Helen Dorn: Wer Gewalt sät
© ZDF/Georges Pauly

Helen Dorn: Wer Gewalt sät

Inhalt / Kritik

Helen Dorn: Wer Gewalt sät
„Helen Dorn: Wer Gewalt sät“ // Deutschland-Start: 6. März 2021 (ZDF)

Eigentlich waren Holger Krawitz (Matthias Koeberlin) und Kollegin Petra Winkler als Rettungsteam im Einsatz, um anderen Menschen auf dem Hamburger Jahrmarkt in der Not helfen zu können. Stattdessen gerät Petra selbst in Not, als eine Gruppe betrunkener Jugendlicher sie angreift und brutal zusammenschlägt. Kriminalhauptkommissarin Helen Dorn (Anna Loos) macht es sich daraufhin persönlich zur Aufgabe, die Täter zu finden. Einfach ist das jedoch nicht. Zum einen gerät sie immer wieder mit ihrer neuen Kollegin Katharina Tempel (Franziska Hartmann) aneinander, die große Probleme mit Helens Alleingängen hat. Als dann auch noch kurze Zeit später ein junger Mann aus reichem Hause tot aufgefunden wird, hat sie alle Hände voll zu tun, die beiden Fälle parallel zu verfolgen …

Retter in Not

Früher habe man Respekt vor ihnen gehabt, inzwischen werden sie selbst zunehmend zu Opfern, bringt es Krawitz an einer Stelle auf den Punkt. So viel wird in Helen Dorn: Wer Gewalt sät schnell klar: Der Einsatz als Rettungssanitäter*in kann und soll zwar Leben retten. Er ist aber in zunehmend selbst mit einer Lebensgefahr verbunden. Damit erinnert der TV-Krimi frappierend an den einige Wochen zuvor im Fernsehen ausgestrahlten Tatort: Rettung so nah. Auch dort war ein Rettungsteam Ziel von Angriffen, welche tödlich endeten und bei den anderen große Angst auslöst. Damit einhergehend die Frage: Müssen sich solche Teams in Zukunft selbst schützen vor einer respektlosen bis gewalttätigen Gesellschaft?

In Wer Gewalt sät wird dieser Gedanke, wie beim Kollegen neulich, aber nur zum Teil verfolgt. Stattdessen will der mittlerweile 14. Fall aus der ZDF-Reihe Helen Dorn vorrangig ein gewöhnlicher Krimi sein. Viel Zeit für gesellschaftliche Überlegungen gibt es da nicht. Vielmehr gilt es hier, verschiedenen Spuren nachzugehen, mit dem festen Ziel, denjenigen oder diejenige zu überführen, die dahinter steckt. Wobei der Film aber nur zum Teil dem klassischen Whodunnit-Prinzips entspricht. Hier gibt es eben keine Auswahl der unterschiedlichsten Verdächtigen, alle mit eigene Motiven. Tatsächlich ist die Geschichte so geradlinig, dass ein halbwegs genreerfahrenes Publikum sehr schnell weiß, was da genau vorgefallen ist.

Eine Ermittlerin im Egorausch

Das liegt auch daran, dass Helen Dorn: Wer Gewalt sät mehr Zeit auf die eigene Titelfigur anwendet als den Aufbau eines komplexen Falles. So etwas kann man natürlich machen. Tatsächlich ist der Trend der letzten Jahre in der Hinsicht eindeutig: Ganz glatte, immer kompetente Polizisten und Polizistinnen gehören der Vergangenheit an. Heute darf jeder noch irgendwelche persönliche Probleme mitbringen, sowohl zur Arbeit wie auch zum Film. So etwas kann schon wirkungsvoll sein und das Engagement des Publikums erhöhen, das sich mit den Figuren identifizieren will. Es kann aber auch ziemlich störend wirken. Und hier ist das der Fall. Die Art und Weise, wie sich die Protagonistin über alles und jeden hinwegsetzt, in ihrer Gleichgültigkeit, wird schnell anstrengend. Anders als beim legendären Tatort-Ermittler Schimanski, der dies mit einem brachialen Charme verknüpfte, ist es jedoch schwer, dieser Form egozentrischer Lustlosigkeit etwas abzugewinnen.

Trotz des an und für sich wichtigen Themas gibt es daher nicht wirklich viele Gründe, weshalb man sich nun Helen Dorn: Wer Gewalt sät anschauen sollte. Zum Ende hin wird der Film zwar schon brisanter und ist mit mehr Emotionalität gefüllt. Gerade Matthias Koeberlin (Die Toten vom Bodensee) versucht an diesen Stellen, richtig aus sich herauszugehen und den eigentlich sehr tragischen Inhalt auch wie einen anfühlen zu lassen. Das ist aber zu wenig, um damit ganze anderthalb Stunden rechtfertigen zu wollen. In einem Umfeld, das so überlaufen ist wie kaum ein anderes im deutschen Fernsehen, braucht es da schon ein bisschen mehr.

Credits

OT: „Helen Dorn: Wer Gewalt sät“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Marcus O. Rosenmüller
Drehbuch: Mathias Schnelting
Musik: Florian Tessloff
Kamera: Ralph Kaechele
Besetzung: Anna Loos, Ernst Stötzner, Tristan Seith, Franziska Hartmann, Nagmeh Alaei, Max Koch, Matthias Koeberlin, Roland Koch, Marc Hosemann

Bilder

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In „Helen Dorn: Wer Gewalt sät“ wird eine Rettungssanitäterin Opfer eines brutalen Überfalls. Der TV-Krimi spricht dabei ein für sich genommen interessantes und wichtiges Thema an. Den Film selbst braucht man dennoch nicht zu sehen. Der Kriminalfall ist zu schnell durchschaut, Spannung gibt es nur zum Ende, hinzu nervt die Titelfigur konstant mit ihren egozentrischen Alleingängen.
4
von 10