Als der Schriftsteller Charles Condomine (Rex Harrison) und seine Frau Ruth (Constance Cummings) das befreundete Ehepaar Bradman (Hugh Wakefield, Joyce Carey) zu sich nach Hause einladen, um gemeinsam an einer Séance teilzunehmen, sollte das keine große Sache werden. Eigentlich erhoffte sich der Autor nur, davon Inspirationen für seinen nächsten Roman zu sammeln. Das selbsternannte Medium Madame Arcati (Margaret Rutherford) nimmt die Geschichte hingegen sehr ernst und ist fest davon überzeugt, den Kontakt zu den Toten herstellen zu können. Tatsächlich ist sie dabei erfolgreich. Erfolgreicher, als es Charles lieb ist. Denn auf einmal wird er von Elvira (Kay Hammond) verfolgt, seiner vor sieben Jahren gestorbenen Frau …
Ein leichtes Frühwerk
Den meisten ist David Lean für seine schweren Monumentalwerke wie Die Brücke am Kwai (1957), Lawrence von Arabien (1962) und Doktor Schiwago (1965) bekannt, mit denen er Filmgeschichte geschrieben hat. Dabei zeigte der britische Filmemacher in seinen Anfangsjahren, dass er durchaus auch leichtere Stoffe zu inszenieren weiß. Eines davon ist Geisterkomödie aus dem Jahr 1945. Denn auch wenn das Szenario aus einem Horrorwerk entnommen sein könnte – Titel wie Verónica – Spiel mit dem Teufel zimmerten aus einer vermeintlich harmlosen Beschwörung einen Albtraum für alle Beteiligten –, so verrät der Titel doch bereits, dass man die Begegnung mit dem Reich der Toten mit Humor nimmt.
Für den Spaßanteil ist zunächst Margaret Rutherford zuständig, die sich mit ihren Miss Marple Filmen wie 16 Uhr 50 ab Paddington in die Herzen des Publikums spielte. Sie ist hier zwar noch deutlich jünger und schlanker, als sie es später in ihrer Paraderolle als neugierige Schnüfflerin war. Ein Talent für schrullige Figuren bewies sie aber auch schon in Geisterkomödie. Gleiches gilt für ihr exzessives Minenspiel. Da vergeht kaum eine Sekunde, in der sie nicht theatralisch mit den Armen fuchtelt, durch die Gegend rennt und dabei unentwegt das Gesicht verzieht. Das steht nicht nur in einem starken Kontrast zu der eher steifen Gesellschaft aus den oberen Kreisen. Es passt eigentlich auch nicht zu dem ernsten Thema rund um Tod und Geisterbeschwörung.
Streit über den Tod hinaus
Dieser anfangs noch eher grobe Humor wandelt sich später in eine stärker zurückgenommene Fassung. Die Adaption eines Stücks von Noël Coward konzentriert sich im Mittelteil auf das nicht ganz auf Augenhöhe agierende Trio aus Mann, Ehefrau und tote Ehefrau. Dass die letzten beiden nicht unbedingt angetan sind von der Anwesenheit der jeweils anderen, verwundert nicht. Geisterkomödie macht sich einen Spaß daraus, wie die Verstorbene ihrer Nachfolgerin das Leben schwer macht. Die kann zumindest anfangs nicht wirklich etwas dagegen ausrichten, was zu einer Reihe von Situationen führt, die für sie bitter sind, das Publikum aber erheitern.
Überhaupt geht Geisterkomödie irgendwann dazu über, möglichst auf Konfrontation zu setzen. Es vergeht keine Szene, in der nicht jemand aus dem Trio oder die wieder zur Hilfe gerufene Madame Arcati zur Zielscheibe des Spotts und beißender Kommentare wird. Dass der Schauplatz aufgrund der Theaterwurzeln recht überschaubar ist, nahezu der gesamte Film im selben Salon spielt, ist deshalb nicht weiter tragisch. Die ständig wechselnden Allianzen, einhergehend mit der steigenden Irritation der Anwesenden, sorgen für die notwendige Abwechslung. Zumal es auch noch zu ein paar Wendungen kommt, in deren Folge die Karten wieder neu gemischt werden.
Spaß ohne viel Tiefsinn
Das ist dann zwar alles nicht so wahnsinnig anspruchsvoll oder tiefsinnig. Ein bisschen wird natürlich schon die obere Gesellschaft aufs Korn genommen, bei der es hinter der vornehmen Fassade so gar nicht vornehm zugeht. Aber zu viel ist in der Hinsicht nicht drin. Geisterkomödie basiert mehr auf den einzelnen Figuren, als dass er ein gesellschaftlicher Kommentar sein will. Als solcher ist der Film dafür durchaus amüsant. Man sieht schon gern dabei zu, wie sich Rutherford zum Affen macht und die anderen sich physisch und vor allem verbal terrorisieren. Wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. Bei einem Dreierstreit entsprechend mehr.
OT: „Blithe Spirit“
Land: UK
Jahr: 1945
Regie: David Lean
Drehbuch: David Lean, Anthony Havelock-Allan, Ronald Neame
Vorlage: Noël Coward
Musik: Richard Addinsell
Kamera: Ronald Neame
Besetzung: Rex Harrison, Constance Cummings, Kay Hammond, Margaret Rutherford, Hugh Wakefield, Joyce Carey
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 1947 | Tom Howard | Beste Spezialeffekte | Sieg |
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