Als wäre Marsha (Camille Keaton) nicht auch so schon beschäftigt genug mit der Trauer um ihren verstorbenen Mann, droht nun der nächste Ärger. Die drei Brüder Wayne (Scott Peeler), Derrek (Erick Dooley) und Billy (Christopher James Forrest) setzen sie unter Druck, ihr Land an sie zu verkaufen, sonst würde ihr etwas Schreckliches widerfahren. Deputy Pyle (Victor Jones), den sie in der Sache um Hilfe bittet, wiegelt jedoch ab und macht ihr klar, dass sie von ihm keine Unterstützung zu erwarten hat. Also was tun? Den Vorschlag ihrer Tochter Helen (Karen Konzen), mit ihr zu gehen, weist sie sofort zurück. Aufgeben und wegrennen, das ist für Marsha keine Option. Stattdessen bereitet sie sich darauf vor, den Eindringlingen einen feurigen Empfang zu bereiten …
Eine Frau sinnt auf Rache
Mit Ich spuck auf dein Grab bzw. I Spit on Your Grave wurde 1978 Camille Keaton, die Enkelin des legendären Komödianten Buster Keaton, zu einer Ikone des sogenannten Rape-and-Revenge-Thrillers. Filme, in denen Frauen vergewaltigt oder anderweitig misshandelt werden, sich später dafür an den Peinigern auf brutale Weise rächen, gibt es bis heute ohne Ende. Vor allem im B-Movie-Bereich werden eigentlich ständig solche Titel veröffentlicht. Manchmal findet sich darunter eine Perle wie Revenge. Der Rest ist billig zusammengeschusterte Exploitation-Ware. Keaton selbst konnte von der Popularität des Genres aber nur bedingt profitieren. Eine wirkliche Karriere gelang ihr im Anschluss nicht, in ihren letzten Filmen wird sie gerne auf den umstrittenen Horrorfilm von einst reduziert.
Zum Teil geschieht das auch in Miss Punisher – Rache ist zeitlos. Inzwischen ist die Schauspielerin zwar über 70, was sie für dieses Segment zwar wenig interessant macht. Wenn sie hier jedoch eine rüstige Witwe spielt, die brutale, übergriffige Männer über den Haufen schießt, dann ist jedoch klar, dass man an ihre ikonische Rolle erinnern möchte. Dazu kommt noch der ebenso generische wie völlig unpassende deutsche Untertitel. Bei dem Film handelt es sich eben nicht um einen Rachethriller, die Jungs kommen schließlich gar nicht erst dazu, etwas zu tun, wofür sich Marsha rächen könnte. Stattdessen haben wir es hier mit einer Art Home Invasion Thriller zu tun.
Intelligenz ist alle
Nun kann man dem Film selbst sicherlich nicht den fragwürdigen deutschen Titel zur Last legen. Irgendwie passt das aber zu einem Film, der sich zu keiner Zeit mal die Mühe macht, darüber nachzudenken, was er genau tut. Die Invasion beginnt bereits mit einer Situation, die kaum irgendwie Sinn ergibt, wenn die Figuren sich auf eine irritierende Weise idiotisch verhalten. Natürlich ist das im Horror- und Thrillergenre keine Seltenheit. Eine gewisse Blödheit wird dort oft vorausgesetzt, weil sich die jeweiligen Drehbuchautoren nicht anders zu helfen wissen, um brenzlige Situationen zu erzeugen. Bei Miss Punisher – Rache ist zeitlos muss man aber schon sehr viel schlucken, um die Ereignisse tatsächlich als gegeben hinzunehmen.
Wobei das Wort „Ereignisse“ die Sache nicht so wirklich trifft. Denn das würde voraussetzen, dass in dem Film etwas geschieht. Das ist aber kaum der Fall. Ein Großteil von Miss Punisher – Rache ist zeitlos besteht darin, dass Marsha und die drei Männer in, um oder vor dem Haus stehen und sich gegenseitig irgendwelche Drohungen an den Kopf werfen. Natürlich braucht ein Thriller keine Non-Stop-Action, um spannend zu sein. Ein bisschen Katz-und-Maus-Spiel mit einem gegenseitigen Belauern kann das Nervenkostüm ebenfalls gut in Beschlag nehmen. Regisseur und Drehbuchautor Sam Farmer gelingt das aber nur sehr selten. Das ständige Warten auf Wendungen oder neue Situationen wird nicht belohnt.
Viel Lärm um nichts
Zu einem gewissen Grad kann das Ensemble das schwache Drehbuch und die wenig kreative Inszenierung noch ausgleichen. So zeigt sich Scott Peeler von einer überzeugenden Widerwärtigkeit. Und klar macht es irgendwo Spaß, Camille Keaton als ebenso rüstiger wie unflätiger Witwe zuzusehen, die im gleichen Maße mit Beschimpfungen und Patronen um sich schießt. Wenn Grannys mit Schrotflinten ihr Land verteidigen, hat das klar einen Unterhaltungsfaktor. Das alleine reicht aber nicht aus, um einen Film zu füllen, selbst wenn dieser mit 74 Minuten Laufzeit sehr kurz ausgefallen ist. Trotz des Ensembles und einer zeitweilig überraschend guten Musik ist Miss Punisher – Rache ist zeitlos deshalb oft eher zäh und dröge.
OT: „Cry for the Bad Man“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Sam Farmer
Drehbuch: Sam Farmer
Musik: Franko Carino
Kamera: Patrick Barry
Besetzung: Camille Keaton, Scott Peeler, Karen Konzen, Eric Dooley, Christopher James Forrest, Victor Jones
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