Leben über Kreuz
© ZDF/Arte/Guido Engels

Leben über Kreuz

Inhalt / Kritik

Leben über Kreuz
„Leben über Kreuz“ // Deutschland-Start: 12. März 2021 (Arte)

Schon seit einer Weile ist Caren Blumberg (Christine Hecke) schwer nierenkrank, wartet sehnsüchtig auf ein Spenderorgan. Ihr Mann Sebastian (Benjamin Sadler) würde ihr sofort seines geben, ist jedoch nicht kompatibel und kommt deshalb nicht in Frage. Per Zufall kommt heraus, dass es Birthe (Annette Frier) und Jan Kempe (André Szymanski) genauso geht und die beiden Paare mit dem jeweils anderen kompatibel wären. Und so schlägt ihr Arzt vor, dass sie sich doch gegenseitig ihre Niere spenden sollen. Die Sache hat nur einen Haken: So ganz legal ist das nicht. Spenden darf man nur Menschen, die einem nahe stehen. Und so bleibt den vieren nichts anderes übrig, als möglichst schnell eine Freundschaft aufzubauen, um so die zuständige Ethikkommission überzeugen zu können …

Die verzweifelte Suche nach einem Spenderorgan

Dass es oft sehr schwierig ist, an passende Spenderorgane zu kommen, ist bekannt. Trotz regelmäßiger Appelle an die Bevölkerung, sich in der Hinsicht zu engagieren, ist jahrelanges Warten kein Einzelfall. Da ist es kein Wunder, wenn mit der steigenden Verzweiflung der Betroffenen auch die Bereitschaft steigt, sich über geltende Regeln hinwegzusetzen. Das wiederum ist ein dankbares Thema für Filme, wenn es darum geht, Emotionen zu wecken. In Das Leben meiner Tochter lässt sich ein Vater auf einen illegalen Organhandel ein, weil er anders sein Kind nicht mehr retten kann. Nun erzählt Leben über Kreuz, wie sich zwei Paare zusammentun, um sich gegenseitig zu helfen, obwohl sie das dem Gesetz nach gar nicht dürfen, um Missbrauch vorzubeugen.

Über die Sinnhaftigkeit dieser Gesetze kann man sich natürlich streiten. Das TV-Drama hält sich von dieser Frage jedoch fern, will lieber keine schwierigen Diskussionen anstoßen. Das ist einerseits bedauerlich, gerade auch wenn zum Schluss dann doch die Moralkeule geschwungen wird, nachdem man sich vorher weggeduckt hat. Interessanter ist Leben über Kreuz dafür im rein zwischenmenschlichen Bereich. Die Blumbergs und die Kempes haben eigentlich so gar nichts miteinander die gemeinsam. Während Erstere ein möglichst hippes Leben führen wollen, gerne auch mal mit dem Segelboot umherschippern, da sind die Kempes eher am biederen Ende der Persönlichkeitsskala angesiedelt. Gemeinsam ist ihnen nur die Krankheit und damit die Not zusammenzuarbeiten.

Gut gespielte Klischees

Dass derart gegensätzliche Figuren anfangs nicht so richtig miteinander etwas anfangen können, liegt auf der Hand. Leben über Kreuz nutzt in der Hinsicht das in Filmen doch immer wieder gern verwendete Element, Figuren mit einem maximalen Kontrast einzuführen, die sich mit der Zeit näherkommen. Ob das nun Buddy Movies à la Beverly Hills Cop waren, der Roadmovie The Peanut Butter Falcon oder auch der Superhit Ziemlich beste Freunde, das Spiel kennt man schon. Regisseurin und Co-Autorin Dagmar Seume (Wendy – Der Film) will an diesen Stellen kein Risiko eingehen. Man muss nicht einmal besonders filmerfahren sein, um hier ziemlich genau zu wissen, wie sich die Geschichte abspielt. Die Zielgruppe dürfte das eher weniger stören. Zumal der Film gut besetzt ist. Gerade die Szenen, in denen zwei Welten aufeinanderprallen und sich die vier recht unbeholfen verhalten, sind sehenswert.

Dann und wann schlägt Leben über Kreuz an diesen Stellen eine humorvolle Richtung ein, etwa wenn die beiden Herren sich mal wieder wie Kinder verhalten. Insgesamt überwiegt aber deutlich der Dramaanteil, der gleichermaßen überzeugend dargestellt wird. Dennoch ist es etwas schade, dass man sich hier nicht mehr getraut hat. Ob es nun die obligatorische Zuspitzung zum Ende ist oder die Figurenzeichnung, da sind schon richtig viele Klischees dabei, welche das ohnehin schon nicht sehr glaubwürdige Szenario noch weiter belasten. Geradezu ärgerlich ist zudem, dass zum Schluss von einem Moment zum nächsten ein Schalter umgelegt wird. Anstatt tatsächlich etwas in die Entwicklung der Beziehung zu investieren, nimmt man dann ganz faul eine Abkürzung. Aufgrund der guten Umsetzung und der grundsätzlich interessanten Gedankenspiele – was zeichnet beispielsweise eine Freundschaft aus? – reicht das noch für das solide Mittelfeld. Aber da wäre mehr drin gewesen.

Credits

OT: „Leben über Kreuz“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Dagmar Seume
Drehbuch: Annika Tepelmann, Dagmar Seume
Musik: Fabian Römer, Steffen Kaltschmid
Kamera: Friederike Heß
Besetzung: Benjamin Sadler, Christine Hecke, Annette Frier, André Szymanski, Philip Noah Schwarz, Lewis Köhl, Ava Montgomery

Bilder

Interview

Wie steht sie selbst zum Thema Organspende? Und was macht eine gute Freundschaft aus? Diese und weitere Fragen haben wir in unserem Interview Annette Frier zu Leben über Kreuz gestellt.

Annette Frier [Interview]

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

In „Leben über Kreuz“ wollen sich zwei Paare gegenseitig Nieren spenden, um so sich und den anderen das Leben zu retten. Das Szenario an sich ist originell, lädt zu Gedankenspielen ein. Der weitere Verlauf ist das weniger, gerade zum Ende hin war man beim Drehbuch schon sehr faul. Trotz guter schauspielerischer Leistungen reicht es daher nur fürs solide Mittelfeld.
6
von 10