Yo-ho-ho and a bottle of rum! Auch wenn Piraten natürlich furchtbare Verbrecher waren, die Händlern und anderen das Leben zur Hölle machten: Ihr Coolnessfaktor ist nur schwer zu toppen. Dessen war man sich natürlich auch in der Unterhaltungsbranche bewusst. Ob nun Romane wie Die Schatzinsel, die mit Fluch der Karibik begonnene Filmreihe Pirates of the Caribbean oder das Kult-Computerspiel Monkey Island, Beispiele gibt es mehr als genug. In den letzten Jahren ließ der Nachschub jedoch sehr zu wünschen übrig. Während so manche in nostalgischen Erinnerungen um an die Zähne bewaffnete Männer schwelgen, welche über die Sieben Meere schippern, neue Geschichten werden kaum noch erzählt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass die noch immer existierenden Piraten der Neuzeit nicht den Charme der alten Rauschebärte-, Augenklappen- und Holzbeinräuber haben.
Gespielte Geschichtsstunde
Aber dafür gibt es ja jetzt Das verlorene Piratenreich. Dabei haben wir es jedoch nicht mit einer weiteren Mantel-und-Degen-Produktion zu tun, wie es sie früher oft gab. Stattdessen handelt es sich bei der Netflix-Serie um ein zumindest im Groben dokumentarisches Werk. Genauer verfolgt der Streamingdienst hier ein Konzept, das er schon mehrfach erfolgreich angewendet hat. Wie in Der Aufstieg von Weltreichen: Das osmanische Reich oder Zeitalter der Samurai: Kampf um Japan werden mittels Voice-overs oder Interviews historische Situationen geschildert. Zur Verdeutlichung wiederum dürfen Schauspieler antreten und die Ereignisse nachspielen. Das gute alte Reenactment eben.
Wobei man seine Erwartungen an Letzteres lieber etwas zügeln sollte. Zwar gab man sich schon Mühe, hier für Stimmung zu sorgen. So treten die Schauspieler beispielsweise mit großer Ernsthaftigkeit auf, was zusammen mit der Musik und den Beschreibungen schon mal etwas over the top sein kann. Gleichzeitig sieht Das verlorene Piratenreich an manchen Stellen schon ein bisschen billig aus, wenn etwas zu offensichtlich der Green Screen zum Einsatz kommt. Natürlich kann man von einer Doku-Drama-Serie nicht das Budget erwarten, das beispielsweise Master and Commander – Bis ans Ende der Welt zu einem überwältigenden Seeabenteuer machte. Es reißt einen aber schon manchmal etwas aus dem Geschehen.
Piraten der Karibik
Inhaltlich ist Das verlorene Piratenreich aber durchaus interessant. Es handelt sich zwar nicht um einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Piraten, sondern nur einen ganz speziellen Teil davon. Doch der hat mehr als genug zu bieten, um damit ein paar Folgen füllen zu können. Genauer nimmt uns Netflix mit ins frühe 18. Jahrhundert, als das Ende des Spanischen Erbfolgekriegs zu einem regelrechten Boom der Seeräuber führte. Schließlich wusste man sich nicht anders zu finanzieren. Die Aktivitäten konzentrierten sich dabei vor allem auf die Karibik. Denn dort konnten schön die spanischen Schiffe abgefangen werden, die zuvor Süd- und Mittelamerika geplündert hatten und diese Schätze nach Hause bringen wollten.
Das verlorene Piratenreich klärt über diese Hintergründe auf und stellt anschließend einige der prominenten Vertreter dieser Zeit vor. Benjamin Hornigold zum Beispiel, der Nassau zur Piratenrepublik erklärte, oder auch Woodes Rogers, der später Jagd auf Piraten machte. Wer sich schon etwas in dem Bereich auskennt, der wird dabei eher wenig lernen. Die Serie richtet sich eindeutig an ein Publikum, das keine oder wenige Vorkenntnisse hat. Sie richtet sich dabei aber auch vor allem an Zuschauer und Zuschauerinnen, die bei aller Wissensvermittlung einen gewissen Unterhaltungsfaktor einfordern. Der ist hier sicherlich vorhanden, sofern man sich nicht an der aufbauschenden und zum Teil plakativen Art stört. Denn hier wollte man niemanden vergessen lassen, wie cool das alles doch ist, weswegen man im Zweifelsfall lieber ein bisschen mehr machte.
OT: „The Lost Pirate Kingdom“
Land: USA, UK
Jahr: 2021
Regie: Stan Griffin, Patrick Dickinson
Drehbuch: David McNab, Patrick Dickinson
Musik: Michael A. Levine
Kamera: Robin Fox, Martin Kobylarz
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