Als der Schriftsteller Maurice Bendrix (Ralph Fiennes) seinem alten Bekannten Henry Miles (Stephen Rea) über den Weg läuft, ist dieser alles andere als glücklich. Der Grund: Er vermutet, dass seine Frau Sarah (Julianne Moore) eine Affäre haben könnte. Tatsächlich überlegt er sogar, ob er nicht einen Privatdetektiv anheuern soll, um sie zu beschatten und so die Wahrheit herauszufinden. Den Plan verwirft er bald, was wiederum Bendrix dazu veranlasst, ohne das Wissen von Miles den Detektiv Mr. Parkis (Ian Hart) zu engagieren. Das geschieht jedoch weniger aus Gefälligkeit dem vermeintlich betrogenen Ehemann gegenüber. Vielmehr hatte er selbst vor einigen Jahren eine Affäre mit Sarah, bis diese eines Tages abrupt endete …
Die Frage nach dem warum
Wenn Beziehungen scheitern, dann geht das meistens mit vielen Fragen einher. Warum hat das alles nicht funktioniert? Hätte man etwas anders machen können? Im Fall von Das Ende einer Affäre gilt das noch verstärkt. Nicht allein, dass es sich eben nicht um eine reguläre Beziehung handelte, sondern wie der Titel verrät um eine Affäre. Die Geschichte war zudem sehr plötzlich vorbei, ohne einen erkennbaren Grund. Wenn wir zu Beginn des Films Bendrix kennenlernen, dann sind zwei Jahre seit dem besagten Ende vergangen. Dass ihn diese Fragen aber nie verlassen haben, das wird recht schnell deutlich. Es wird deutlich durch Bendrix selbst, der in Voice-overs aufzeigt, wie verbittert und wütend er ist. Und es wird dadurch deutlich, dass es mal wieder regnet, was die Stimmung der beiden Herren nicht unbedingt besser macht.
Pikant an der Situation ist, dass beide Männer bei diesem Untergang quasi im selben Boot sitzen. Wenn sich Miles ausgerechnet bei dem Mann über eine unmögliche Untreue seiner Frau beklagt, mit dem sie ihn selbst betrogen hatte, entbehrt das nicht einer gewissen Ironie. Tatsächlich komisch ist Das Ende einer Affäre aber natürlich nicht, weder hier, noch an anderen Stellen, dafür ist die Lage viel zu ernst. Das betrifft nicht nur verletzte Eitelkeiten, wenn die Herren mit langen Gesichtern im Regen stehen. Vielmehr baute Graham Greene (Der dritte Mann), auf dessen Roman der Film basiert, diverse weitere Themen ein, die aus der Geschichte dann doch mehr machen als eine Seifenoper.
Liebe umgeben von Tod
Der interessantere Aspekt hiervon ist, wie die Geschichte der Affäre zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs spielt. Um diesen speziellen Krieg als solchen geht es dabei nicht, sondern vielmehr die Frage: Kann man in Zeiten, in denen der Tod einen umgibt, jeder Moment der letzte sein könnte, jemanden aufrichtig lieben? Wenn Maurice und Sarah regelmäßig im Bett landen, dann bleibt es bei Das Ende einer Affäre offen, ob dies nun auf Basis echter Zuneigung geschieht, aus dem Bedürfnis, den Krieg und das Elend da draußen zu vergessen, oder ob es die Folge von Henrys Lieblosigkeit ist, der nur mit seiner Arbeit beschäftigt ist. Die gemeinsamen Momente haben immer etwas leicht Surreales an sich, als würde das alles nicht wirklich geschehen, was durch Voice-over bestätigt wird.
Letztere kommen immer mal wieder zum Einsatz, was auch mit der Vorlage zusammenhängt. Das Ende einer Affäre ist keine Geschichte, die mit einer nennenswerten Handlung wirbt. Vielmehr mischen sich darin aktuelle Ereignisse, vor allem Dialoge, mit zahlreichen Flashbacks und inneren Monologen. Während sich im Buch viel im Kopf abspielte und naturgemäß rein sprachlicher Natur war, musste Regisseur und Drehbuchautor Neil Jordan (The Crying Game, Die Zeit der Wölfe) andere Mittel finden. Das klappt jedoch nur zum Teil. Während die Bilder für sich genommen schon sehr schön sind und das Ensemble natürlich exzellent zusammengestellt ist, es bleibt am Ende nicht so wahnsinnig viel hängen.
Oberflächlich und distanziert
So wird beispielsweise zwar viel von Gefühlen gesprochen, tatsächlich fühlbar sind die aber nicht, das wirkt alles zu kunstvoll arrangiert, zu weit weg vom Leben. Und auch die Beschäftigung mit der Religion, die im weiteren Verlauf eine zunehmend große Rolle spielt, bleibt zu sehr an der Oberfläche. Das ist vor allem deshalb schade, weil die Suche nach dem Grund für die Trennung wie ein großes Rätsel aufgebaut ist, dessen Auflösung aber nicht so spannend ist wie die Fragen. Von dem nicht immer ganz glaubwürdigen Konstrukt ganz zu schweigen. Wichtiger als das „was“ wäre daher das „wie“ gewesen und damit verbunden ein stärkerer Blick hinter die Fassaden. Bei Das Ende einer Affäre geschieht das trotz der vielen Worte nicht genug, da bleibt zu viel bloße Behauptung, weswegen trotz der zweifelsfrei interessanten Elemente das Drama letztendlich unbefriedigend ist.
OT: „The End of the Affair“
Land: UK, USA
Jahr: 1999
Regie: Neil Jordan
Drehbuch: Neil Jordan
Vorlage: Graham Greene
Musik: Michael Nyman
Kamera: Roger Pratt
Besetzung: Ralph Fiennes, Julianne Moore, Stephen Rea, James Bolam, Ian Hart, Jason Isaacs, Deborah Findlay
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2000 | Beste Hauptdarstellerin | Julianne Moore | Nominierung |
Beste Kamera | Roger Pratt | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 2000 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Neil Jordan | Nominierung | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Neil Jordan | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | Ralph Fiennes | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Julianne Moore | Nominierung | ||
Beste Musik | Michael Nyman | Nominierung | ||
Beste Kamera | Roger Pratt | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Sandy Powell | Nominierung | ||
Bestes Make-up/Haare | Christine Beveridge | Nominierung | ||
Golden Globes | 2000 | Bester Film – Drama | Nominierung | |
Beste Regie | Neil Jordan | Nominierung | ||
Beste Hauptdarstellerin | Julianne Moore | Nominierung | ||
Beste Musik | Michael Nyman | Nominierung |
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