Ich bin dein Mensch
© Christine Fenzl

Ich bin dein Mensch

Inhalt / Kritik

„Ich bin dein Mensch“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino) // 23. September 2021 (DVD/Blu-ray)

Eigentlich würde sich die Wissenschaftlerin Alma (Maren Eggert) gerne auf ihre Forschungen an den sumerischen Keilschriften konzentrieren, die sie zusammen mit anderen im Pergamonmuseum betreibt. Doch da das Geld wie immer knapp ist, lässt sie sich dazu überreden, an einer speziellen Studie teilzunehmen. Drei Wochen lang soll sie mit dem humanoiden Roboter Tom (Dan Stevens) zusammenleben, der – so wurde ihr gesagt – perfekt auf ihre Bedürfnisse programmiert wurde und ihr idealer Partner wäre. Für Alma ist er jedoch in erster Linie ein Ärgernis. Als wäre es nicht schon anstrengend genug, dass er ständig so freundlich und unterwürfig ist, räumt er ungefragt in der Wohnung auf und versucht gegen ihren Willen, immer wieder romantische Situationen zu erzeugen. Dabei hat sie inzwischen doch längst mit der Liebe abgeschlossen …

Auf der Suche nach dem perfekten Partner

Früher waren es Heiratsvermittlungen, die anhand bestimmter Kriterien für bislang Glücklose die passenden Partner finden sollten. In den letzten Jahren warben Online-Dating-Plattformen damit, dass sie zu solchen Zwecken Algorithmen entwickelt haben, welche es den Menschen erlauben, das genaue Gegenstück zu finden. Denn Liebe, so der Gedanke dahinter, lässt sich berechnen. Romantik sei keine Willkür, sondern das Ergebnis exakter Wissenschaft. In Ich bin dein Mensch wird dieser Gedanke noch etwas weiter entwickelt. Warum sich darauf verlassen, dass es irgendwo einen idealen Partner gibt, wenn man diesen auch gleich selbst erschaffen kann? Da ist ein Roboter doch praktischer und verlässlicher.

Das provoziert natürlich zwangsläufig eine Reihe von Fragen. Eine der offensichtlichen, die immer mal wieder im Science-Fiction-Genre gestellt wird: Ist eine künstliche Intelligenz ein ebenbürtiges Wesen oder doch nur ein Produkt? Meistens kommt dieses Thema in einem eher düsteren Kontext zur Sprache, etwa in dem Thriller Ex Machina, bei dem ein junger Programmierer sich mit einer erschaffenen jungen Dame messen soll. In Ich bin dein Mensch ist das aber nur ein Punkt unter vielen. Allgemein werden viele interessante Aspekte kaum oder oberflächlich gestreift. Wenn heutzutage die Menschen unrealistische Vorstellungen haben und durch allgegenwärtige idealisierte Selbstdarstellungen ungesunde Erwartungshaltungen pflegen, sich selbst und anderen gegenüber, dann ist das eigentlich eine Steilvorlage für gesellschaftliche Kommentare.

Konventionelle Zukunftsvision

Stattdessen war Regisseurin und Co-Autorin Maria Schrader (Unorthodox) aber mehr an einem klassischen Unterhaltungswert interessiert. Tatsächlich ist Ich bin dein Mensch bei allen futuristischen Spekulationen eine doch eher konventionelle Liebeskomödie. Wenn Alma und Tom anfangs nicht miteinander können, weil sie trotz aller Optimierung nicht kompatibel sind, dann weiß man als Zuschauer natürlich: Das wird noch! Der Ablauf der Geschichte lässt sich entsprechend zumindest im Groben über weite Teile gut vorhersagen. Gleiches gilt für den Humor, der oft auf dem Gegensatz der beiden Hauptfiguren basiert. Sie ist schroff und chaotisch, er zuvorkommend und immer korrekt.

Und doch macht es wirklich Spaß, ihnen dabei zuzusehen. Vor allem das Zusammenspiel von Maren Eggert (Ich war zuhause, aber …) und Dan Stevens (The Guest) funktioniert dabei tadellos. Wenn sie ihre Verachtung offen auslebt, er nach anfänglicher Verwirrung und Überforderung auf das Spiel eingeht, dann beschert das dem Publikum eine ganze Reihe vergnüglicher Momente. In bester Screwball-Tradition wird sich in Ich bin dein Mensch aneinander gerieben, werden Grenzen überschritten oder zumindest ausgetestet, nur um sich dann doch mit der Zeit anzunähern. Denn dass die zwei füreinander bestimmt sind, das versteht sich von selbst. Das ist nicht nur Filmgesetz, sondern Wissenschaft!

Mit Freude dabei

Die gelegentlichen Versuche, der Geschichte noch mehr Dramatik zu verleihen, hätte es da nicht unbedingt gebraucht. Der Ansatz, Alma mehr Tiefe zu geben und aufzuzeigen, warum sie ist, wer sie ist, ist zwar nachvollziehbar und löblich. Er wird aber wie so manches nicht sonderlich weit verfolgt. Wer sich daran nicht stört, der darf sich auf eine der charmantesten Liebeskomödien der letzten Zeit freuen. Ich bin dein Mensch, welches auf der Berlinale 2021 Weltpremiere hat und im Wettbewerb um den Goldenen Bären läuft, mag zwar letztendlich auch „nur“ ein Remix sein. Aber es ist ein schöner Remix, der einen an mehreren Stellen zum Lächeln bringt und uns über die Natur der Liebe und uns selbst nachdenken lässt. Ein Film, der trotz seiner künstlichen Komponente menschlicher ist als vieles, das in diesem Bereich veröffentlicht wird.

Credits

OT: „Ich bin dein Mensch“
IT: „I’m Your Man“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Maria Schrader
Drehbuch: Jan Schomburg, Maria Schrader
Vorlage: Emma Braslavsky
Musik: Tobias Wagner
Kamera: Benedict Neuenfels
Besetzung: Maren Eggert, Dan Stevens, Sandra Hüller, Hans Löw

Bilder

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Ich bin dein Mensch
fazit
In „Ich bin dein Mensch“ soll eine schroffe Anti-Romantikerin im Rahmen einer Studie mit einem Roboter zusammenleben, der als ihr idealer Partner konzipiert wurde. Der Film kombiniert dabei klassische Screwball-Liebeskomödie mit typischen Science-Fiction-Gedanken und allgemeinen Überlegungen zur Liebe. Das ist am Ende nicht so tiefgängig, wie es hätte sein können, macht aber doch Spaß – gerade wegen des perfekten (Nicht-)Paares.
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