liebes älteres Ehepaar, bei dem mein Bruder und ich ab und zu zum Mittagessen waren, wenn unsere Mutter länger arbeiten musste. Und der Ehemann war bei der Polizei im gehobenen Dienst, damals aber schon pensioniert. Als ich mit ihm dann über meinen Wunsch redete, sagte der: „Ich sag dir gleich: Bevor du einen Mord aufklärst, klärst du zwanzig Selbstmorde auf. Und ansonsten wühlst du in der Scheiße der Menschheit.“ Damit war der Wunsch für mich erledigt. Das hatte zu wenig mit dem zu tun, was ich im Fernsehen gesehen hatte. Insofern habe ich mit meiner Berufswahl genau das richtige getan. Als Schauspieler bekommst du nur die Rosinen ab. (lacht)

Und wie dann zum Schauspielwunsch gekommen?
Als ich 16, 17 war ging mein bester Freund in einen Jugendclub im Staatstheater Augsburg. Über den bin ich dann selbst einmal hingegangen. Wir mussten uns damals im Rahmen einer Improvisationsübung vorstellen. Meine Rolle war die von Saddam Hussein, der in einem Telefonat mit George W. Bush vorschlägt, er würde seine Atomwaffen rausrücken, wenn Bush dafür seine Ehefrau hergibt. Das war natürlich völlig absurd. Aber die Leute haben alle gelacht, was für mich ein tolles Gefühl war. Der Grundstein war gelegt und so kam das eine zum anderen.

Verändert es eigentlich den Blick auf Krimis, wenn man selbst in einem mitspielt?
Absolut. Du bist natürlich deutlich mehr eingebunden in den Entstehungsprozess. Du merkst dann erst, wie filigran es ist, so ein Drehbuch zu schreiben. Da steckt so viel Feinmechanik drin. Seit ich selbst mitspiele, habe ich größte Hochachtung vor den Autoren, die sich das immer wieder spannende Geschichten ausdenken. Du musst das sehr genau tarieren, damit das Ergebnis glaubhaft ist und das Publikum mitgeht.

Und abgesehen von Krimis, was schauen Sie sich sonst so an?
Ich schau schon echt viele Krimis. (lacht) Ansonsten sehe ich gerne die großen Independent-Filmer. Ich entdecke aber auch gerne was Neues im Kino. Ich bin ein großer Kinofan! Normalerweise lebe ich ja in Berlin, wo es noch viele kleine Kinos gibt. Für mich ist das ein absoluter Genuss, alleine ins Kino zu gehen und mir auf einer richtigen Leinwand einen guten Film anzuschauen. Da kannst du dir daheim noch so einen großen Fernseher hinstellen, das ist dann schon etwas anderes. Den letzten Tarantino so im Kino zu sehen, das war echt ein Traum. Das habe ich sehr genossen.

Das liegt jetzt aber auch schon eine Weile zurück. Seither nicht mehr im Kino gewesen?
Aufgrund von Corona ist das derzeit leider nicht möglich. Auch für uns Schauspieler hat sich nahezu alles verändert, da wir ganz brutale Quarantäne- und Hygienevorschriften haben. Meine sozialen Kontakte musste ich extrem reduzieren, um überhaupt noch drehen zu können.

Kommen wir noch kurz auf Der Staatsanwalt zurück: Worauf dürfen sich die Fans bei der aktuellen Staffel freuen?
Ein Höhepunkt ist für mich der Auftritt von Manfred Zapatka in einer Episodenhauptrolle, der wirklich ganz tolle Arbeit geleistet hat. Eine andere Folge haben wir im Kloster Eberbach gedreht, was sehr schön ist. Dort wurde damals auch Der Name der Rose gedreht. Es gibt auch wieder jede Menge Beziehungsgeschichten. Die drei Ermittler reiben sich dieses Mal sogar ein bisschen mehr aneinander, was ich sehr schön finde.

Und ansonsten, was steht bei Ihnen an? Was sind die nächsten Projekte?
Ich werde dieses Jahr auf jeden Fall noch eine weitere Staffel von Der Staatsanwalt drehen. Ansonsten werde ich im April und Mai für Dreharbeiten in der Türkei sein, für einen Kinofilm von Ayşe Polat, die auch das Drehbuch geschrieben hat. Das ist ein ganz interessantes Projekt, auf das ich mich schon sehr freue.

Der Staatsanwalt Max Hemmersdorfer

Zur Person
Max Hemmersdorfer wurde am 18. November 1985 in Bobingen geboren. Von 2007 bis 2010 absolvierte er eine Schauspielausbildung an der Folkwang Hochschule für Musik, Theater und Tanz in Essen. Zeitgleich hatte er erste Auftritte am Schauspiel Essen, später trat er am Theater Konstanz und dem Staatstheater Cottbus auf. Inzwischen spielt er vor allem in Fernsehproduktionen mit, seit Anfang 2020 gehört er zum festen Ensemble der Krimiserie Der Staatsanwalt.



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