Eigentlich wollte der Hamburger Hauptkommissar Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) ja nur seinen Ex-Kollegen Jan Katz (Sebastian Schipper) und dessen Freundin Mimi Meinders (Laura Tonke) in ihrer Heimat auf der ostfriesischen Insel Langeoog besuchen und ein paar Tage ausspannen. Doch davon ist nicht viel übrig, als die Leiche einer jungen Künstlerin gefunden wird und ausgerechnet Mimis jüngerer Bruder Florian (Leonard Carow) der Hauptverdächtige ist. Dass Falke nicht tatenlos zusehen kann, versteht sich von selbst, weshalb er sich kräftig in die Ermittlungen einmischt – zum Leidwesen von Christine Brandner (Nina Kunzendorf), die hier eigentlich zuständig ist und gar nicht gern sieht, wenn ihr jemand ins Handwerk pfuscht. Als dann auch noch Falkes Kollegin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) hinzustößt, droht die Geschichte endgültig zu eskalieren …
Ein Platz zum Töten
Ein atmosphärisches Setting ist in einem Krimi schon mal die halbe Miete. Agatha Christie bewies das immer wieder, wenn sie ihre Geschichten in abgelegenen Gegenden spielen ließ, etwa in einer eingeschneiten Pension (Die Mausefalle) oder auf einer einsamen Insel (Zehn kleine Negerlein – Das letzte Wochenende). Auch bei Mord auf Langeoog, der 887. Folge der ARD-Krimireihe Tatort verließ man sich auf die Kraft einer Insel. Genauer nahm man sich das ostfriesische Langeoog, ein kleines, beschauliches Fleckchen Erde im Nordwesten Deutschlands, und machte daraus den Schauplatz gleich mehrerer Verbrechen. Denn auch wenn die Leiche der jungen Frau der Startschuss der Geschichte ist, so liegt doch noch deutlich mehr im Argen.
An den Bildern merkt man dies jedoch nicht. Vielmehr merkt man Kameramann Bernhard Keller (Sterne über uns) an, wie sehr er sich in die Landschaften Langeoogs verliebt hat. Wenn er immer wieder die Dünen zeigt, das brausende Wasser, dann hätte das ein Werbefilmer nicht besser hinbekommen. Wenn Tatort: Mord auf Langeoog eines gelingt, dann das: Man hat hier als Zuschauer sofort Lust, seine Koffer zu packen und sich von den frischen Brisen so richtig durchpusten zu lassen. Dazu passt dann auch der raue Ton, der auf der Insel herrscht. Zu sensibel darf man dort nicht sein, da wird schon mal der verbale Knüppel ausgepackt. Dass da jemand wie der ohnehin schon labile Florian so seine Schwierigkeiten hat, wen wundert es?
Zu wenig Krimi
Doch so hilfreich ein tolles Setting für die Atmosphäre ist, es ist dann doch nicht alles. Die halbe Miete ist eben nicht die ganze Miete. Und leider ist Regisseur und Co-Autor Stefan Kornatz nicht so wahnsinnig viel drumherum eingefallen. So gibt es hier keine Vielzahl von Verdächtigen, unter denen man sich den richtigen aussuchen muss. Es gibt allgemein nicht wirklich viele Geschichten von der Insel. Ein bisschen was wird natürlich schon ausgepackt, aber viel ist das nicht. Mit ein bisschen guter Intuition weiß man hier sehr schnell, wer nun wirklich hinter allem steckt. Dass man auf das Motiv nicht kommt, ist dabei nicht die Schuld des Publikums. Tatort: Mord auf Langeoog hält da einfach die wichtigen Informationen lange zurück, was nicht unbedingt die hohe Krimikunst ist.
Dass Tatort: Mord auf Langeoog am Ende nicht mehr als Durchschnitt ist, ist aber auch noch aus einem zweiten Grund schade. So stand dem Film ein durchaus talentiertes Ensemble zur Verfügung. Neben einer leicht schnippischen Nina Kunzendorf finden sich auch Leute wie Laura Tonke und Rainer Bock darin. Sie bekommen insgesamt aber wenig zu tun. Auch Aushängeschild Wotan Wilke Möhring steht nicht so wirklich viel Stoff zur Verfügung, mit dem er arbeiten könnte. Positiv bleibt dafür Leonard Carow in Erinnerung, der hier einen Jugendlichen spielt, der ohnehin schon kein festes Fundament mehr hat und immer weiter einbricht. Als Drama hätte das einiges werden können. Als Krimi muss man das hier trotz der positiven Elemente aber nicht unbedingt gesehen haben.
OT: „Tatort: Mord auf Langeoog“
Land: Deutschland
Jahr: 2013
Regie: Stefan Kornatz
Drehbuch: Max Eipp, Stefan Kornatz
Musik: Stefan Will, Marco Dreckkötter
Kamera: Bernhard Keller
Besetzung: Wotan Wilke Möhring, Petra Schmidt-Schaller, Sebastian Schipper, Laura Tonke, Nina Kunzendorf, Rainer Bock, Leonard Carow
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