Retter der Meere Tödliche Strandung
© ARD Degeto/Daniel Villiers

Retter der Meere: Tödliche Strandung

Inhalt / Kritik

Retter der Meere Tödliche Strandung
„Retter der Meere: Tödliche Strandung“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2021 (Das Erste)

Reno Finnings (Hannes Jaenicke) liebte die Meere und dessen Bewohner über alles. Und so gründete er vor einiger Zeit die Global Ocean Foundation (GOF), deren erklärtes Ziel es ist, die Ozeane und alles Leben darin zu schützen. Während dieses von allen im Team geteilt wird, darunter Pit Wagner (Daniel Roesner), Ozeanografin Yuna Bartosch (Luka Omoto) und Meerestechniker Morten Solheim (Erik Madsen), gibt es bei der Frage nach dem „wie“ doch deutliche Meinungsverschiedenheiten. So sucht Finnings den Schulterschluss mit Politik und Wirtschaft, um so eine möglichst breite Allianz aufzubauen. Wagner hingegen zieht es tatkräftiger vor, weshalb er regelmäßig in Schwierigkeiten gerät. Doch diese Meinungsverschiedenheiten müssen sie überwinden, fordert schließlich die seltsame Strandung von Walen und die Suche nach den Verursachern ihre volle Aufmerksamkeit …

Ein Thriller mit gesellschaftlichem Anspruch

Wessen Herz für Krimis und Thriller schlägt, der muss hierzulande bekanntlich nicht darben. Praktisch jeden Tag läuft irgendwo eine deutsche Eigenproduktion rund um das Thema Verbrechensbekämpfung, die zahlreichen Importe aus dem Ausland nicht einberechnet. Und doch: Man wird bei den Öffentlich-Rechtlichen nicht müde, nach weiteren Reihen und Serien Ausschau zu halten. Verständlich: Wer verzichtet schon gern auf ein Millionenpublikum? Nur braucht es dann auch eine gewisse Idee, um im überfüllten Haifischbecken des deutschen TV-Krimis irgendwie überstehen zu wollen.

Bei Retter der Meere: Tödliche Strandung, das als Auftakt einer potenziellen neuen ARD-Reihe verkauft wird, soll es sich um Umweltverschmutzung drehen bzw. den Kampf dagegen. Das ist als Thema natürlich aktuell, heute mehr denn je. Schlagwörter wie Mikroplastik sind inzwischen schließlich einem breiten Publikum bekannt, da kann man schon mal ein bisschen den Zeitgeist bedienen und vielleicht nebenher noch etwas Werbung dafür machen, dass jetzt endlich mal etwas geschehen muss. Mit Hannes Jaenicke fand man auch ein passendes Zugpferd für die Filme. Kaum ein Schauspieler setzt sich hierzulande schließlich ähnlich öffentlichkeitswirksam für die Natur und andere soziale Themen ein.

Vorsicht, Drama!

Doch eine gute Absicht allein macht noch keinen guten Film. Wohl aus der Angst heraus, dass das Publikum die Dringlichkeit sonst nicht verstehen könnte, wird bei Retter der Meere: Tödliche Strandung richtig aufgetrumpft. Der mögliche Tod einer Pottwalgruppe wird so inszeniert, als würde irgendwo bald eine Atombombe gezündet. Da gibt es wahnsinnig dramatische Musik, überall liegen die Nerven blank. Es fehlt eigentlich nur, dass auch noch ein Countdown eingeblendet wird, der anzeigt, wie lange es noch bis zur Katastrophe dauert. So wichtig das Thema zweifelsfrei ist, mit dieser doch sehr reißerischen Art tat man sich keinen Gefallen. Der billige Sensationalismus führt eher dazu, dass man sich genervt anderem zuwendet. Da gelang es Kollegen wie Stubbe: Tödliche Hilfe doch besser, gesellschaftliche Relevanz mit einer Tätersuche zu verbinden.

Allgemein ist Subtilität nicht so wirklich das Anliegen von Retter der Meere: Tödliche Strandung. So arbeitet das Drehbuch beispielsweise bei der Figurenzeichnung mit sehr groben Strichen, gerade bei der Einteilung in gut und böse. Das ist schon bei einem herkömmlichen Krimi inzwischen ein bisschen wenig. Und die sollen oft eigentlich nur vom Alltag ablenken. Bei einem Film, der für sich in Anspruch nimmt, auf den Alltag aufmerksam machen zu wollen und vielleicht etwas zu bewegen, braucht es erst recht mehr als die bloße Aufarbeitung von Klischees. Zwar wird versucht, durch den Gegensatz von Finnings und Wagner die Komplexität der Aufgabe zu verdeutlichen, wenn um die richtige Vorgehensweise bei der Umweltrettung gestritten wird. Aber auch das ist ein bisschen billig, da war etwa The East als ambivalentes Porträt von Aktivisten deutlich spannender.

Thema verfehlt

Diese allgegenwärtige Künstlichkeit – zu denen auch die schwachen Dialoge zählen – führt dazu, dass trotz der offensichtlichen Manipulationsversuche der erwünschte Effekt nicht eintritt. Dass der Kampf um die Meeresbewohner sehr bewegend sein kann, führte der Dokumentarfilm Sea of Shadows – Kampf um das Kokain des Meeres vor Augen, der sich ebenfalls um eine bedrohte Walart dreht. Wer unbedingt das Thema Umweltschutz im Kontext von Abendunterhaltung braucht oder es gern plakativer mag, kann es hiermit natürlich versuchen. Die Kombination aus Meeresaufnahmen, sowohl oberhalb wie unterhalb der Oberfläche, und einer Tätersuche ist schließlich nicht sehr alltäglich. Der mäßig gespielte Ökothriller wird aber weder der Absicht noch dem Thema gerecht.

Credits

OT: „Retter der Meere: Tödliche Strandung“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Sven Fehrensen
Drehbuch: Nils-Morten Osburg
Musik: Christian Meyer
Kamera: Namche Okon
Besetzung: Daniel Roesner, Hannes Jaenicke, Haley Louise Jones, Erik Madsen, Luka Omoto, Raymond Thiry, Gontse Ntshegang

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Eine neue Thrillerreihe rund um Umweltschützer? Das klangt eigentlich interessant. „Retter der Meere: Tödliche Strandung“ wird dem Thema aber nicht gerecht, da schwache Dialoge, plumpe Figurenzeichnung und mäßige Schauspielleistung von vornherein viel kaputt machen. Vor allem aber die reißerische Inszenierung sorgt dafür, dass man bei aller Sympathie für den Inhalt genervt das Weite sucht.
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von 10