Als Chris (Eric André) eines Tages seinem High-School-Schwarm Maria (Michaela Conlin) gegenübersteht, kann er sein Glück kaum fassen. Seine Klamotten aber ebenso wenig. Und so bleibt dem schwer verliebten und splitternackten Angestellten einer Autowaschanlage nichts anderes übrig, als die Schönheit wieder ziehen zu lassen. Doch wie der Zufall es so will, läuft er ihr ein Jahr später erneut über den Weg. Er schafft es sogar, diesmal mit Kleidung am Leib, ein paar Worte mit ihr zu wechseln und erfährt auf diese Weise, dass sie eine Kunstgallerie in New York City führt. Das ist natürlich ein ganzes Stück von Florida entfernt. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Um seiner Traumfrau nahe sein zu können, überredet er seinen besten Freund Bud (Lil Rel Howery) dazu, das Auto von dessen Schwester Trina (Tiffany Haddish) zu stehlen und die weite Reise anzutreten. Trina, frisch aus dem Gefängnis getürmt, ist jedoch alles andere als begeistert und fährt wutentbrannt den beiden hinterher …
Der Spaß der versteckten Kamera
Das Prinzip der versteckten Kamera, mit der die Reaktionen ahnungsloser Leute auf ungeheuerliche Vorgänge eingefangen werden, die ist im Fernsehen natürlich bestens bekannt. In Deutschland war früher zumindest Verstehen Sie Spaß? ein echter Publikumsmagnet. Heute gibt es Produktion wie die Serie Krasse Pranks, bei denen einigen richtig aufwendige Streiche gespielt werden, zur Belustigung der Menschen daheim. Irgendwann jedoch hatte sich das Prinzip ein wenig abgenutzt, weshalb einige Filmschaffende auf die Idee kamen, dieses mit einer Art Rahmengeschichte zu versehen. Jackass: Bad Grandpa war so ein Film, kombinierte die bekannten derben Sketche mit einem Roadmovie rund um den besagten Opa und dessen Enkel.
Während dessen Regisseur Jeffrey Tremaine noch an einem weiteren Jackass-Film arbeitet, gab er schon mal als Produzent ein bisschen Schützenhilfe bei Bad Trip. Der Netflix-Titel erinnert dabei auf frappierende Weise an den obigen Titel. In beiden Fällen geht es um einen Roadtrip zweier Menschen. Beide Male ist diese Geschichte Aufhänger dafür, unterwegs irgendwelche absurden Situationen zu filmen und dabei gleichzeitig zufällige Passanten und deren Reaktionen festzuhalten. Die Sketche haben dabei erneut nicht unbedingt etwas mit der Haupthandlung zu tun. Bei ihnen geht es nicht darum, die Geschichte voranzutreiben, sondern schockierte oder amüsierte Personen zu zeigen, die auf ihre Weise nicht fassen können, was da geschieht.
Sketche mit dünner Rahmenhandlung
Diese Geschichte dünn zu nennen, wäre noch ziemlich geschmeichelt. Ein chaotischer Versager, der seinem Schwarm durchs ganze Land folgt, das ist sicherlich nicht der Gipfel der narrativen Kunst. Aber das muss ja nicht zwangsläufig ein Problem sein. Bad Grandpa war in der Hinsicht ebenfalls ein Abfallprodukt, das seinen Verwesungsduft durch brachiale Scherze vergessen ließ. Bei Bad Trip will das aber aus mehreren Gründen nicht wirklich funktionieren. Einer davon ist, dass diese Handlung hier deutlich stärker im Vordergrund steht, des Öfteren die Sketches völlig an den Rand drängt. Wer das will, sollte dann aber auch tatsächlich etwas zu erzählen haben. Das haben aber Regisseur Kitao Sakurai und seine Co-Autoren nicht.
Der zweite große Schwachpunkt sind die Scherze an sich. Weder die narrativen Witze, wenn die Schauspieler unter sich sind, noch die öffentlichen Sketche vor einem fremden Publikum wollen so wirklich zünden. Wie so oft bei diesen US-Komödien ist schon die Vorstellung von Sex, nackte Haut oder Geschlechtsteile offensichtlich für heimische Zuschauer und Zuschauerinnen so belustigend, dass drumherum nicht viel mehr geschieht. Zugegeben, das fällt bei Bad Trip etwas absurder aus als bei so manchem derben Totalabsturz, wie man ihn gerade bei Netflix oft findet (Vater des Jahres). Wirklich lustig ist das Ergebnis trotzdem nicht.
Zu wenig von allem
Hin und wieder zeigt der Film, dass das Konzept auch 2021 noch aufgehen kann, darunter eine Art musikalischen Flashmob-Auftritt, der tatsächlich so willkürlich ist, dass man das gern live vor Ort gesehen hätte. Aber das ist einfach zu wenig. Es fehlt bei diesem Mix aus traditionellem Spielfilm und versteckter Kamera der Charme, den die Einbeziehung eines normalen Publikums eigentlich mit sich bringt. Stattdessen wird es hier schnell sehr langweilig. Der anvisierte Schockfaktor ist Mangelware. Trotz eines großen Einsatzes von Eric André, auch körperlicher Natur: Der US-Comedian bleibt schon sehr blass. Man kann sich über Bad Trip nicht einmal ärgern, dafür gibt das hier einfach nicht genug her. Dass es der Film entgegen der ursprünglichen Planungen nicht ins Kino geschafft hat, ist daher leicht zu verschmerzen. Mehr als Hintergrundrauschen ist da eh nicht drin.
OT: „Bad Trip“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Kitao Sakurai
Drehbuch: Dan Curry, Eric André, Kitao Sakurai
Musik: Joseph Shirley, Ludwig Göransson
Kamera: Andrew Laboy
Besetzung: Eric André, Lil Rel Howery, Tiffany Haddish, Michaela Conlin
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