Gretel hat eine wichtige Aufgabe in ihrem Leben: Als Agentin des Magieaufsichtsamtes muss sie darüber wachen, dass nicht irgendwelche fiesen Zauberer oder Hexen Unfug treiben. Dieser Aufgabe kommt sie mit dem größtmöglichen Ernst nach. So auch, als ein Monarch Opfer einer Entführung wird, bei der ganz klar schwarze Magie mit im Spiel war. Zu ihrer Verblüffung soll sie dieses Mal jedoch mit einem Partner zusammenarbeiten. Schlimmer noch: Es handelt sich dabei um ihren Bruder Hänsel. Das Verhältnis der beiden ist schon seit einer ganzen Weile schwierig, da er ihrer Meinung nach sein Leben vergeudet, während sie immer hart gearbeitet hat. Und doch wird sie bald auf ihn angewiesen sein, als sie es mit einem mächtigen Feind zu tun bekommen …
Bekannte Märchen als Animationsspektakel
Das russische Animationsstudio Wizart Animation hat sich in den letzten Jahren eine thematisch zwar etwas eingeschränkte, dafür aber durchaus profitable Nische erkämpft. Das Spezialgebiet bilden dabei alte Märchen, die kräftig umgeschrieben und an moderne Sehgewohnheiten angepasst werden. So stand bei Die Schneekönigin die Geschichte von Hans Christian Andersen Pate. Bei Völlig von der Wolle: Ein määährchenhaftes Kuddelmuddel wiederum wurden Elemente aus Der Wolf und die sieben jungen Geißlein übernommen. Die Vorlagen waren zwar zum Teil kaum wiederzuerkennen. Erfolgreich waren die Titel aber schon: Bei der ersten Reihe wird derzeit an Teil fünf gearbeitet, die zweite soll bald einen dritten Film erhalten.
Ob es auch Geheimes Magieaufsichtsamt auf eine ganze Reihe bringen wird, das bleibt abzuwarten. Zumindest aber ist der exklusiv bei Netflix veröffentlichte Animationstitel einer der besten in der Filmografie von Wizart. Das Prinzip ist dabei bekannt. Erneut wurde ein altes Märchen ausgegraben und völlig verwandelt. Dieses Mal hat es Hänsel und Gretel erwischt. Die Geschichte um zwei Kinder, die in die Fänge einer bösen Hexe fallen, kannte im Laufe der Zeit natürlich schon zahlreiche zum Teil radikale Neuinterpretationen. Bei Gretel & Hänsel wurde daraus ein feministisches Coming-of-Age-Horrordrama, Hänsel und Gretel: Hexenjäger verfrachtete die bekannten Figuren in einen Actionblockbuster.
Temporeich und komisch
Vergleichbar düster wird es in Geheimes Magieaufsichtsamt nicht. Auch wenn es natürlich erneut um große Gefahren gibt und übermächtige Feinde, verpackt wird dies in ein knallbuntes Abenteuer. Dazu gibt es jede Menge Humor. Tatsächlich hat der Film wenig Sinn für das Märchenhafte an sich, sondern orientiert sich stärker an Werken wie Men in Black. So wie dort gibt es hier ständig irgendwelche kuriosen Kreaturen, wird durch die Gegend gehetzt, während sich gleichzeitig die Figuren irgendwelche Sprüche an den Kopf werfen. Allen voran natürlich die Geschwister, welche kaum kompatibel sind, dabei aber doch zusammenarbeiten müssen, sind eine dankbare Vorlage für komische Reibungen.
Ein bisschen Besinnlichkeit darf dabei aber nicht fehlen, da die zwei – wie immer in solchen Fällen – mit der Zeit zusammenwachsen und ihre Differenzen überwinden. Vergleichbar zu den späteren Teilen von Die Schneekönigin erzählt Geheimes Magieaufsichtsamt die Geschichte von Schwester und Bruder, die gemeinsame Abenteuer bestreiten, bei denen es aber regelmäßig kracht. Das Prinzip hier erneut aufzugreifen, ist natürlich nicht unbedingt ein Zeichen für allerhöchste Kreativität. Auch sonst ruhte man sich ein bisschen sehr auf den Standardelementen solcher Animationsfilme aus, griff auf sprechende Tiere oder sonstige komische Sidekicks zurück, damit sich das junge Zielpublikum hier trotz des fantasievollen Umfeldes gleich wie zu Hause fühlt.
Fünf Autoren, keine gemeinsame Vision
Leichte Orientierungsschwierigkeiten bleiben dennoch nicht aus. Der Grund: Alexey Tsitsilin und seine 4 (!) Co-Autoren packten in den Film so ziemlich alles, was ihnen irgendwie in den Sinn kam. Was zunächst eigentlich nach einem klar umfassten Auftrag aussieht, wird später – nicht zuletzt wegen einer gewissen körperlichen Umstellung – zu einem wildwuchernden Mix der verschiedensten Themen und Figuren. Das geht dann zwar mit einem erhöhten Unterhaltungsfaktor einher, gerade bei jungen Zuschauern und Zuschauerinnen, denen turbulente Action wichtiger ist eine Rahmen gebende Geschichte. Aber es wird schon mit der Zeit deutlich, dass bei Geheimes Magieaufsichtsamt ein wirkliches Ziel fehlt. Ein Konzept, das mehr bietet als die lose Aneinanderreihung von Einzelszenen – so als hätte man hier schon einmal geprobt, das serielle Erzählen der anderen Reihen in nur einen Film zu packen.
OT: „Secret Magic Control Agency“
Land: Russland, USA
Jahr: 2021
Regie: Alexey Tsitsilin
Drehbuch: Analisa LaBianco, Vladimir Nikolaev, Jeffery Spencer, Alexey Tsitsilin, Alexey Zamyslov
Musik: Gabriel Hays, Brad Breeck
Animation: Wizart Animation
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