His Bad Blood

His Bad Blood

Inhalt / Kritik

His Bad Blood
„His Bad Blood“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Seit seiner Kindheit fühlt sich Shinichi (Yu Toyama) wie ein Aussätziger in seiner Familie wie auch der kleinen Gemeinde, in der er zusammen mit seiner Mutter Kayoko (Atsumi Hiraguri) lebt. Nicht nur, dass er unfähig ist, sich einen Job zu suchen, geschweige denn eine Arbeit länger als 24 Stunden zu halten, schiebt man ihm auch die Schuld an scheinbar jedem Missgeschick zu, welches der Dorfgemeinschaft widerfährt. Als Grund für dieses Verhalten wird ihm immer das „böse Blut“ genannt, was in seinen Venen fließt, das Erbe seines Vaters Hiroshi (Ikkei Watanabe), den die Gemeinschaft einst aus dem Dorf trieb, weil er sich als Betrüger und Dieb herausstellte. Schließlich erfährt auch Shinichi dasselbe Schicksal und er muss aus dem Dorf fliehen. Mehr schlecht als recht überlebt Hiroshi in der Stadt als Kleinkrimineller, der eine kleine Schar williger junger Menschen um sich geschart hat. Allerdings hat er es sich gehörig mit den örtlichen Yakuza verscherzt, die sich nicht länger von Hiroshi hinhalten lassen wollen und ihr Geld fordern, was er ihnen schuldet. In seiner Not gelingt es Hiroshi bei dem befreundeten Genichiro (Akio Kaneda), einem Pastor, eine vorläufige Bleibe zu finden. Zu seiner Verwunderung und seinem Ärger muss er sich den Platz mit jemandem teilen, denn der gutmütige Gottesmann hat auch dem obdachlosen Shinichi einen Schlafplatz gewährt.

Schweres Erbe

Basierend auf einer wahren Geschichte, die Hauptdarsteller Ikkei Watanabe einmal erzählt wurde, geht es in dem Spielfilmdebüt Koichiro Oyamas um eine problematische Vater-Sohn-Beziehung sowie um den Wert von Gnade in der Welt. Das Drama lief unter anderem auf Filmfestivals wie Fantasia und erhielt auf dem letztjährigen Yubari International Fantastic Film Festival den Publikumspreis. Dort konnten sich die Zuschauer von einem gut gespielten Drama überzeugen, welches nicht zuletzt den Verbleib christlicher Werte in unserer Welt diskutiert.

Im Zentrum der Handlung steht der Versuch zweier Figuren, einem Erbe zu entkommen, auf der einen Seite sich davon zu emanzipieren und auf der anderen Seite das Bedürfnis, in der Welt zu überleben. Insbesondere der von Yu Toyama gespielte Shinichi bleibt dem Zuschauer im Gedächtnis, denn unabhängig davon, wie man zur Antriebslosigkeit des jungen Mannes steht, sein Umfeld macht es ihm nicht besonders leicht, sich zu beweisen, legt ihm sogar bewusst Steine in den Weg, was schlussendlich in der Aussage kulminiert, dass man niemandem etwas zu beweisen habe. In Bezug auf eine Figur wie Hiroshi ist nicht nur interessant, inwiefern dieser wirklich sein „böses Blut“ an seinen Sohn vererbt hat, sondern auch, in welchem Maße nicht auch die Vorbehalte und Vorverurteilungen seiner Umwelt zu seinem Lebenswandel beigetragen haben. Dies macht seine Taten freilich nicht weniger verwerflich, wirft aber ein etwas anderes Licht auf diese, zeigt sie auch als eine Art Trotzreaktion gegenüber der Heuchelei einer Gesellschaft, die nur nach außen hin moralisch agiert. Das Erbe des Vaters ist somit auch das Erbe einer Gesellschaft, die in ihrem Verhalten dem Sohn gegenüber nicht anders ist und diesem freilich keinerlei Chance lässt, sein eigenes Leben zu leben.

Über Gnade und Gutmenschentum

Auch wenn das Christentum innerhalb der japanischen Gesellschaft eine eher untergeordnete Rolle spielt, so stehen Konzepte wie Kollektivismus und Konformismus hoch im Kurs. Während das Christentum, repräsentiert vor allem durch Figuren wie Genichiro, Werte wie Gnade, Vergebung und Nächstenliebe predigt, ist die Dorfgemeinschaft als Gesellschaft im Kleinformat schnell im Aussortieren nicht-konformer Elemente. Zwar ist Hiroshis Handeln alles andere als richtig, aber der vom Bruder seiner Frau ins Leben gerufene Lynchmob samt der triftigen Abreibung, die Hiroshi letztlich einstecken muss, stehen in keinem Verhältnis und zeigen auf verstörende Weise, wer hier eigentlich amoralisch agiert. Geradezu heimtückisch sind dann die Reden gegenüber Shinichi, dem unter dem Deckmantel des Gutmenschentums mitgeteilt wird, er solle doch einmal hinaus in die weite Welt und sich seine Bestimmung suchen. Es ist schnell klar, dass es sich hier nicht um einen Ratschlag, sondern einen Befehl handelt.

Dass sich Oyamas Film bei all diesen Themen nicht verfährt, liegt zum einen an dem von ihm mitgeschriebenen Skript sowie seinen beiden Hauptdarstellern. Speziell ein Charakter wie Hiroshi macht es dem Zuschauer nicht leicht, schwankt zwischen Zuneigung für seinen Sohn und seiner geradezu manischen Selbstsucht, die auch nicht davor zurückschreckt, die Gunst Genichiros auszunutzen. Während die Gesellschaft sein Handeln verurteilt, erlaubt sich das von Oyama und Fumiya Yasumoto verfasste Drehbuch keine solche Wertung, was das Ringen zwischen Vater und Sohn noch dramatischer macht.

Credits

OT: „Itsukushimi fukaki“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Koichiro Oyama
Drehbuch: Fumiya Yasumoto, Koichiro Oyama
Besetzung: Yu Toyama, Ikkei Watanabe, Sakura Enomoto, Ryo Ushimaru, Naoki Goto

Trailer

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„His Bad Blood“ von Koichiro Oyama ist ein überzeugend gespieltes Vater-Sohn-Drama. Über den Konflikt der beiden Hauptfiguren hinaus wirft die Geschichte einen mehr als kritischen Blick auf die japanische Gesellschaft, wie diese ausgrenzt und vorverurteilt. Alleine schon wegen der bitter-ironischen Weise, wie der Film dies erzählt ist „His Bad Blood“ einen Blick wert.
8
von 10