Lange hat sich Dani (Mario Casas) aufopferungsvoll um seinen Vater kümmern müssen. Doch das ist nun vorbei, nachdem dieser friedlich seiner Krankheit erlegen ist. Um Dani nach dieser schweren Zeit aufzumuntern, schenkt ihm dessen Schwester Laura (Elisabeth Larena) eine kleine Weltreise. Denn diese Abwechslung hat er sich redlich verdient. Nach einigem Zögern nimmt der zurückhaltende junge Mann das Angebot an. Er freut sich sogar darauf, endlich einmal etwas anderes sehen zu können. Aber noch bevor er einen Fuß in den Flieger setzen kann, läuft er zufällig Mila (Milena Smit) über den Weg, als die in einer Bar ihre Rechnung nicht begleichen kann. Ganz Kavalier übernimmt Dani diese, ohne zu ahnen, dass dies der Anfang einer nervenaufreibenden Nacht für ihn sein wird …
Ein Liebhaber des Düsteren
Der zu Beginn seiner Karriere vor allem für sein gutes Aussehen in seichten Teeniegeschichten besetzte Mario Casas hat sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe im Genrebereich entwickelt. Vor allem der Thrillerbereich hat es dem Spanien angetan, mit Titeln wie Adiós – Die Clans von Sevilla oder Der unsichtbare Gast hat er mehrere Male ein Talent für düstere Stoffe bewiesen. Dabei spielt er oft etwas ambivalente Figuren, bei denen nicht ganz klar ist, ob sie nun gut oder böse sein sollen. Zumal sich das im Laufe der Geschichte auch schon mal ein wenig ändern kann, wenn die von ihm gespielten Charaktere eine Wandlung durchmachen oder erst nach und nach enthüllen, wer sie wirklich sind.
Da passt Cross the Line – Du sollst nicht töten natürlich sehr gut ins Programm, ein weiterer Thriller in der Filmografie von Casas. Auffällig dabei ist jedoch, dass die Figur anders angelegt ist als sonst. So unterschiedlich die Geschichten und Rahmenbedingungen der vorangegangen Filme, gemeinsam war den Charakteren doch, dass sie meistens stark und selbstbewusst waren. Bei Dani ist das nicht der Fall. Gerade die frühen Szenen mit ihm bei der Arbeit zeigen, dass er sich kaum gegen andere behaupten kann, egal ob es nun der egoistische Kollege ist oder seine eigene Schwester. Auch Mila wird später ein leichtes Spiel mit ihm haben, wenn sie mit ihm mehr oder weniger machen kann, was sie will.
Ein fiebriger, absurder Alptraum
Wer die Karriere des Schauspielers in den letzten zehn Jahren verfolgt hat, wird sich darüber vielleicht etwas wundern. Tatsächlich macht er seine Sache aber richtig gut. Mario Casas, der hierfür seine erste Nominierung bei den Goya Awards erhielt, der wichtigste Filmpreis Spaniens, überzeugt als Mann, der so lang für andere gelebt hat, dass er verlernt hat, eigene Entscheidungen zu treffen und seinen Standpunkt zu behaupten. Das ist vor allem in der zweite Hälfte wichtig, wenn Cross the Line – Du sollst nicht töten auf einmal beginnt, diverse Haken zu schlagen. Was zunächst wie ein Familiendrama wirkt, zwischenzeitlich der vermeintliche Anfang einer romantischen Liebesgeschichte ist, wird dann zu einem fiebrigen Albtraum.
Glaubwürdig ist Letzterer kaum bis gar nicht. Regisseur und Co-Autor David Victori zieht es stattdessen vor, immer stärker aufs Gaspedal zu treten und seine Geschichte voll gegen die Wand fahren zu lassen. Das ist gerade gegen Ende hin sehr temporeich, wenn Cross the Line vergleichbar etwa zu Good Time durch die Nacht rast. Damit einher geht eine völlig absurde Eskalation der Ereignisse. Im Genreumfeld ist das natürlich keine Seltenheit. Da wird dem Wahnsinn zuweilen schon mal Tür und Tor geöffnet. Manchmal wird dort sogar regelrecht zelebriert, wie eine Situation völlig außer Kontrolle gerät. Aber auch im Bereich der Komödie ist das ein beliebtes Element, um das Publikum bei Laune zu halten. Schließlich kann es schon Spaß machen dabei zuzusehen, wie etwas komplett kaputt geht.
Unberechenbar und spaßig
Ob Cross the Line – Du sollst nicht töten nicht vielleicht doch besser als Komödie hätte konzipiert werden sollen, darüber kann man sich auch streiten. Vor allem das Talent von Dani, sich fast immer falsch zu verhalten, wenn er in seiner Panik nicht mehr weiß, was er tun soll, hätte sich dafür angeboten. Aber auch als „ernster“ Film erfüllt der Thriller seinen Zweck. Gerade weil vieles keinen Sinn ergibt und alle willkürlich handeln, darf man bis zum Schluss neugierig sein, was sonst noch alles während dieses Trips geschehen wird. Darüber wie tief sich Dani bei seiner Grenzerfahrung noch weiter ins Unglück stürzt, während man daheim von der eigenen sicheren Couch aus ihn inständig bittet, sich nicht mehr so idiotisch zu verhalten und diese letzte Linie nicht zu überschreiten.
OT: „No matarás“
Land: Spanien
Jahr: 2020
Regie: David Victori
Drehbuch: David Victori, Jordi Vallejo, Clara Viola
Musik: Adrian Foulkes, Federico Jusid
Kamera: Elías M. Félix
Besetzung: Mario Casas, Milena Smit, Elisabeth Larena, Fernando Valdivielso
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goya Awards | 2021 | Bester Hauptdarsteller | Mario Casas | Nominierung |
Beste Nachwuchsdarstellerin | Milena Smit | Nominierung | ||
Bester Nachwuchsdarsteller | Fernando Valdivielso | Nominierung |
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