Streuner - Unterwegs mit Hundeaugen
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Streuner – Unterwegs mit Hundeaugen

Inhalt / Kritik

Streuner Unterwegs mit Hundeaugen
„Streuner – Unterwegs mit Hundeaugen“ // Deutschland-Start: 19. März 2021 (DVD/Blu-ray)

Einer alten Weisheit zufolge sollte man eine Gesellschaft vor allem danach beurteilen, wie sie ihre schwächsten Mitglieder behandelt. Über diese Sicht lässt sich erkennen, nach welchen Kriterien beispielsweise in einer Gesellschaft sortiert wird, wer dazugehört und wer nicht, wo es vielleicht auch Ausnahmen von der Regel gibt und warum. Jedoch kann man noch einen Schritt weitergehen und sich der Perspektive derjenigen annähern, die der Mensch sprichwörtlich zu seinem besten Freund auserkoren hat, nämlich den Tieren. Auch wenn diese Idee manche Leser dieser Zeilen zum Schmunzeln bringen wird, ist dieser Perspektivwechsel nicht ungewöhnlich, gab es doch schon in der Antike viele Philosophen, welche die Sicht der Tiere auf die Menschen als potenziell erhellend betonten. Namhafte Autoren wie Franz Kafka haben sich in Arbeiten wie Forschungen eines Hundes an das Experiment gewagt, die Welt und die Menschen aus der Sicht von Hunden zu betrachten, in diesem Falle eines besonders neugierigen Exemplars, welches über seine Beobachtungen der Welt Antworten auf existenzielle Fragen zu finden hoffte.

Gerade vor dem Hinblick der besonderen Verbindung von Hund und Mensch erscheint das Konzept, die Welt aus der Sicht der Vierbeiner zu sehen gar nicht so abwegig. Ausgehend von ihrer eigenen Erfahrung in der Hundehaltung und einer Reise in die Türkei entschloss sich die US-amerikanische Dokumentarfilmerin Elizabeth Lo diesen Schritt in einem ihrer nächsten Projekte zu wagen. Streuner – Unterwegs mit Hundeaugen, der unter anderem auf dem Tribeca Film Festival 2020 lief, begleitet Zeytin wie auch viele andere Hunde in den Straßen der türkischen Metropole Istanbul, zeigt, wie sie täglich überleben, um ihr Revier, ihre Schlafplätze und ihr Futter kämpfen, aber auch, wie die Menschen auf die Straßenhunde reagieren. Lo gelingt dabei nicht nur ein sehr warmherziger Film, der nicht nur Tierfreunden gefallen dürfte, sondern darüber hinaus eine interessante Sicht auf die spezielle Verbindung von Mensch und Tier.

In der Mitte und am Rand

Wie Lo in ihrem Kommentar zu Streuner erklärt, ist die Türkei historisch gesehen, was den Umgang mit streuenden Hunden angeht, ein Sonderfall, steht das Töten wie auch die Gefangennahme von Hunden im Land seit langem unter Strafe. Zwar gibt es immer wieder Maßnahmen, um die Zahl der Streuner in der Stadt zu reduzieren, doch letztlich war der Erfolg dieser recht überschaubar, wie man alleine schon an den ersten Einstellungen der Dokumentation sehen kann. Zeytin, Nazar und Kartal heißen die vierbeinigen Protagonisten in Streuner, welche Lo mit der Kamera begleitet, die sich immer mal wieder begegnen, bevor sie wieder getrennte Wege gehen oder durch andere Umstände auseinandergerissen werden. Ihr Leben findet in der Stadt, inmitten von Menschenmengen statt, doch auch am Rande, in Baustellen und Ruinen, in denen sie zusammen mit einer Bande obdachloser Jugendliche Unterschlupf finden.

Faszinierend sind nicht nur die Einsichten, die Kamerafahrten und Einstellungen, die Lo wählt, sondern gerade dieses Miteinander von Mensch und Tier. Egal ob Demonstration oder Einkaufsbummel, die Hunde sind nie fern, legen sich bisweilen den Menschen geradezu in den Weg und werden dafür mit Streicheleinheiten und Leckereien belohnt. Anders als die Zweibeiner unterscheiden die Hunde nicht, wer sie streichelt oder mit wem sie mitgehen, wie die Kamera immer wieder zeigt. Besonders vielsagend sind daher die Szenen mit der bereits erwähnten Gruppe Jugendlicher, die für eine Weile Kartal, der noch ein Welpe ist, bei sich aufnehmen und für ihn sorgen, bis sie schließlich von der Polizei getrennt werden.

Credits

OT: „Stray“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Elizabeth Lo
Drehbuch: Elizabeth Lo
Musik: Ali Helnwein
Kamera: Elizabeth Lo

Bilder

Trailer

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„Streuner – Unterwegs mit Hundeaugen“ ist eine faszinierende Dokumentation, nicht nur wegen ihrer Perspektive, sondern wegen ihrer Sicht auf die Gesellschaft der Menschen. Elizabeth Lo gelingt ein erhellender Film, der Tierfreunden wie auch anderen Zuschauer gefallen durfte, alleine schon wegen seiner vielen tollen Aufnahmen Istanbuls und seiner sympathischen Protagonisten.