Nachdem er als Held hochdekoriert aus einer Schlacht mit den Konföderierten hervorgeht, wird Leutnant John J. Dunbar (Kevin Costner) nicht nur das Pferd geschenkt, mit dem er todesmutig entlang der Stellung des Feindes entlang ritt, sondern auch die Wahl gegeben, wo er als nächstes stationiert werden soll. Dunbar entscheidet sich für den westlichsten Posten, den es gibt und kommt schon wenige Wochen später in Fort Hays an, wo ihm der diensthabende Offizier, der wenig vom Engagement Dunbars hält, die Befehle erteilt, nach Fort Sedgewick zu ziehen. Bei seiner Ankunft findet Dunbar das Fort verlassen vor und macht sich daran, die Hütte wie auch die Umgebung auszukundschaften und zu reinigen. Bei seinen diversen Wachgängen stößt Dunbar auf immer mehr Anzeichen von Verwahrlosung und Verfall, doch von den Indianern, die in der Nähe des Forts hausen sollen und eine maßgebliche Bedrohung darstellen, fehlt bislang jede Spur. Während seiner täglichen Routine fällt ihm schon bald ein Wolf auf, der ihn aus der Ferne beobachtet und zu dem er eine besondere Beziehung aufbaut, dem er bisweilen Futter hinstellt und mit dem er Zwiegespräche führt.
Ohne dass Dunbar es bemerkt, haben die Pawnee-Indianer ihn schon längst ins Auge gefasst, wobei vor allem deren Medizinmann „Strampelnder Vogel“ (Graham Greene) Interesse an dem sonderbaren Weißen hat, der hier so alleine die Stellung hält. Schließlich kommt es dann doch zu einer Begegnung des Stammes mit Dunbar, als dieser während einer Patrouille die verletzte „Steht mit einer Faust“ (Mary McDonnell), eine Weiße, die seit ihrer Kindheit bei den Indianern lebt, findet und sie zu ihrem Stamm zurückbringt. Da die Stammesältesten nun sicher sind, dass der weiße Soldat keine feindlichen Absichten hat, schicken sie eine kleine Gruppe los, um mit Dunbar zu reden, was sich mit der Zeit zu einem regelmäßigen Austausch entwickelt. Immer mehr findet Dunbar Gefallen am Leben und der Gemeinschaft der Indianer und wird nach einer gemeinsamen Büffeljagd zu einem der ihren. Doch er weiß auch um die Bedrohung der Indianer durch die Soldaten, die immer weiter in ihr Gebiet vorrücken und sie vertreiben wollen.
Die letzte Grenze des Westens
Immer noch unter dem Schock des kommerziellen Desasters von Michael Ciminos Heaven’s Gate, zögerten viele Studios, als Darsteller Kevin Costner und Drehbuchautor Michael Blake in den 80er Jahren mit ihrer Idee für Der mit dem Wolf tanzt nach einer Finanzierung suchten. Schließlich konnten sie einen Vertrag mit der Orion Pictures abschließen, nachdem sie beide von ihrem privaten Vermögen einen Teil des Budgets gestemmt hatten. Nicht zuletzt gelang dies dank Costners Enthusiasmus für die Geschichte um John Dunbar, welches lose basiert auf einem realen Ereignis während der Sezessionskriege in den Vereinigten Staaten. Nicht nur wurde Der mit dem Wolf tanzt dank dieses Einsatzes ein kommerzieller wie kritischer Erfolg, sondern gilt bis heute als eine der interessantesten Auseinandersetzungen mit der aggressiven Expansion, welche vor allem auf Kosten der Ureinwohner der USA ging, und damit dem Ende des Konzepts vom Wilden Westen.
Das Konzept der Grenze und deren Überwindung, was sich unter der Vorstellung der „Frontier“ verbirgt, ist eine der nachhaltigsten Ideen der US-amerikanischen Geschichten und einer der Grundpfeiler der Handlung von Der mit dem Wolf tanzt. Im politischen wie auch wirtschaftlichen Diskurs ist die Grenze keinesfalls als Bestätigung zu sehen, dass man nicht über diese hinausgehen sollte, sondern im Gegenteil als Ansporn zu verstehen, alles zu tun, um diese zu überwinden, was bisweilen zu technischen wie auch menschlichen Höchstleistungen inspirieren soll. Schon von Beginn an ist der von Kevin Costner gespielte Dunbar ein Mann, der an seine Grenzen gekommen ist, zumindest an die körperlichen, sehen wir ihn doch zuerst stark verwundet und blutend auf einem Operationstisch in einem Feldlazarett. Das Bild dieses Soldaten, wie er zwischen den Fronten, die Arme weit ausgestreckt, hin und her reitet, ist nicht nur ein ikonisches Bild innerhalb des Filmes (wie auch wahrscheinlich für Costners Karriere), sondern bestätigt den Eindruck, dass er bereits spirituelle Grenzen überwunden hat oder bereit ist diese zu überwinden. Dunbar will die geografischen wie physischen Grenzen hinter sich lassen und ist daher bereit für eine neue Erfahrung.
