Als Kind musst er mitansehen, wie eine Kreatur seine kleine Schwester in der Wohnung schnappte und brutal tötete. Inzwischen ist Philipp (Jamie Paul) ein erwachsener Mann, seine Mutter, die ihm mit Trost und religiösen Gebeten zur Seite stand, ist tot. Doch noch immer wohnt er in der Wohnung, in der sich die Tragödie zugetragen hat, in der Hoffnung, dass das Monster von damals nicht mehr da ist. Tatsächlich scheint sich sein Leben endlich dem Besseren zuzuwenden. Er ist glücklich in Catherine (Sonya Cullingford) verliebt, Vater Andrew (David Bailie), der sich seit seiner Kindheit um ihn kümmert, hat immer ein offenes Ohr für ihn. Philipp glaubt daher, den Schrecken endlich hinter sich gelassen zu haben – bis es erneut zu einem Vorfall kommt …
Gefangen in der Sinnlosigkeit
Wenn Figuren in Horrorfilmen unheimlichen Kreaturen begegnen, haben sie zwei Möglichkeiten: 1. Sie suchen so schnell es geht das Weite. 2. Sie bleiben da und wollen herausfinden, was es damit auf sich hat. Bei der ersten Variante haben manche Glück, sofern sie schneller sind als das Monster. Die zweite endet gerne einmal mit dem Tod. Bei In the Trap gibt es noch eine Version der Ereignisse, wenn sich die Familie nach dem brutalen Mord an der Tochter entscheidet einfach da zu bleiben und zu beten. Denn wer an Gott glaubt, dem kann nichts geschehen, so die Logik der Mutter. Gott ist stärker als jedes Monster. Dass das bei der Tochter ganz offensichtlich nicht funktioniert hat, kann diesen Glauben nicht erschüttern.
Das ist die erste Irritation, die In the Trap für das Publikum bereithält. Und es wird nicht die letzte sein. Die größte besteht darin, dass der italienische Film lange Zeit nicht richtig klar macht, worum es denn nun genau gehen soll. Zunächst scheint es sich um einen Haunted-House-Vertreter zu handeln. Danach wandelt man eine Zeit lang auf den Spuren von Der Exorzist und der seit damals nicht tot zu kriegenden Richtung um Dämonen, die nichts Besseres zu tun zu haben, als irgendwelche Menschen in Besitz zu nehmen. Warum besagter Dämon zu Beginn direkt tötet und danach etwas ganz anderes macht, wird nicht wirklich ersichtlich. Da fehlt es an einer klaren Linie.
Alles ganz anders … oder?
Ebenso wenig plausibel ist, wenn Philipp in der einen Szene gezeigt wird, wie er mit Catherine einen romantischen Ausflug ans Wasser genießt, nur um später zu sagen, er könne die Wohnung nicht verlassen, weil er sich nur dort sicher fühlt. Das passt dann alles nicht wirklich zusammen. Zum Schluss wird es dann bei In the Trap noch einmal besonders verworren, wenn Regisseur und Co-Autor Alessio Liguori noch ein paar Wendungen einbaut und grundsätzlich alles in Frage stellt, was zuvor geschehen ist. Wie das nun einmal so ist, mit psychisch angeknacksten Protagonisten und Protagonistinnen in Horrorfilmen: Man kann ihrer Wahrnehmung nie so recht trauen.
So etwas kann interessant sein, wenn mit Erwartungen gespielt wird und man als Zuschauer bzw. Zuschauerin ständig alles hinterfragen muss. Im Fall von In the Trap klappt das jedoch nicht so recht. Zum Ende hin wird in der Hinsicht zwar schon ein wenig geboten, wenn sicher geglaubte Ereignisse dann plötzlich doch nicht so sicher sind. Liguori verpasst es aber, aus dem Ganzen aber auch wirklich Konsequenzen zu ziehen. Einfall nur alles kaputt zu schlagen und das Publikum mit den Scherben allein zu lassen, das ist dann schon eher billig. Zumal es an der nötigen Vorbereitung fehlt. Anstatt wie bei The Sixth Sense seinerzeit zahlreiche Hinweise zu streuen, die erst am Ende als solche erkannt werden, wird hier einfach nur gesagt: So nicht! Oder vielleicht doch?
Langweilig und übertrieben
Aber es ist nicht nur das konfuse Ende, welches so einige verärgern wird. Schon vorher gibt es Probleme. So ist In the Trap über weite Strecken ein ziemlich langweiliger Film. Wenn Liguori auf dämliche Jump Scares verzichtet, dann ist das einerseits natürlich schon lobenswert. Nur braucht es in einem solchen Fall einen Ersatz, um Spannung zu erzeugen. Einfach nur zwischendurch mal eine Kinderstimme einzuspielen, das ist zu wenig. Dafür wird an anderen Stellen umso dicker aufgetragen, wenn die Stimmen der Erwachsenen auf lächerliche Weise verfremdet werden oder der Soundtrack derart penetrant wird, dass man genervt das Weite suchen möchte. Und das ist schon sehr schade, weil die Ideen rund um traumatische Erfahrungen und wie wir mit diesen umgehen, schon einiges hergeben können. Es eben nicht die Wohnung ist, die zu einer Falle wird, sondern der eigene Kopf. Doch selbst wenn die Richtung stimmt: Unterwegs verläuft sich der Film so sehr, dass es keinen wirklichen Grund gibt, diesem folgen zu wollen.
OT: „In the Trap“
Land: Italien
Jahr: 2019
Regie: Alessio Liguori
Drehbuch: Alessio Liguori, Daniele Cosci
Musik: Massimiliano Mechelli
Kamera: Luca Santagostino
Besetzung: Jamie Paul, David Bailie, Sonya Cullingford, Miriam Galanti
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