Marie Curie
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Marie Curie (2016)

Inhalt / Kritik

Marie Curie DVD
„Marie Curie“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2016 (Kino) // 19. Mai 2017 (DVD)

Marie Curie (Karolina Gruszka) hat es geschafft: Gemeinsam mit ihrem Mann Pierre (Charles Berling) erhält sie den Nobelpreis für Physik. Keiner Frau war das zuvor gelungen. Bestärkt von diesem Erfolg schmieden die beiden bereits die nächsten Pläne. Doch die finden aufgrund eines Schicksalsschlages ein jähes Ende. Für Curie bedeutet das, dass sie sich nun allein durch die Männerdomäne der Wissenschaft kämpfen muss, was mit jeder Menge Widerstände verbunden ist. Zudem hat sie ihre Schwierigkeiten damit, ihren Beruf und die Familie unter einen Hut zu bekommen. Erst als sie dem Kollegen Paul Langevin (Arieh Worthalter) begegnet und Gefühle für diesen entwickelt, scheint sich ihr Schicksal dem Besseren zuzuwenden …

Eine Ikone der Naturwissenschaft

Auch wenn Marie Curie nun schon seit bald 90 Jahren tot ist, sie ist immer noch eines der Vorzeigeschilder der Naturwissenschaft. Kaum ein Name ist in diesem Bereich berühmter als ihrer, was neben ihrer fachlichen Leistung natürlich auch an den Umständen lag: Sie triumphierte in einer Domäne, die ausschließlich Männern vorbehalten war – was auch im Anschluss noch viele Jahrzehnte so blieb. Klar, dass eine solche Symbolfigur immer wieder zum Mittelpunkt von Filmen wird. Unabhängig von dem, was sie für die Welt geleistet hat: Ihre Geschichte ist einfach so gut, vereint beeindruckende Erfolge mit jeder Menge Tragik, dass man sie wieder und wieder erzählen kann.

Der 2016 erschienene Film konzentriert sich dabei auf die Zeit zwischen den beiden Nobelpreisen. Dramaturgisch ist das sicherlich die spannendste Zeit. Direkt nach dem Triumph folgte der Absturz: Ihr Mann kommt bei einem Unfall ums Leben, sie selbst muss sehen, wo sie bleibt. Denn auch wenn die höchste Auszeichnung im naturwissenschaftlichen Bereich ihr eigentlich Türen öffnen müssten, so finden sich doch genügend Leute, welche diese mit aller Macht geschlossen halten wollten. Eine Frau, die an der Universität die Naturgesetze der Welt erklärt? Auf keinen Fall! Umso beeindruckender ist, wie sie sich dennoch durchsetzt. Wie sie nicht aufgibt, sondern weiter macht und ihr Ziel verfolgt.

Sexismus in allen Bereichen

Regisseurin und Co-Autorin Marie Noëlle zeigt aber auch an anderer Stelle, wie sehr die Zeit von Sexismus geprägt ist. Als ihre Affäre mit Paul bekannt wird, führt dies zu einem echten Skandal. Ein Skandal allerdings, der vor allem Curie betrifft, nicht den verheirateten Mann, der seine Frau betrügt. An dieser Stelle wird der Film auch, obwohl er vor über einem Jahrhundert spielt, zu einer recht aktuellen Geschichte. Obwohl sich natürlich viel getan hat seither, die unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen haben bis heute Bestand. Frauen, so ist die tradierte Meinung, haben sich einfach anders zu verhalten. Wer das nicht tut, der passt nicht rein, wird schnell verstoßen.

Das ist einerseits als Thema natürlich wichtig. Gleichzeitig ist es aber bedauerlich, wie sehr das Drama, welches alternativ unter dem Titel Marie Curie und das blaue Licht bekannt ist, sich auf diesen Aspekt versteift. Im Mittelpunkt steht gar nicht mehr die Person an sich, sondern das Umfeld, in dem sie agiert. Über ihre eigentliche Arbeit erfährt man so gut wie nichts. Auch ihr Charakter bleibt eher blass. So erfährt man dann zwar, dass sie Großes geleistet hat und gegen Widerstände ankämpfen musste. Aber sie ist eben mehr Symbol als tatsächlich Mensch. Das fällt gerade auch im Kontrast zu dem einige Jahre später veröffentlichten Marie Curie – Elemente des Lebens auf, welches sie als Exzentrikerin in Szene setzte.

Ein wenig spannungsarm

Ganz so weit wie dort muss man natürlich nicht gehen. Tatsächlich war der besagte Film derart verspielt und losgelöst von strenger Realität, dass er ganz eigene Probleme hatte. Das sehr viel mehr auf akkurate Historizität bedachte Marie Curie ist da klar nüchterner, aber eben auch langweiliger. Sich das hier anzusehen, hat in etwa den Charme einer Wikipedia-Lektüre, wenngleich mit deutlich hübscheren Bildern. Damit steckt der Film ein wenig zwischen zwei Polen fest. Für ein sachliches Biopic ist der Film zu oberflächlich und konzentriert sich zu sehr auf das Drumherum. Für ein personenbezogenes Drama wiederum reißt einen das Geschehen zu wenig mit. Am Ende bleibt so ein Werk, das zwar erneut daran erinnert, wie wichtig diese Frau war, das selbst aber kaum in Erinnerung bleibt.

Credits

OT: „Marie Curie“
Land: Polen, Frankreich, Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Marie Noëlle
Drehbuch: Marie Noëlle, Andrea Stoll
Musik: Bruno Coulais
Kamera: Michal Englert
Besetzung: Karolina Gruszka, Charles Berling, Arieh Worthalter, André Wilms, Marie Denarnaud, Samuel Finzi

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Deutscher Filmpreis 2017 Beste Kostüme Nominierung
Beste Masken Nominierung
Beste Musik Nominierung

Filmfeste

Toronto International Film Festival 2016
Filmfest Hamburg 2016

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„Marie Curie“ erinnert an die große Naturwissenschaftlerin, indem ein bestimmter Teilabschnitt ihres bewegten Lebens beleuchtet wird. Das ist zwar akkurat aufbereitet, dabei aber irgendwie langweilig. Zudem betont der Film sehr stark ihre Position als Frau, die Leistungen für die Naturwissenschaft und ihr Charakter werden da schnell zur Nebensache.
5
von 10