Als die Kommissare Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen), Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) und Ludwig Schaller (Alexander Held) am Münchner Bahnhofsviertel die Leiche eines Mannes inspizieren, staunen sie nicht schlecht, trug dieser doch eine sehr auffällige 70er-Jahre Kleidung. Schnell führt die Spur zu Gustav Schmidinger (Martin Umbach), dem schillernden Paten der Gegend. Tatsächlich kannte der den Verstorben auch, einen gewöhnlichen Kleinkriminellen, hatte diesem seine Kleidung gegeben. Für das Trio stellt sich dadurch die Frage, wem der Mord galt. War das Opfer das wirkliche Ziel oder hätte eigentlich Schmidinger getroffen werden sollen? Verdächtige gibt es schließlich mehr als genug, sowohl in dessen privaten wie beruflichen Umfeld …
Komische Ahnungslosigkeit
So groß die Anzahl deutscher Krimis im Fernsehen ist, so unterschiedlich sind auch die Interpretationen des beliebten Genres. Die einen ersinnen die unglaublichsten Fälle, andere sind stärker in der Welt verbunden, wollen etwas über diese aussagen. Das kann dann mit viel Ernst und finsteren Mienen geschehen. Andere nehmen es eher locker und mit Humor. Die ZDF-Reihe München Mord fällt dabei eindeutig in letztere Schublade. Seit 2014 ermittelt das Team um Flierl, Neuhauser und Schaller bereits, mit Der Letzte seiner Art steht der nunmehr zwölfte Fall an. Und noch immer sind die Methoden etwas eigen, trotz der jahrelangen Erfahrung hat man hier nie so wirklich das Gefühl, dass die Leute wissen, was sie tun.
Das muss aber natürlich nicht zwangsläufig verkehrt sein. Krimis können auch dann Spaß machen, wenn die Ermittelnden keine Superhelden sind, die ein Rätsel schon gelöst haben, noch bevor es gestellt wurde. Es müssen dabei nicht einmal tollpatschige Trottel sein, wie es in den Komödienklassikern Mini-Max oder Der rosarote Panther der Fall gewesen ist. Irgendetwas zwischen den beiden Extremen funktioniert genauso gut, kann die Identifikationsfläche erhöhen und andere Wege eröffnen. Nur sollte man dann auch einigermaßen entschlossen diese Wege beschreiten und ein klares Konzept verfolgen.
Hauptsache kurios
Bei München Mord: Der Letzte seiner Art ist es eher so, dass man sich ein bisschen darauf ausruht, irgendwelche kuriosen Figuren einzubauen. Das kann man natürlich machen, an manchen Stellen ist das sogar recht amüsant. Nur wird das nicht konsequent genug verfolgt. Während einige so wirken, als wären sie aus einer anderen Welt irrtümlich in unsere gestolpert, sind andere recht normal. So etwas kann man zum Zwecke der Kontrastierung nutzen, gerne auch zur komischen Reibung. Hier ist es aber vielmehr willkürlich, wer was wann warum macht. Jeder werkelt irgendwie vor sich her, nach anderthalb Stunden ist dann alles vorbei.
Hinzu kommt, dass der Krimiteil keine besonderen Glücksgefühle auslöst. Die Idee einer Münchner Unterwelt, die sich am billigen Pomp berauscht, die ist schon reizvoll. Der Besuch eines Kostümfestes gehört dann auch zu den Höhepunkten von Der Letzte seiner Art. Aber hinter dieser schillernden Fassade ist eben nicht sehr viel zu finden, weder beim selbstverliebten Schmidinger, noch bei dem ihn betreffenden Fall. Die Regeln des Genres werden dabei schon eingehalten: Auf einen Mord kommen gleich mehrere Verdächtige. Nur hinterlässt das den Eindruck, dass man das eben so tun musste, da Auflagen erfüllt werden sollten, ohne wirkliches Interesse daran zu haben. Das Ergebnis kann man sich dann schon anschauen, zumal das Ensemble bei den diversen blödsinnigen Szenen auch schön mitgeht. In der Summe ist das aber sowohl als Krimi wie auch als Komödie nicht genug.
OT: „München Mord: Der Letzte seiner Art“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Jan Fehse
Drehbuch: Peter Kocyla
Musik: Stephan Massimo
Kamera: Michael Wiesweg
Besetzung: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Christoph Süß, Martin Umbach, Edita Malovcic, Alexander Beyer, Jeanette Hain, Jochen Matschke
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