Das Besondere an der „Frontier“ liegt nicht in ihrer Beständigkeit, sondern in ihrer Veränderbarkeit. Dunbar ist sich dieser Realität bewusst, wenn er fast schon bekümmert erklärt, er wolle die Grenze sehen, bevor sie endgültig verschwindet. In diesem Zusammenhang sind auch die prächtigen Landschaftsaufnahmen Dean Semlers zu verstehen, welche hervorheben, dass es sich nur um ein theoretisches Konzept handelt, welches vielmehr eine Trennung ist zwischen „denen“ und „uns“, zwischen der vermeintlichen Zivilisation und der Barbarei.
Aggressive Expansion
Wie in vielen anderen Western fällt das Wegfallen der „Frontier“ mit dem Ende des „Wilden“ und damit freien Westens zusammen. Der technologische Fortschritt, symbolisiert durch die Eisenbahn in Sergio Leones Spiel mir das Lied vom Tod und Todesmelodie, impliziert das Ende einer Ära der Freiheit hin zu einer Welt regiert von politischen wie wirtschaftlichen Interessen. Zwar verzichtet Costner auf derlei Symbolik, doch viele der Bilder, beispielsweise eine Aufnahme der von weißen Jägern massakrierten Büffel oder generell die Zeichnung vieler „weißer“ Charaktere verweisen nicht nur auf die Falschheit der Vorstellung der Indianer als rein barbarisch, sondern auf die aggressive Expansion der Kolonisten. Das Land, so scheinen die bereits erwähnten Aufnahmen der Prärie zu zeigen, ist bedroht und dessen Unschuld wird schon bald mit Blut befleckt.
Bezeichnend ist nicht zuletzt, inwiefern Costners Film die Idee aufgreift, dass ein Weißer die Gesellschaft der Indianer sucht. Mag auch vieles idealisiert sein, so greift Michael Blakes Drehbuch jene Geschichten von Siedlern auf, die nach einiger Zeit sich den Ureinwohnern anschlossen, da sie dort Werte wie Solidarität und Freiheit eher wiederfanden als in ihrer Gesellschaft, von der sie sich im Stich gelassen fühlten. Costner zeigt in seiner Darstellung Dunbars den Prozess dieser Erkenntnis über die Werte und die Gesellschaft, der er entstammt, als einen spirituellen Findungsprozess, an dessen Ende der Schmerz darüber, dass die Welt der Indianer untergehen wird, noch viel heftiger erscheint.
OT: „Dances With Wolves“
Land: USA
Jahr: 1990
Regie: Kevin Costner
Drehbuch: Michael Blake
Musik: John Barry
Kamera: Dean Semler
Besetzung: Kevin Costner, Mary McDonnell, Graham Greene, Rodney Grant
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1991 | Bester Film | Sieg | |
Beste Regie | Kevin Costner | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller | Beste Regie | Nominierung | ||
Bester Nebendarsteller | Graham Greene | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Mary McDonnell | Nominierung | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Michael Blake | Sieg | ||
Beste Musik | John Barry | Sieg | ||
Beste Kamera | Dean Semler | Sieg | ||
Bester Ton | Russell Williams II, Jeffrey Perkins, Bill W. Benton, Gregory H. Watkins | Sieg | ||
Bester Schnitt | Neil Travis | Sieg | ||
Bestes Szenenbild | Jeffrey Beecroft, Lisa Dean | Nominierung | ||
Beste Kostüme | Elsa Zamparelli | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1992 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Kevin Costner | Nominierung | ||
Bester Hauptdarsteller | Kevin Costner | Nominierung | ||
Bestes adaptiertes Drehbuch | Michael Blake | Nominierung | ||
Beste Musik | John Barry | Nominierung | ||
Beste Kamera | Dean Semler | Nominierung | ||
Bester Schnitt | Neil Travis | Nominierung | ||
Bestes Make-up | Francisco X. Pérez | Nominierung | ||
Bester Ton | Russell Williams II, Jeffrey Perkins, Bill W. Benton, Gregory H. Watkins | Nominierung | ||
Golden Globes | 1991 | Bester Film (Drama) | Sieg | |
Beste Regie | Kevin Costner | Sieg | ||
Bester Hauptdarsteller (Drama) | Kevin Costner | Nominierung | ||
Beste Nebendarstellerin | Mary McDonnell | Nominierung | ||
Bestes Drehbuch | Michael Blake | Sieg | ||
Beste Musik | John Barry | Nominierung |
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