Der Fall scheint klar zu sein, als der Bauer Johann Hödlgruber (Helmut Berger) erhängt in seinem Stall aufgefunden wird: Selbstmord. Als der Grazer Chefermittler Sascha Bergmann (Hary Prinz) und seine Kollegin Eva Merz (Eva Herzig) die Sache untersuchen, kommen jedoch bald Zweifel auf. Nicht nur, dass der Tote zuvor keinerlei Anzeichen dafür bot, sich das Leben nehmen zu wollen, er im Gegenteil voller Tatendrang war. Es finden sich zudem Indizien, dass da vielmehr etwas anderes gespielt wurde. Zumal es an Verdächtigen nicht gerade mangelt, von der Nachbarin Lotte (Brigitte Hobmeier) über Sohn Peter (Christoph Luser) bis zum Bruder Ernst (Branko Samarovksi), sie alle waren nicht gut auf den Verstorbenen zu sprechen. Genug zu tun also für die beiden sowie Bergmanns Kollegin Sandra Mohr (Miriam Stein), die bald ebenfalls im Fall mitmischt …
Ein Mord in aller Ruhe
So richtig eilig hat man es bei den Landkrimis um Hödlgruber und Mohr ja nicht. Nicht nur, dass die beiden sich gerne mal Zeit lassen, bis sie in einem neuen Fall ermitteln – Steirerwut ist gerade mal der fünfte Teil der 2014 gestarteten Krimireihe, was sehr wenig ist in dem auf Fortsetzungen geeichten Segment. Auch innerhalb der Geschichte mag man es gern ein wenig gemütlicher. Ein bisschen plaudern hier, dort man eine Befragung, alles ganz in Ruhe. An einer Stelle des Films wird zwar schon mal scharf geschossen. Aber das ist eher ein Unfall. In der österreichischen Provinz wieder lieber ein bisschen gemeckert und geschimpft. Das reicht.
Anlass dazu gibt es jedoch mehr als genug. Regisseur und Co-Autor Wolfgang Murnberger (Nichts zu verlieren, Das ewige Leben) zeigt uns eine Gegend, in der von freundschaftlichem Miteinander eher weniger zu spüren ist. Zum Teil ist das natürlich durch das Genre bedingt. Steirerwut ist nun mal ein ganz klassischer Whodunnit-Krimi, bei dem auf eine Leiche gleich zehn Verdächtige kommen. Schließlich soll das Publikum zeitgleich mit den Ermittelnden rätseln können. Es ist aber auch als Bestandteil der Atmosphäre gedacht, welche hier schon etwas rauer ausfällt. Auf dem Land hat man keine Zeit für Höflichkeiten. Da wird ein ruppiger Ton gepflegt, von lieb gewonnenen Feindschaften ganz zu schweigen.
Komisch schlechte Laune
Wobei das immer auch mit einem Augenzwinkern geschieht. Wenn sich die Leute hier anmotzen, dann geht das schon mal in eine leicht übersteigerte Richtung. Skurrile Einfälle wie die Alpakazucht – eine Tätigkeit, die man nicht unbedingt mit der österreichischen Provinz in Verbindung bringt – lockern das Geschehen auf. Und dann gibt es da noch das Arrangement der Freundschaft+, welches von Bergmann eingegangen wird und das als eine Art Running Gag in Steirerwut immer wieder auftaucht. Das nimmt dann vielleicht nicht die Ausmaße von Filmen wie Nord Nord Mord: Sievers und der goldene Fisch oder Marie Brand und die Leichen im Keller an, bei denen die Mördersuche ständig von irgendwelchen humorvollen Kommentaren unterbrochen wird. Aber es reicht, um immer mal wieder Anlass zum Schmunzeln zu haben.
Es reicht jedoch nicht, um den Film insgesamt unbedingt sehenswert zu machen. Tatsächlich gibt es zwar nichts, was Steirerwut unbedingt falsch machen würde – von der eher willkürlichen Auflösung einmal abgesehen. Er macht aber auch nichts so richtig gut. Vielmehr erfüllt die österreichische TV-Produktion die Ansprüche, die man hier mitbringen kann. Das war es mehr oder weniger schon. Ein paar schauspielerische Glanzpunkte funkeln zwischendrin mal auf, gerade auch bei den konfrontativen Momenten. Wer aber nicht gerade ein großer Anhänger dieser Landkrimis ist, der findet in dem völlig überlaufenen Feld der Fernsehunterhaltung interessantere und unterhaltsamere Beispiele.
OT: „Steirerwut“
Land: Österreich
Jahr: 2020
Regie: Wolfgang Murnberger
Drehbuch: Wolfgang Murnberger, Maria Murnberger
Musik: Roman Kariolou
Kamera: Peter von Haller
Besetzung: Miriam Stein, Hary Prinz, Eva Herzig, Johannes Nussbaum, Brigitte Hobmeier, Christoph Luser, Branko Samarovski
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