Crazies
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Crazies

Inhalt / Kritik

Crazies
„Crazies“ // Deutschland-Start: 21. Dezember 1979 (Kino) // 19. März 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich ist Evans City ein verschlafenes Nest, in dem jeder jeden kennt. Doch als auf einer Farm ein Mann seine Frau umbringt und schließlich sein Gut in Brand steckt, ist plötzlich nichts mehr so, wie es war. Während die Feuerwehrmänner David (Will McMillian) und Clank (Harold Wayne Jones) mit ihren Kollegen bei der Löschung des Brandes sind, überschlagen sich in der Arztpraxis, in welcher Davids Freundin Judy (Lane Carroll) arbeitet, die Ereignisse. Überfallartig übernimmt eine Garnison der US-Armee, angeführt von Major Ryder (Harry Spillman) das Kommando, beschlagnahmt alle Güter und verkündet einen Lockdown für das ganze Stadtgebiet. In der Zwischenzeit wurden der Bürgermeister von Evans City und Judys Vorgesetzter über den Ursprung des Virus aufgeklärt, welcher auch als Ursache für die Tragödie auf der Farm gilt, denn „Trixie“, der der Codename des Virus, ist nach dem Absturz eines Militärflugzeuges in Grundwasser gekommen. David, Judy und Clank suchen währenddessen mit einigen anderen Bewohnern einen Ausweg, der sie schließlich zu einem verlassenen Klubhaus führt. Doch ihre Flucht steht unter keinem guten Zeichen, denn nicht nur sind sie den Soldaten hoffnungslos unterlegen. Unter ihnen scheint sich eine Krankheit auszubreiten, welche ihren Wirt verändert, sodass dieser sich nicht mehr kontrollieren kann, aggressiv und unberechenbar wird.

Zwischen Kontrollverlust und Zynismus

Vielen Zuschauer dürfte der Name George A. Romero vor allem durch seine Beiträge zum Horrorfilm ein Begriff sein, gelten seine Arbeiten wie Die Nacht der lebenden Toten und Zombie – Dawn Of The Dead bis heute als Meilensteine des Genres, welche Generationen von Filmemachern inspirierten. Zwischen diesen beiden Filmen jedoch schuf Romero sehr facettenreiche Werke, die auch einmal abseits des Horrorgenres angesiedelt waren, aber nichtsdestotrotz dem bitteren Ton und dem pessimistischen Bild der USA, welches sich auch in den Zombie-Filmen Romeros widerspiegelt, treu blieben. Eines dieser Werke ist der 1973 entstandene Crazies, der sich nicht nur wie der inoffizielle Nachfolger von Die Nacht der lebenden Toten liest, sondern als ein Spiegel einer durch den Vietnamkrieg gezeichneten Gesellschaft.

In gewisser Weise ist Crazies eines jener Werke Romeros, welches durch seine offensichtlich politischen wie auch gesellschaftskritischen Ton auffällt. Seinerzeit als Metapher auf die USA im Vietnamkrieg, unter der Nixon-Administration und dem Ende der Illusion der Hippie-Generation verstanden, zeigt sich gerade in einer Welt, die unter dem Eindruck einer globalen Pandemie steht, die Zeitlosigkeit von Crazies. Wie schon in Die Nacht der lebenden Toten zeigt sich eine erschreckende Diskrepanz innerhalb der Charaktere, insbesondere jenen Vertretern von Recht und Ordnung, die zusehends die Kontrolle über die Ereignisse verlieren, sich ihr Versagen aber nicht eingestehen wollen. Mit einem fast schon dokumentarischen Blick zeichnet Romeros Inszenierung wie auch dessen Drehbuch ein vielsagendes Bild einer Entgleisung, bei der schon nach wenigen Minuten feststeht, um was es hier eigentlich geht, nämlich um das Kaschieren eines Geheimnisses wie auch eines Fehlschlags, natürlich nur mit Waffengewalt und in diesem Falle sogar dem Einsatz nuklearer Waffen.

Da Bedrückende an Romeros Kino ist, dass es dem Zuschauer nicht die Zuflucht lässt, dass es sich hier nur um reine Fantasie handelt. Bilder wie der Suizid eines Pfarrers oder der Kommentar eines Charakters über die Gewaltbereitschaft des Militärs verweisen zum einen auf die Realität der 1970er Jahre, auf den Vietnamkrieg und wie den Staaten in Gewalt umschlug gegen die eigene Bevölkerung, doch zum anderen auch eine recht zynische Sicht auf die Gesellschaft, die sich im Jahre 2021 noch als viel authentischer erweist, als man es sich wünscht.

Verrückte Natur

Während sich Politiker mit Vertretern von Wissenschaft und Militär letztlich vor allem eine Schlacht darüber liefern, wer nun die Verantwortung zu tragen hat, sind die wahren Helden bei Romero immer die normalen Menschen. Judy, Clank und David sind mitnichten fehlerlose Figuren, sie handeln bisweilen egoistisch und kopflos oder verursachen durch ihre Taten den Tod anderer, wenn auch ohne Absicht, doch gerade diese Eigenschaften machen sie nicht nur authentisch, sondern dem Zuschauer sehr viel naher als jene überdrehten, gewaltbereiten Gegenspieler. Im Falle von Crazies braucht es keiner Zombies, um zu prüfen, wie weit es mit Werten wie Empathie oder Solidarität bestellt ist, sondern Romero verlässt sich auf die menschliche Natur, stellt die Frage, ob sie es ist, die uns rücksichtslos und brutal werden lässt.

Darüber hinaus zeigt sich Romero als ein genauer Beobachter menschlicher Beziehung und einer bestimmten Gruppendynamik. Die besondere Situation, in der die Charaktere sind, ist Auslöser von Zuständen wie Paranoia und Verdachtsmomenten, ist doch das Virus weder zu sehen noch auf irgendwelche anderen Verhaltensweisen zurückzuführen. Noch nicht einmal der Infizierte selbst weiß um seine Krankheit und tappt im Dunkeln, was dem Szenario einen ganz besonderen Schrecken verleiht.

Credits

OT: „The Crazies“
Land: USA
Jahr: 1973
Regie: George A. Romero
Drehbuch: George A. Romero
Musik: Bruce Roberts
Kamera: S. William Hinzman
Besetzung: Lane Carrol, Will McMillan, Harold Wayne Jones, Lloyd Hollar, Richard Liberty, Lynn Lowry, Harry Spillmann

Bilder

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„Crazies“ ist ein bedrückender, teils sehr pessimistischer Mix aus Horror- und Science-Fiction Film. George A. Romero zeichnet ein sehr düsteres Bild seiner Heimat und der Zeit, in welcher der Film entstand, welches im Jahre 2021 noch aktueller als sonst wirkt und nichts von seinem Schrecken eingebüßt hat.
8
von 10