Im Leben von Kevin Gibson (Kevin James) dreht sich alles um den Rennsport, schließlich leitet er schon eine ganze Weile Bobby Spencer Racing. Richtig erfolgreich ist der NASCAR-Rennstall zwar nicht, dafür ist Kevin mit voller Leidenschaft dabei. Nur bringt ihm diese nichts, als sich eines Tages der Besitzer eben dieses Rennstalls zurückzieht und dessen Tochter Catherine (Jillian Mueller) übernimmt. Denn die will plötzlich alles ganz anders machen. Ihre diversen Modernisierungsversuche bringen dabei nicht nur Gibson an den Rand der Verzweiflung. Auch Fahrer Jake (Freddie Stroma) und die aus Chuck (Gary Anthony Williams), Amir (Dan Ahdoot) und Beth (Sarah Stiles) bestehende Crew haben mit den vielen Veränderungen zu kämpfen …
Der Traum vergangener Tage
Mit der Sitcom King of Queens wurde Kevin James Ende der 1990er zu einem echten TV-Star. Neun Staffeln lang spielte er darin einen Kurierfahrer, der mit seiner Vorliebe für Sport, Fernsehen und billiges Essen zur Identifikationsfigur von Millionen US-Amerikaner wurde. Seit dem Ende des Hits verlief die Karriere des Schauspielers jedoch eher mittelprächtig. Waren seine wenige Jahre danach veröffentlichten Komödien Der Kaufhaus Cop und Kindsköpfe trotz herber Kritiken zumindest an den Kinokassen noch erfolgreich, wollte ihm zuletzt nicht mehr viel gelingen. Nennenswerte Filme drehte er kaum noch, seine letzte Serie Kevin Can Wait wurde bereits nach zwei Staffeln abgesetzt.
Nun folgt mit der Netflix-Serie The Crew der nächste Versuch, an den verblassenden Erfolgen von einst festzuhalten. Und damit auch ja jeder weiß, wer da auf dem Chefsessel des Rennsportteams sitzt, darf Kevin James wieder seinen Vornamen behalten, zwecks Wiedererkennungswert. Anders als seinerzeit bei King of Queens, das besonders mit dem lebensnahen Setting punktete, ist das Szenario hier jedoch sehr viel weniger auf den Alltag ausgerichtet. Die Familie, bei seinem Hit ein wichtiger Faktor, spielt hier keine Rolle. Stattdessen dreht sich alles um die Arbeit bei NASCAR, was zunächst nicht unbedingt viele Anknüpfungspunkte bietet. Ein wirklich typischer All-American-Job ist das weniger.
Wo geht es hier zu den Rennen?
Wobei der Rennsport an sich enttäuschend wenig Anteil an The Crew hat. Wer angesichts des Themas irgendwie erhofft hatte, dass es hier ständig zu heißen Rennen kommt, wird enttäuscht. Dann und wann wird zwar mal über den Ausgang eines solchen Rennens geredet. Das war es aber auch schon. Ein anderer Faktor ist hingegen da eher massentauglich. So führt die Übernahme des Stalls durch die Tochter des Besitzers zu einigen Auseinandersetzungen, wie man sie aus vielen Bereichen kennt. Auf der einen Seite wird modernisiert und mit neuesten Methoden nach mehr Effizienz gesucht. Auf der anderen Seite gibt es die Leute, die an einem Amerika von gestern festhalten und allem Neuen mindestens skeptisch gegenüberstehen. Richtig überzeugend sind dabei beide Seiten nicht.
Wichtige Themen gibt es in The Crew also durchaus. Nur hatte man nicht so wirklich Lust darauf, sich mit diesen tatsächlich auseinanderzusetzen. Schließlich wollte Serienschöpfer Jeff Lowell das Publikum in erster Linie unterhalten. Das Problem ist nur: Es gelingt ihm nicht. Zu den einzelnen Punkten fielen ihm nur Klischees ein, die so abgenutzt sind, dass von der Aktualität des Inhalts nichts mehr übrigbleibt. Die Witze, die losgelöst sind von dem konkreten Szenario, sind nicht wirklich besser. Gerade in den ersten Folgen, die ja eigentlich Lust darauf machen sollen, weiterhin am Start zu bleiben, sind so sterbenslangweilig, dass man nicht nur den Leuten auf dem Bildschirm mehr frischen Wind wünscht. Das Kreativteam hinter diesem Team hätte das ebenfalls bitter nötig. Das ist alles zu einfallslos und wiederholt sich zu sehr.
Gags mit Anlaufschwierigkeiten
Mit der Zeit wird es etwas besser, nach einigen Folgen kommen die ersten Witze, die man auch wirklich als solche bezeichnen kann. Aber es ist zu wenig. Die Lacher, die hier wie bei diversen anderen Netflix-Sitcoms (One Day at a Time, Mr. Iglesias) vom Band kommen, stehen in keinem Verhältnis zu den Gags. Ohne das Gelächter des vorgeblichen Publikums wüsste man oft nicht einmal, dass das gerade ein Gag gewesen sein sollte. Bei den sehr überzeichneten Figuren – darunter Jack als selbstverliebter Idiot und Amir als laufende Psychosensammlung – tat man hingegen zu viel, so als würde man niemandem etwas zutrauen. So bleibt am Ende eine Serie, die gerade mal so noch Mittelmäßigkeit erreicht. Das kann man sich anschauen, wenn man will. Es fehlt nur ein tatsächlicher Grund, warum man das tun sollte.
OT: „The Crew“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Andy Fickman
Drehbuch: Jeff Lowell, William Vallery, Jessica Kravitz, Chelsea Catalanotto, Monica Hewes, Diana Gettinger, Rock Reuben, Pete Correale, Kenan A Kel, Michael Loftus
Idee: Jeff Lowell
Musik: Alec Puro
Kamera: Bill Berner
Besetzung: Kevin James, Jillian Mueller, Freddie Stroma, Gary Anthony Williams, Dan Ahdoot, Sarah Stiles
https://www.youtube.com/watch?v=XiwX-enDKFs
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