Eigentlich hatte Adri (Álvaro Cervantes) den anderen nur beweisen wollen, dass er jede Frau haben kann, die er will. Doch noch bevor er sein designiertes Opfer in der Bar anbaggern kann, wird er von Carla (Susana Abaitua) abgeschleppt. Zusammen verbringen sie einen aufregenden Abend, der sie unter anderem auf die Hochzeit eines wildfremden Paares führt. Doch am nächsten Tag ist der Höhenflug schon vorbei, als Carla spurlos verschwindet. Ganz damit abfinden will sich Adri jedoch nicht, der das erste Mal tatsächlich Gefühle für eine Frau entwickelt. Auf der Suche nach ihr stellt der erfolgreiche Journalist fest, dass die mysteriöse Fremde Patientin in einer psychiatrischen Anstalt ist. Und so fasst er den Entschluss, sich selbst einweisen zu lassen, um sie wiederzusehen und von dort herauszuholen …
Wenn Ekel die Liebe entdecken
Es ist ein beliebtes Muster in Filmen: Die Geschichte führt einen Protagonisten als ziemlichen Unsympath ein, demonstriert anschaulich, warum man keine Zeit mit ihm verbringen sollte oder wollte, nur um dann einen Läuterungsprozess einzuleiten. Am Ende wurde aus demjenigen ein besserer Mensch, der zudem auch noch mit der großen Liebe belohnt wird. Beispiele für solche Filme gibt es einige, Besser geht’s nicht und Und täglich grüßt das Murmeltier etwa, um zwei besonders erfolgreiche Vertreter zu nennen. Die spanische Netflix-Liebeskomödie Verrückt nach ihr wandelt nun ebenfalls auf diesen Spuren, wenn ein smarter, jedoch wenig liebenswerter Journalist anhand einer psychisch angeknacksten Frau erkennt, worauf es wirklich ankommt.
Eines muss man dem Film dabei lassen: Er ist schon gerecht effektiv darin, den „Helden“ als selbstverliebten Schönling darzustellen, dem andere so völlig egal sind. Dass der selbsternannte Womanizer gleich zu Beginn von einer Fremden vorgeführt wird und ihm nichts anderes übrig bleibt, als dieser hinterherzudackeln, das ist dann schon mit einem gewissen Vergnügen verbunden. Verrückt nach ihr nimmt das Klischee dankbar auf, nur um dann kräftig damit zu spielen. Die Dreistigkeit, mit der Carla sich die Hochzeit zu eigen macht, die hat durchaus einen Unterhaltungswert. Auch das Wiedersehen der beiden erfüllt einen mit einer gewissen Genugtuung, wenn ihm seine Grenzen aufgezeigt werden.
Ein Herz für die Nebenfiguren
Während Verrückt nach ihr so anfangs noch eine zumindest sympathische Frechheit zeigt, wird es später dann doch recht konventionell. Nach der großen Überraschung, dass Carla Patientin in einer psychiatrischen Anstalt ist, verläuft die Handlung ziemlich genau so, wie man sich das vorher ausmalt. Die Idee, dass Adri aufgrund seiner unüberlegten Aktion nun erst einmal selbst darin feststeckt, die ist dabei schon gut. Anders als etwa Unsane – Ausgeliefert, das aus diesem Szenario einen Psychothriller machte, wird die ungewohnte Umgebung für Adri zu einem Anlass, seine Ansichten und sein Verhalten doch mal zu überdenken. Eine Anstalt ist schließlich durchaus ein Ort, der neue Perspektiven auf das Leben und das Zwischenmenschliche gewährt.
Die Absicht des Drehbuchduos Natalia Durán und Eric Navarro war an der Stelle zumindest auch löblich. Es benutzt das Szenario nicht allein, um die zwei Hauptfiguren zusammenzuführen und doch noch von der großen Liebe träumen zu lassen. Verrückt nach ihr ist vielmehr ein Plädoyer dafür, sich allgemein zu öffnen und Menschen mit ihren Besonderheiten zu akzeptieren, selbst wenn diese nicht der Norm entsprechen mögen. Rührend ist zum Beispiel, wenn eine Frau mit Tourette-Syndrom nach den passenden Worten sucht, um einem Mitpatienten ihre Gefühle mitzuteilen, was erst dann funktioniert, als sie die gut gemeinten Ratschläge in den Wind schießt und sich doch auf eigene Weise ausdrückt. Und auch bei den anderen Nebenfiguren gibt es die eine oder andere nette Szene.
Wenig Eindruck
Nur: So wirklich tiefsinnig ist das alles nicht, vielmehr wird da im weiteren Verlauf schon einiges an Zuckerguss draufgespachtelt. Und auch der Humor ist nicht unbedingt immer von der raffiniertesten Sorte. Das größere Problem ist aber, dass der Film als Liebesgeschichte wenig überzeugt. Hauptdarsteller Álvaro Cervantes (Der Baum des Blutes) gelingt es einfach nicht, den Wandel vom selbstsüchtigen Schönling zum mitfühlenden Freund wirklich deutlich zu machen. Seine Filmpartnerin Susana Abaitua (Renault 4) überzeugt da schon mehr in ihrer Wankelmütigkeit, hat natürlich die dankbarere Rolle. Aber auch sie kann nicht verhindern, dass Verrückt nach ihr mehr wegen der Szenen in Erinnerung bleibt, in denen die zwei nicht oder kaum zu sehen sind – was bei einer Romanze sicher nicht so wirklich erstrebenswert ist.
OT: „Loco por ella“
IT: „Crazy About Her“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: Dani de la Orden
Drehbuch: Natalia Durán, Eric Navarro
Kamera: Daniel Aranyó
Besetzung: Álvaro Cervantes, Susana Abaitua, Luis Zahera, Txell Aixendri, Nil Cardonder, Eduardo Antuña
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