Eigentlich läuft es richtig gut im Leben von Zoe Reynard (Sharon Leal). Sie ist glücklich mit Jason (Boris Kodjoe) verheiratet, hat zwei Kinder, die sie über alles liebt. Auch beruflich steht sie gut da, leitet sie doch ein Unternehmen, das aufstrebende Künstler und Künstlerinnen unter Vertrag nimmt und promotet. Dabei lernt sie eines Tages Quinton Canosa (William Levy) kennen, dessen Werke ihr sofort ins Auge stechen. Aber auch der Mann dahinter findet ihr Gefallen. Als er beginnt mit ihr zu flirten, lässt sie sich daher recht schnell darauf ein, es dauert nicht lange, bis sie das erste Mal miteinander Sex haben. Während Zoe jedoch nicht mehr als eine Affäre daraus machen möchte, aus Liebe zu ihrer Familie, will sich Quinton nicht damit zufriedengeben …
Frauen und Sex außerhalb der Ehe
In der Literaturgeschichte gibt es eine ganze Reihe von Werken über Frauen, die in unglücklichen, unbefriedigenden Ehen gefangen sind und deswegen im Rahmen von Affären ein bisschen mehr Spaß und Selbstbestimmung suchen. Das nimmt dann meistens ein böses Ende, siehe etwa Literaturverfilmungen wie Thérèse Raquin – Du sollst nicht ehebrechen oder Madame Bovary. Auch bei Addicted liegt ein Roman zugrunde, genauer das gleichnamige Buch von Zane. Während die historischen Vorbilder sich jedoch anhand des Ehebruchs an Gesellschaftsnormen und Geschlechterbildern abarbeiteten, es also um Frauen ging, die sich irgendwie auflehnten, da interessiert sich die mit bürgerlichem Namen Kristina Laferne Roberts heißende Autorin vor allem für Sex. Ihr Ziel ist es, der weiblichen Zielgruppe ein paar feuchte Träume auf das trockene Papier zu malen.
Der zweite Unterschied ist: In Addicted wird die Protagonistin von ihrem Mann weder unterdrückt, noch vernachlässigt. Vielmehr steht einfach ein bisschen außerehelicher Spaß auf dem Programm. Dass auch der eher weniger tolle Folgen nach sich ziehen wird, versteht sich von selbst. Schließlich wird der Film ja als Erotikthriller verkauft, das bringt gewisse Erwartungen mit sich. Tatsächlich wartet man hier nur darauf, dass der ebenso charmante wie gutaussehende Quinton sich irgendwie als Psychostalker entpuppt, in der Tradition von Eine verhängnisvolle Affäre seinerzeit. Tendenzen dazu zeigt der Künstler zwar, aber nichts, das auf einem vergleichbaren Niveau wäre. Stattdessen passiert erst einmal nichts, von diversen Sexszenen abgesehen.
Das versteckte Spiel mit der Sucht
Was das Ganze mit dem Titel zu tun haben soll, wird lange nicht klar. Weder gibt es innerhalb des Films etwas, das tatsächlich etwas mit Sucht zu tun hat. Eine Suchtgefahr fürs Publikum besteht ebenso wenig, dafür wird zu wenig geboten. Einfach nur zwei attraktive, dabei nichtssagende Menschen zusammenzustecken, ist nicht sehr viel. Das hat man alles schon aufregender gesehen. Erst in der zweiten Hälfte macht Addicted ein paar Schritte, um den Titel zu rechtfertigen. Dass etwas mit Zoe nicht stimmen könnte, wird durch dazwischen geschnittene Gespräche mit einer Therapeutin (Tasha Smith) klar. Erst nach und nach stellt sich heraus, dass die Protagonistin offensichtlich unter einer Sexsucht leidet.
Als Thema ist das natürlich legitim, hätte durchaus interessant sein können. Vor allem, da es hier eben eine Frau ist, die darunter leidet, im Gegensatz zum Klischee, das eine solche Krankheit nur Männern zuschreibt. Nur macht Addicted praktisch nichts daraus. Es wird zum einen über weite Strecken nicht klar, dass eine solche Sucht bei Zoe vorliegt. Diese wird hier auch nicht mit einem Kontrollverlust verbunden oder anderen Konsequenzen verbunden. Anders als etwa Shame vor einigen Jahren, das aufzeigte, wie mit anonymem Sex eine innere Leere gefüllt werden sollte, da wird das hier nur als Vorwand genutzt, um den Sex von Zoe zu rechtfertigen. Wenn sie ihren Mann betrügt, erst mit einem Kerl, dann mit zweien, geschieht das nicht, weil sie ein schlechter Mensch ist. Es ist ihre Krankheit, die sie zwingt, sich anderen an den Hals zu werfen. Mit Psychologie hat das nichts zu tun, mehr mit billiger Männerfantasie.
Ein unverschämtes Ende
Das ist schon etwas fragwürdig. Addicted will gleichzeitig den Thrill und eine Absolution hierfür. Will etwas als Ausdruck eines Leidens kategorisieren, es aber nicht als Leiden zeigen – das würde der Zielgruppe schließlich wenig Spaß machen. Richtig ärgerlich wird es jedoch, wenn auf den letzten Metern auch noch eine Ursache für diese Sucht aus dem Hut gezaubert wird, die unverschämter nicht sein könnte und ein Schlag ins Gesicht für Betroffene ist. Wenn eine solche Kausalität schon hergestellt werden soll, dann hätte sie sich an anderen Stellen schon zeigen müssen, sei es in der Handlung oder der Persönlichkeitsstruktur. Und nicht als hinterher geworfene Fußnote. So aber wird aus einem Film, der über lange Zeit nur Hochglanzlangeweile präsentierte, ein fahrlässiges Machwerk, das weder romantisch noch aufregend ist und sich plump aus der Affäre ziehen will.
OT: „Addicted“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Bille Woodruff
Drehbuch: Christina Welsh, Ernie Barbarash
Vorlage: Zane
Musik: Aaron Zigman
Kamera: Joseph White
Besetzung: Sharon Leal, Boris Kodjoe, William Levy, Tasha Smith, Tyson Beckford
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