Der aristokratische Kunstdetektiv Johann Friedrich von Allmen (Heino Ferch) weiß jede noch so banale Situation für sich zu nutzen. So auch, als eine nicht wirkliche spannende Lesung ansteht und er spontan entscheidet, ein berühmtes Fabergé-Ei zu entwenden. Das wiederum nimmt der Sicherheitsbeauftragte Krähenbühler (Christoph Bach) zum Anlass, um ein eigenes nicht ganz legales Ding zu drehen. Genauer erpresst er den Teilzeitdieb mit dem Kennerblick dazu, eine ganze Porzellansammlung zu stehlen. Tatsächlich lässt sich Allmen auf diese Aktion ein und geht zusammen mit seinem Butler Carlos (Samuel Finzi) auf Beutezug. Dabei kann er nicht nur sein Können unter Beweis stellen. Er kommt zudem Jasmin Sterner (Devrim Lingnau) näher, Nachfahrin eines berühmten Porzellanhändlers …
Verbrechen mit Humor
Bekannt wurde Martin Suter (Die dunkle Seite des Mondes) ursprünglich durch Romane, die eine klassische Kriminalhandlung mit gesellschaftskritischen Ansätzen verbanden. Er wollte mit diesen nicht einfach nur das Publikum unterhalten, sondern gleichzeitig Diskussionen anstoßen und Fragen aufwerfen. Dass er aber auch etwas leichtere Bücher schreiben kann, das stellt der Schweizer Schriftsteller mit seiner Reihe rund um den vornehmen, finanziell aber weniger gut gestellten Privatier unter Beweis. Seit 2011 sind bislang sechs Werke veröffentlicht. 2017 begann man, diese auch in Filmform unters Volk zu bringen, mit Heino Ferch in der Titelrolle. Allmen und das Geheimnis der Erotik ist der bislang vierte Teil der erfolgreichen ARD-Reihe.
Anders als die meisten TV-Krimis, welche nahezu tagtäglich über deutsche Bildschirme schlurfen, sind diese hier jedoch in erster Linie humorvoll angelegt. Tatsächlich fühlt man sich hier an die Krimikomödien von einst erinnert, als sogenannte Gentlemen Thieves mit Klasse anderen Ganoven ihre Schätze abluchsten. Eine Mischung aus Arsène Lupin und Der rosarote Panther, wenn man so will. Der Reiz bei Allmen und das Geheimnis der Erotik liegt dabei natürlich maßgeblich auch darin, dass ein Mensch, der sich betont vornehm und über andere Leute erhaben gibt, letztendlich von deren Reichtum abhängig ist. Denn ohne diesen wäre er nichts. Allmen selbst braucht zudem seinen treuen Butler Carlos, der ihm einiges an Arbeit abnimmt. Denn nur weil ein Geschäft schmutzig ist, muss man sich schließlich nicht die Hände schmutzig machen.
Mehr unterhaltsam als spannend
Das macht gerade auch wegen der beiden Hauptdarsteller Spaß: Der krimierfahrene Ferch (Die Spur der Mörder) und Samuel Finzi (Meine teuflisch gute Freundin) als sein treu ergebener Kompagnon statten die jeweiligen Figuren mit einer schönen Mischung aus Arroganz und Ironie aus, wenn sie erst Schätzen nachjagen, später einem Verbrecher. Denn der Beutezug wird hier nur zum Auftakt. Allmen und das Geheimnis der Erotik ist keiner dieser Heist Movies, bei denen über Wochen hinweg an einem Plan gefeilt wird, um Casinos, Banken oder andere symbolträchtige Orte des gehorteten Vermögens auszurauben. Vielmehr geht es nach dem erfolgreichen Coup erst richtig los, wenn die beiden Protagonisten und das Publikum spekulieren dürfen, was da genau vorgefallen ist – und wie es weitergeht.
Das bietet dann zwar vielleicht nicht den Nervenkitzel, den ein „echter“ Krimi oder Thriller bieten würde. Selbst bei brenzligen Situation herrscht ein unwirklich-ironischer Ton, etwa beim großen Finale, wenn auf etwas unorthodoxe Weise die Situation gerettet wird. Der Unterhaltungsfaktor stimmt jedoch. Gerade weil die Titelfigur und sein treuer Butler so gar nicht von dieser Welt zu sein scheinen und nichts mit den übrigen Kollegen dieses Segments zu tun haben, ist Allmen und das Geheimnis der Erotik eine echte Alternative zum üblichen Genreeinerlei. Man muss die diversen moralischen und gesetzlichen Grenzüberschreitungen nicht gutheißen. Aber es bereitet schon ein diebisches Vergnügen dabei zuzusehen.
OT: „Allmen und das Geheimnis der Erotik“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Thomas Berger
Drehbuch: Martin Rauhaus
Vorlage: Martin Suter
Musik: Fabian Römer, Matthias Hillebrand-Gonzalez
Kamera: Frank Küpper
Besetzung: Heino Ferch, Samuel Finzi, Andrea Osvárt, Isabella Parkinson, Devrim Lingnau, Stefan Kurt, Christoph Bach, Kristin Suckow
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