Seit er denken kann, wurde Prinz Akeem (Eddie Murphy), der einmal den Thron von Zamunda besteigen soll, jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Fast jeder. Tatsächlich ist er es leid, dass er keine wesentlichen Entscheidungen selbst treffen darf, sondern ihm alles vorbestimmt wird. Als ihn seine Eltern König Jaffe (James Earl Jones) und Königin Aeoleon (Madge Sinclair) auch noch gegen seinen Willen verheiraten wollen, reicht es dem jungen Mann. Hat die Welt nicht mehr zu bieten als das? Und so überredet er seinen Vater dazu, vor der geplanten Hochzeit mit seinem königlichen Diener und besten Freund Semmi (Arsenio Hall) noch einmal in die USA reisen zu dürfen, um Erfahrungen zu sammeln. Was Akeem dabei verschweigt: Eigentlich will er in den New Yorker Stadtteil Queens, weil er davon überzeugt ist, nur dort seine Traumfrau finden zu können. Dabei wird er recht schnell fündig, als er Lisa McDowell (Shari Headley) über den Weg läuft und gemeinsam mit Semmi in dem Fast-Food-Laden ihres Vaters (John Amos) anheuert, um ihr näher kommen zu können …
Eine komische Allzweckwaffe
Im Bereich der US-Comedy führte in den 1980er und 1990er Jahren praktisch kein Weg an Eddie Murphy vorbei. Nachdem er schon mit seinen langjährigen Auftritten in Saturday Night Live das heimische Publikum erfreute, eroberte er mit Filmen wie Nur 48 Stunden und Beverly Hills Cop auch ein internationales. Er wurde zu einem der Aushängeschilder seines Bereiches, sowohl als Schauspieler wie auch als Stand-up Comedian. Kurzzeitig machte er sogar Karriere als Sänger, wenngleich die Erfolge sich dabei auf die USA beschränkten. Ganz anders Der Prinz aus Zamunda, das 1988 auf dem Zenit seines Ruhmes erschien und zu einer weltweiten Erfolgsgeschichte wurde.
Während die Komödie jede Menge Geld einspielte, trotz für die damalige Zeit relativ hoher Produktionskosten von 36 Millionen Dollar, waren die Kritiken gemischt. Vor allem die eher geringe Originalität wurde bereits zur Veröffentlichung bemängelt. Tatsächlich ist Der Prinz aus Zamunda kein Film, der durch ein besonders kluges oder einfallsreiches Drehbuch auffallen würde. Die zugrundeliegende Aussage, dass Geld nicht alles ist und Liebe sich nicht kaufen lässt, war selbst im Umfeld des 80er Jahre Turbokapitalismus’ banal. Der grundsätzliche Ablauf der Geschichte – inklusive der obligatorisch irgendwann auffliegenden Lüge, Akeem sei ein armer Student – war frei von Überraschungen oder spannenden Einsichten.
Zwischen Liebesglück und Culture Clash
Sympathischer war da schon, dass man zumindest versuchte, ein etwas moderneres Frauenbild aufzubauen. Wenn Akeem sich zu Beginn gegen die ihm auserkorene Braut entscheidet, dann aus dem Grund, dass er mehr als ein hübsches Püppchen wollte, das zu allem ja und Amen sagt. Selbstverständlich war so etwas vor über 30 Jahren nicht. Allerdings verpasst es Der Prinz aus Zamunda, aus Lisa einen wirklichen Charakter zu machen. Wenn sie stark und unabhängig wirkt, dann nur im Kontrast zum willenlosen Katalogfräulein. An ihr als Person hat der Film selbst kein großes Interesse. Und auch dass es am Ende die Königin ist, welche im Gegensatz zum oberflächlichen König Akeem den Segen erteilt, weil sie selbst an die große Liebe glaubt, zeichnet kein besonders differenziertes Frauenbild.
Während Der Prinz aus Zamunda als Liebesgeschichte uninteressant bleibt, kann man mit dem Komödienteil aber durchaus seinen Spaß haben. Das betrifft jedoch weniger die recht harmlosen Culture-Clash-Momente, die trotz Steilvorlage kaum Einblicke in die US-amerikanische Gesellschaft gewähren. Deutlich prägnanter sind die Szenen, die eigentlich gar nichts mit dem Werdegang des jungen Prinzen zu tun haben, sondern auf reine Situationskomik setzen. Kult sind beispielsweise die Szenen in dem Friseursalon, wenn Murphy und Arsenio Hall (Black Dynamite) in mehrere Rollen schlüpfen und bis zur Unkenntlichkeit umfrisiert und geschminkt wurden. Murphy zeigte hier bereits seine Vorliebe für Transformation, die er später in Filmen wie Der verrückte Professor und Bowfingers große Nummer unter Beweis stellte.
Ein Ensemble voller Spielfreude
Allgemein ist es das Ensemble, welche bis heute das beste Argument darstellt, sich den Film noch immer anzuschauen. Großartig ist beispielsweise der Auftritt von James Earl Jones als übergriffiger König, der das Konzept des Widerspruchs nicht wirklich wahrhaben will. Sie alle haben Spaß daran, mit großen Kontrasten zu spielen oder sich auch mal der Blödelei hinzugeben. Wem das reicht und vielleicht noch ein Herz für eine leicht märchenhafte Geschichte hat, der findet in Der Prinz aus Zamunda eine praktisch zeitlose und schon auch sympathische Komödie. Trotzdem ist es schade, dass dem schauspielerischen Talent und der damit verbundenen Spielfreude kein besseres Drehbuch vergönnt war.
OT: „Coming to America“
Land: USA
Jahr: 1988
Regie: John Landis
Drehbuch: David Sheffield, Barry W. Blaustein
Musik: Nile Rodgers
Kamera: Sol Negrin, Woody Omens
Besetzung: Eddie Murphy, Arsenio Hall, Shari Headley, James Earl Jones, John Amos, Madge Sinclair
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1989 | Beste Kostüme | Deborah Nadoolman | Nominierung |
Bestes Make-up | Rick Baker | Nominierung |
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