Auch wenn die Wahrheit über den zurückkehrenden Lord Voldemort ans Tageslicht gekommen ist und einige seiner Anhänger eingefangen wurden, die Angst vor seinen dunklen Mächten wird immer größer. Und so sucht Albus Dumbledore (Michael Gambon) zusammen mit Harry Potter (Daniel Radcliffe) den Magier Horace Slughorn (Jim Broadbent) auf, der schon einmal an der Hogwarts Zauberschule unterrichtete. Tatsächlich willigt dieser ein zurückzukehren, zu groß ist seine Neugierde auf den inzwischen zu einer Berühmtheit gewordenen Harry. Der wiederum verfolgt ein ganz anderes Ziel. Schließlich verhält sich sein alter Rivale Draco Malfoy (Tom Felton) ausgesprochen verdächtig. Und dann wäre da noch das rätselhafte Buch mit den Aufzeichnungen des Halbblutprinzen, der über sehr viel Geheimwissen verfügte, von dem aber niemand weiß, wer er war …
Viel Stoff auf engem Raum
Früher war das alles irgendwie einfacher. Als mit Harry Potter und der Stein der Weisen die Filmreihe rund um den Zauberschüler begann, war die Geschichte nicht übermäßig komplex. In den ersten Filmen wurde zwar bereits von der Bedrohung durch einen mächtigen Zauberer gesprochen, der zurückzukehren droht. Ansonsten konnte man sich bei den Werken aber auf die entstehende Freundschaft der Kinder und Jugendlichen konzentrieren, auf die üblichen Rivalitäten und die Schule, in der die Geschichten spielen. Doch mit der Zeit wurden die zugrundeliegenden Romane von J. K. Rowling immer größer, wimmelten vor Nebenhandlungen, während die Zahl der Figuren stetig wuchs. Das wiederum stellte die Regisseure der Adaptionen vor Probleme, die gar nicht mehr wussten, wie sie all das noch unterbringen sollten.
David Yates, der mit Harry Potter und der Orden des Phönix zur Reihe dazustieß, hatte bei seinem Debüt damit auch wirklich zu kämpfen. So raste er durch die Geschichte und hatte seine liebe Not, irgendwie alles reinzustopfen – was zu einigen fragwürdigen Kompromissen führte. Bei Harry Potter und der Halbblutprinz klappt das schon besser, auch weil man sich mehr Freiheiten herausnahm. Zwar ist erneut das Tempo hoch. Der Film hat zudem die Schwierigkeit, so viele Figuren irgendwie berücksichtigen zu müssen, dass da kaum Platz mehr für die Einzelperson bleibt. Selbst ein Urgestein wie Rubeus Hagrid huscht nur mal kurz durchs Bild. Die gerade erst eingeführte Luna Lovegood wird schon wieder zurückgestuft. Cho Chang, die zuvor noch als das Love Interest von Harry positioniert wurde, ist sogar wortlos von der Bildfläche verschwunden.
Ein Rätsel unter vielen
Die größte Irritation ist jedoch der Halbblutprinz, der auch durch den Titel als eines der zentralen Rätsel im Film etabliert wird, für den sich jedoch kaum einer wirklich zu interessieren scheint. Da macht sich die große Konkurrenz der anderen Rätsel bemerkbar. Was ist damals zwischen Slughorn und Tom Riddle vorgefallen? Und was hat es mit der Verschwörung rund um Malfoy auf sich? Gleichzeitig gelingt es Yates aber, durch die diversen Parallelhandlungen ordentlich Spannung aufzubauen. Man will dann eben doch wissen, was bei all dem nun herauskommt. Und auch, wie es den diversen Figuren ergeht, die alle mit Problemen zu kämpfen haben. Gerade der Faktor Liebe spielt eine große Rolle, schließlich haben wir es mit jungen Menschen zu tun, die tiefe Gefühle haben, aber keine Ahnung, wie sie damit umgehen sollen. Während das manchmal ein bisschen in die Seifenoper-Richtung geht, wird der Strang um Malfoy ziemlich düster, er selbst zu einer zunehmend tragischen Figur.
Das ist alles ansprechend gespielt. Emma Watson ist für die Gefühle zuständig, Rupert Grint darf sein komödiantisches Talent ausspielen. Alan Rickman hat seine Rolle als zwielichtiger, ambivalenter Severus Snape ohnehin perfektioniert. Ganz stark ist erwartungsgemäß Neuzugang Jim Broadbent (Vom Ende einer Geschichte) als schrulliger Tränkemischer, dessen Faszination für mächtige Zauberer immer auch Gefahr bedeutet. Nicht nur bei ihm wechselt damit regelmäßig die Tonalität. Harry Potter und der Halbblutprinz ist mal finster, dann wieder heiter, unterbricht Sinnkrisen mit Komik. Zum Ende hin schickt sich der Film auch noch an, ein episches Abenteuer zu werden, Actionszenen inklusive. Damit gleicht das hier einer Wundertüte, bei der zwar viele bekannte Elemente auftauchen, man gleichzeitig aber nicht genau weiß, was als nächstes passieren wird. Man noch nicht mal wirklich sagen kann, was denn nun eigentlich die Geschichte sein soll.
Dramatisches Finale
Dennoch ist der sechste Teil der Reihe in sich stimmiger als der Vorgänger, die einzelnen Bestandteile fügen sich besser zusammen. Man hat auch stärker das Gefühl, dass es wirklich vorangeht und eine tatsächliche Entwicklung stattfindet, anstatt sich nur irgendwie die Zeit zu vertreiben. Zusammen mit den erneut atmosphärischen Aufnahmen gibt es hier – trotz der bedauerlichen Verkürzungen – also mehr als genügend Stoff, für den es sich einzuschalten lohnt. Harry Potter und der Halbblutprinz endet zudem mit einem derart dramatischen Einschnitt, dass Fans gar nicht anders konnten, als sich auf das folgende zweigeteilte Finale zu freuen. Denn zu dem Zeitpunkt hat man als Zuschauer und Zuschauerin schon so viel in die Figuren investiert, dass es einen Abschluss brauchte.
OT: „Harry Potter and the Half-Blood Prince“
Land: UK, USA
Jahr: 2009
Regie: David Yates
Drehbuch: Steve Kloves
Vorlage: J. K. Rowling
Musik: Nicholas Hooper
Kamera: Bruno Delbonnel
Besetzung: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, Michael Gambon, Alan Rickman, Evanna Lynch, Bonnie Wright, Tom Felton, Jim Broadbent, Maggie Smith
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2010 | Beste Kamera | Bruno Delbonnel | Nominierung |
BAFTA Awards | 2010 | Bestes Szenenbild | Stuart Craig, Stephenie McMillan | Nominierung |
Beste Spezialeffekte | John Richardson, Tim Burke, Tim Alexander, Nicolas Aithadi | Nominierung |
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