Nach einer Serie brutaler Morde ist London in Angst und Schrecken versetzt, denn die Wahl der Opfer erscheint zufällig, sodass es jeden treffen könnte. Auch Scotland Yard tappt im Dunkeln, was die Suche nach dem Täter angeht. Einzig der Ablauf der Taten ist immer gleich: Das Opfer findet seine Koffer gepackt vor und wird kurze Zeit später durch einen gezielten, aus großer Entfernung vollzogenen Messerwurf zur Strecke gebracht. Jedoch erwartet Inspektor Redford (Fred Williams) beim Tatort des dritten Opfers eine Neuheit, denn vom Koffer fehlt jede Spur. Zusammen mit seinem Freund, dem bekannten Krimi-Autor Charles Barton (Horst Tappert), sowie dem Fotografen Andy Pickwick (Luis Morris), der zufällig am Tatort ein Foto des vermeintlichen Diebes machte, gelingt es eine Spur zu finden, die zur Ergreifung des Täters führen könnte. Diese führt den Ermittler zu Doktor Bladmore (Siegfried Schürenberg), der zunächst abstreitet, etwas mit dem verschwundenen Koffer zu tun zu haben, aber von seiner Assistentin Helen (Elisa Montés) ertappt wird. Diese findet nämlich den Koffer und den Inhalt: eine hohe Anzahl von Meskalin-Ampullen.
Als der Inspektor jedoch den Arzt stellen und den Inhalt des Koffers sicherstellen will, ist von beiden keine Spur mehr zu finden. Mittlerweile verdichten sich die Hinweise auf Bladmore als Täter und als Kopf einer Bande von Drogenschmugglern, denn auch Tatort des nunmehr vierten Mordes wird er angetroffen, doch ihm gelingt abermals die Flucht. Allerdings ist nicht nur die Polizei hinter dem Arzt und seinem Drogenring her, denn auch Barton hat großes Interesse an der Ermittlung, insbesondere an den Drogengeschäften, was ihn nicht nur in große Gefahr bringt, sondern auch ein neues Licht auf die Morde wirft.
Krimi mit unfreiwillig komischen Szenen
Bereits zehn Jahre zuvor war mit Werner Klingers Das Geheimnis des schwarzen Koffer eine Verfilmung des Romans Der Tod packt seine Koffer von Bryan Edgar Wallace entstanden, und auch 1962 war Arthur Brauner maßgeblich an der Produktion beteiligt. Wie schon im Falle von Projekten wie Der Teufel kam aus Akasava kollaborierte Brauner mit dem Spanier Jess Franco, welcher in der Eröffnungsszene und den Credits unter dem Pseudonym „Jess Frank“ geführt wird. Entstanden ist abermals ein Film, der sich vor allem versucht in der Welle europäischer Thriller zu etablieren mit seiner Mischung aus Krimi-Elementen, Action und etwas nackter Haut, wobei das Resultat nicht durchweg überzeugt und zudem nicht besonders gut gealtert ist.
Besonders in den 1970er war der Name Bryan Edgar Wallace das Synonym für die Vermischung des Krimis, des Thrillers sowie der Mystery- und Horrorelemente, welche sich besonders erfolgreich niederschlug in der Kreation des italienischen giallo, wobei Dario Argentos Verfilmungen wie Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe oder Die neunschwänzige Katze wohl als die besten Adaptionen von Wallace‘ Werk zählen dürften. Auch im Falle von Der Todesrächer von Soho findet sich die eben erwähnte Formel wieder, wobei die Krimi-Elemente deutlich überwiegen, doch immer wieder verläuft sich die Handlung, insbesondere in der um Horts Tapperts Charakter angesiedelten Strang, der den Zuschauer nicht nur verwirrt, sondern auch einige Logiklöcher offenbart, die auf die Dauer doch recht peinlich sind.
An der Oberfläche lässt Francos Film noch einen Krimi vermuten, der nach einem üblichen Muster funktioniert, auch wenn dieses nicht besonders originell erscheint. An vielen Stellen, besonders im letzten Drittel, zeigt sich die für den Krimi notwendige Atmosphäre aus Spannung und Nervenkitzel, doch wird immer wieder durchbrochen durch teils ungewollt komische Szenen oder solche, die zwar komisch sind, aber in der Folge an ihrer amateurhaften Inszenierung leiden. Viele der Nebendarsteller wirken deplatziert, wissen nicht genau, wohin mit sich, und erscheinen richtiggehend überrascht, wenn sie dann von einem der Hauptdarsteller angesprochen werden.
Neue Identitäten
Doch auch die Haupthandlung hat leider so ein paar Schwächen. Während die Schauspieler noch okay sind, auch wenn kaum jemand, außer vielleicht Tappert, Eindruck beim Zuschauer hinterlassen wird, wirkt besonders das Drehbuch, welches scheinbar zwei Handlungsstränge miteinander verknüpfen will und zudem auch noch mit der Identität einer der Hauptfiguren spielt, was zusätzlich noch für Verwirrung sorgen dürfte, reichlich chaotisch. Die comichaften Soundeffekte, besonders bei den Morden, oder die verwaschenen Farben im Finale, die das Erkennen von Figuren zu einer wahren Herausforderung machen, runden den Gesamteindruck ab. Mit Des Todesrächer von Soho schufen Regisseur Jess Franco und Produzent Arthur Brauner einen zwar nicht besonders spannenden, aber doch immer wieder unfreiwillig komischen Beitrag zum Krimigenre.
OT: „El muerte hace las maletas“
Land: Deutschland, Spanien
Jahr: 1972
Regie: Jess Franco
Drehbuch: Jess Franco, Arthur Brauner
Vorlage: Bryan Edgar Wallace
Musik: Rolf Kühn
Kamera: Manuel Merino
Besetzung: Horst Tappert, Fred Williams, Barbara Rütting, Wolfgang Kieling, Rainer Basedow, Elisa Montés, Luis Morris, Siegfried Schürenberg
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